Liebes gutes Mäuschen!

Gelt, Du bist recht böse auf mich, daß ich dir nicht augen‐
blicklich geschrieben habe. Ich entschuldige mich auch nicht,
sondern klage mich als strafbar an; vielleicht wäre es dir
an meiner Stelle ebenso gegangen. Ich bin kreutzwohl,
nur hie und da etwas Abweichen, aber nicht vom Bier‐
trinken, denn bisher habe ich noch sehr wenig getrunken,
weil es mir nicht recht schmecken will. – Wir sind auf
dem Wege hieher in Augsburg über Nacht geblieben und deßhalb
einen Tag später, nemlich Donnerstag angekommen. Meine
Mutter und die Schwester Thekla [Lachner] lassen dich herzlich grüßen.
Ich habe die Sachen, die du für die Christina zusammengepackt
hast getheilt und eine Hälfte davon der Thekla [Lachner] gegeben, die recht
froh darum war und dir vielmals dankt. Meine gute Mutter
sieht so gut aus, daß man sie für 20 Jahre jünger halten kann
als sie ist. Sie hat geweint, wie ich ihr Alles von unserm Petrus
erzählt habe. Bis jetzt bin ich mit Franz [Paul Lachner] und der Schwägerin [Julie Royko]
sehr gut ausgekommen und hoffe es auch ferner; die längste Zeit
waren wir ohnedieß hier.. Es gefällt mir, die neuen Kunst‐
werke ausgenommen, nicht mehr recht in München. – Denke dir,
die [Agnes] Pirscher befindet sich schon seit langer Zeit hier, was mich nicht
wenig überrascht hat. Jetzt gastirt sie hier, ohne sehr zu ge‐
fallen. Daß Graf [Philipp von] Leerbach nicht mehr Intendant in Darmstadt
ist, weiß ich durch sie. – Nun, liebes, gutes Mäuschen