Brief von Joseph Victor von Scheffel an W. Kallmann
(Beantwortet den 23/2)
Verehrter Herr Dr.Freundlichen Dank für Ihre Mittheilung. Ich bitte, mir di Protestant. Kirchenzeitung u. di deutsche St. Petersburger mit den Besprechungen [zukommen] zu lassen.
Die „Bergpsalmen“ sind freie Dichtung. Ihre örtliche Heimat ist die Falkenschlucht in den Abhängen des [Schafberges] u. der Abersee im Salzkam[m]ergut . Der Bischof ist der heilige Wolfgang von Regensburg, von dem noch der Markt St. Wolfgang den Namen trägt. Die Sage von seinem Einsiedleraufenthalt dort ist geschichtlich richtig.
Daß ich ihn – der zu den characterreinen großen Kirchenfürsten des X. Jahrhunderts zählt, als Dichter sprechen lasse, beruht auf der Nachricht in seinem Leben: ... sicut erat peritissimus poematum compositor. Ich besitze diese legenda Sancti Wolfgangiang episcopi Ratisponensis als Incunabeldruck vom Jahr 1574. Sie ist in Pertz monumenta Germ. Abgedruckt, enthält übrigens über das Klausnerleben am Abersee Nichts weiter.
Ich freue mich des Wiederklangs, den diese, im Eindruck grosser ungefüger u. doch harmonischer Alpennatur geformten Rhythmen in empfänglichen Gemüthern finden u. grüsse Sie freundlichst
J. Vict. Scheffel Karlsruhe 5. Januar 70Daten zum Brief
Absender: | Joseph Victor von Scheffel (Karlsruhe) |
Adressat: | W. Kallmann (Wiesbaden) |
Brief vom: | 05.01.1870 |
Genannte Daten: | 1574 5. Januar 70 X. Jahrhunderts |
Genannte Personen: | J. Vict. Scheffel Wolfgang von Regensburg |
Genannte Institutionen: | |
Genannte Orte: |
Schaafberges
Schafberges
Abersee Karlsruhe Markt St. Wolfgang Salzkam[m]ergut |