15 Nov. 1868





Großherzogliches Hoftheater‐Comité.


Bei den von Jahr zu Jahr steigenden Preisen der Lebensmittel
und Wohnungen und den im Ganzen nur unerheblich vorrückenden
Gehalten der Orchestermitglieder wird es diesen mehr und mehr er‐
schwert, sich ihre Existenz zu sichern und viele derselben befinden sich in
einem Zustande von Mangel und Bedrängniß, wovon das Hoftheater‐
Comité keine Vorstellung hat. Es wäre wenigstens für diejenigen Mit‐
glieder, (und sie bilden glücklicherweise die Mehrzahl) welche durch Unterricht
einen Nebenverdienst haben, eine große Erleichterung, wenn die Musik
zwischen zwei oder drei an einem Abende gegebenen Schauspielen abge‐
schafft würde. Die meisten Schüler sind den Tag über in den Schulen und
Instituten und können nur am Abend den Musikunterricht nehmen, was durch
die Schauspielmusik unmöglich gemacht wird. Es ist gerade in den letzten
Monaten, wo die Mehrzahl der Schauspielvorstellungen aus mehreren Stücken an einem
Abende bestand vorgekommen, daß Orchestermusiker die Stunden, die nur am Abend ge‐
nommen werden können, verloren haben. –

Das Gr. Hofth.Comité hat in der Abschaffung des Heraus‐
rufens auf offener Szene einen störenden Unfug beiseitigt; aber kein
geringerer Mißbrauch ist die Anwendung von Musik bei Schauspiel‐
vorstellungen. Es läßt sich durchaus nicht einsehen, welcher innere Zusammen‐
hang zwischen Musik und einem Schauspiele bestehen soll, zweier Künste,
deren jede ihren eigenen besondern Beruf und ein ihr abgegrenztes Gebiet

haben.