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frettag, 16. Mal 1947

HEIMAT

KURIER

Nr. 39 / Seite 9

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Fischerhütte am Untersee

Die Schmelz feiert Johann Peter Hebel

Ueber 20 000 Basler besuchten da« Hebelfest

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UnOeechronih

Die neue Zeit

/ Idi gebe zu, daß 1dl mit der Zeit schon Gauner auf Kriegsfuß stand, ich halte sie für eine sehr flüchtige, um nicht Zusagen leichtfertige Dame. Solange ich denken kann, bin ich hinter ihr hergerannt. Das ging in der Kleinkinderschule an und wurde in der großen Lebensschule für Er­wachsene fortgesetzt. Ich gerate leicht mdt dem Frühstück in die Mittagszeit und mit dem Tee ins Nachtessen und es gibt ängst­liche Gemüter, die vermeiden, mich un­aufgefordert zu besuchen, weil sie nie er­raten können, wie ich mit der Zeit dran bin.

Mit stillem Grauen erwarte ich darum Jedes Jahr die Sommerzeit, die der so rührend besorgte Vater Staat für seine Kinderchen ausgetüftelt hat Wenn ich richtig aufgezogen war, d. h., den Dreh vom ersten Tage ohne Unfall weg hatte, kam ich unter vielem Schnaufen jeden Abend richtig an und um Mitternacht ins Bett.

Aber nun kamen Leute auf die großar­tige Idee, die Zeit nicht nur um eine, son­dern um 2 Stunden vorzustellen. Wenn ich jetzt aufstehe, strahlen die Sterne und wenn ich zu Bett gehe, scheint die Sonne. Ich dachte zuerst erschrocken, das läge mal wieder an meiner verkehrten Zeit­einteilung, aber siehe da, es ging gottlob auch anderen Leuten diesmal so. Mein Nachbar klagt, daß er vor seinen Hühnern schlafen geht, die das mit der Sommerzeit nicht gelesen zu haben scheinen und guter Dinge hoch herumspazieren, wenn er schon

in« Beil muß. Er weiß nicht recht, ob er das Nachtessen am frühen Morgen, oder das Frühstück am späten Abend gegessen hat und sein Haushahn, der sonst alles tadel­los regierte, ist durch die ständigen Ruhe­störungen ganz mit den Nerven herunter und muß entweder in eine Heilanstalt oder in den Kochtopf.

Ich habe meinen Nachbarn edn wenig ausgelacht. Ich fand, er übertrieb sehr; aber dann sah ich einen andern Nachbarn, der nachts um 12 Uhr Salat pflanzte und seine Beete goß, während seine Frau Wä­sche hängte, die sie am Vormittag im Mondschein gewaschen hatte.

Ich weiß nicht ich weiß nicht ir­gendwie gefällt mir das Ding nicht und ich kann nur immer wieder sagen: Da hat doch jemand dran gedreht entschieden zuviel dran gedreht! Mar6

Eine schreckliche Volksseuche

Hemmungslose Genußgier, Haltlosigkeit, Leichtsinn, das schlechte Beispiel moder­ner Filme, schlechter Lektüre, die Nach­wirkungen von alkoholisierten Tanzlust­barkeiten in Stadt und Land und so viele andere Gründe sind die Ursache von phy­sischen und psychischen Verfallserschei­nungen, von welchen weite Kreise unserer Bevölkerung, leider auch der Jugend, be­fallen sind. Selbst Bildzeitschriften, deren Bestreben es im allgemeinen ist, der Un­terhaltung zu dienen, sehen sich zu ern­sten Mahnungen genötigt. So stellt z. B. dieBadische Jllustrierte fest, daß die Geschlechtskrankheiten seit 19331946 so bedenklich angestiegen seien,daß man bereits von einer Volksseuche sprechen muß und daßdie Syphilis , eine in Deutschland selten gewordene Ge- schlecäüskrankheit, im Gefolge von Krieg und Nachkriegszeiteine schreckende Ver­breitung gefunden habe und einedrei­ßigfache Zunahme der Geschlechtskrank­heiten zu verzeichnen wäre!

Trümmer im Grünen

Freiburg i. Br. In «atte« Grün ist die Stadt gehüllt. Aber dieser duftige Schleier kann trotz seiner malerischen Pracht die wunden Stellen nicht verbergen. Die Trümmer der Stadt können nur dann be­seitigt werden, wenn alle Hand anlegen, die dazu fähig und guten Willens sind.

Ein vor kurzem in der Freiburger Uni­versität abgehaltener Diskussionsabend hatte gerade den Fragenkomplex Aufbau sum Gegenstand. Allzuviel scheint dabei tro-z aller Heftigkeit, die dabei zutage trat, nicht herausgekommen zu sein. Al­lerseits wurde zwar ausdrücklich betont, TfcS derAufbau Problem Nr. 1 Ist und bleibt Oberbürgermeister Dr. Hoff- mann konnte erfreulicherweise auch noch verschiedene Verbesserungen der Arbeits­bedingungen (Schuhe, Kleidung, Verpfle- |ung) in Aussicht stellen, das allein wird aber trotzdem nicht genügen. Das hat die bisherige Erfahrung ausreichend bewie­sen. *

Wenn nun auf Grund der Badischen Getneindeordnung vom 31. 3. 47 der Frei­burger Stadtrat eine Gemeindesatzung er­lassen hat, um dadurch alle männlichen Personen zwischen 16 und 60 Jahren und alle weiblichen Personen zwischen 16 und 45 Jahren zur Trümmerbeseitigung und Kr den Wiederaufbau zu verpflichten, wird das Problem in ein völlig neues Licht (Brückt Die Frage der Freiwilligkeit dürfte damit hoffentlich eine dem Ge­meinwohl entsprechende Klärung gefun­den haben. Danach kann nun jeder, wenn eine Dienstpflicht nicht erfüllt, mit einer Geldstrafe belegt werden. Es ist bedauer­lich, daß nur durch eine gesetzliche Ver­ankerung das Pflichtgefühl wachgerüttelt »erden konnte.

Aber es geht anscheinend doch noch an­ders. Das haben die katholischen Jung- tnänner der Stadt bewiesen, als sie jüngst einen Tag lang freiwillig bei der Trüm­merbeseitigung geschafft haben, und ihnen haben sich nun auch der Freiburger Stadtrat mit dem Oberbürgermeister an der Spitze und Mitglieder der Ministerien ^geschlossen.

Wie schwer es heute ist, die gesteckten Ziele zu erreichen, wird allein durch die Tatsache erläutert, daß Freiburg nach der neuesten Regelung nur noch 27 000 Back­heine im Monat zugeteilt bekommt. Da muß man eben aus den Trümmern Back- *tej ne herausschaffen, wie dies nunmehr durch bereits verpflichtete Arbeiter von auswärts geschieht. Die Hälfte der Back­haine wird diesen allerdings für den Wiederaufbau ihrer Wohnungen und Oe- konomiegebäude auf dem Lande zur Ver­fügung gestellt. Einer hilft so dem andern. Wenn das so ist, oder wenn es so weit kömmt, dann haben wir keine Bange, daß **, wenn auch nur langsam, doch gelingen »ird, in den kommenden Monaten ein Iroßes Stück Arbeit zu leisten, denn un­aufhörlich dampft derSchutt-Expreß mrd hoffentlich regen sich recht viele fleißige Hände, um das alte, schöne Frei- ="Urg bald wieder erstehen zu lassen. Joso.

Die Wiederaufb auarbelt in Freiburg

Obdachlosen viel Gutes gewirkt. Ebenso

86. Geburtstag der Fürstin Irma von Fürstenberg

4 Am 19. Mai feiert die Fürstin Irma Fürstenberg auf Schloß Heiligenberg Kren 80. Geburtstag. Sie entstammt dem hiemaligen reichsunmittelbaren österrei- Klschen Geschlecht der Grafen von Schön- Jpm-Buchhei'm, aus dem bekannte Kir- Kenfürsten und Baumeister hervorgegan- sind, u. a. Graf Damian von Sehön- , der Erbauer des Rokoko-Schlosses in ichsal und der Residenz in Würzburg , bat in den vergangenen Jahren im en viel Not gelindert und immer ge- fen, wo es galt zu helfen. Anläßlich des Brandes in Donaueschingen im t 1906 hat das Fürstenpaar für die

hat sich das Fürstenpaar um das Schick­sal Donaueschingens immer besonders an­genommen und mit den damaligen Bür­germeistern Schön und Fischer viel für die Entwicklung Donaueschingens als Kur- und Fremdenstadt getan. Es lag dem Für­stenhaus am Herzen, in Donaueschingen ein Kulturzentrum zu schaffen. Möge der Fürstin ein gesegneter Lebensabend be- schleden sein.

Die verlockende Grenze

ra. Vor dem Militärgericht in Singen batten sich 44 Männer, 9 Frauen und 6 Ju­gendliche wegen Ueberschreitung der Schweizer Grenze zu verantworten. Inden meisten Fällen waren die Grenzgänger von der Schweizer Fremdenpolizei erwischt und wieder ins Badische zurückbefördert worden. 36 der Angeklagten erhielten Ge­fängnisstrafen über drei Monate, die üb­rigen kamen mit geringeren Gefängnis­oder Geldstrafen davon, zwei wurden frei- gesprochen. Wegen unerlaubter Ueber­schreitung der Zonengrenze verurteilte das Militärgericht Singen 29 männliche und 8 weibliche Angeklagte und einen Jugend­lichen. Es gab mehrwöchige Gefängnisstra­fen und Geldstrafen bis zu 200 Mark.

Einweihung der Synchronisieranstalt Teningen

F r e i b u r cj. Administrateur Genäral Laffon in Begleitung des Delegue Superieur für Baden, Pene, hat am Samstag in Teningen bei Freiburg die Film-Studios eingeweiht. Anläßlich dieses Besuches wurde die Syn­chronisation eines Filmes vorgeführt, um zu zeigen, welch hohen Grad die Nach­

synchronisierung heute erreicht hat. Ad- mnistrateur General Laffon dankt all denen, die ihren Teil zum Gelingen des Werkes beigetragen haben, das dem Film in Baden große wirtschaftliche Möglich­keiten bietet.

Staatslotterie iür Südbaden und Süd- Württemberg

Baden-Baden . Eine neue Staatelot­terie für Südbaden und Südwürttemberg ist in Vorbereitung. Die Loa« werden dem­nächst ausgegeben.

Chronik des Beacbtals

Ofoerkirch. Bei der Gründungsversamm­lung der Stadtkapelle wurde Josef Hilden­brand zum 1. Vorstand gewählt, zum 2. Vorstand Wilhelm Boschert. zum Dirigen­ten Emilio Rosa. Gut besucht war der von Staatsschauspieler Mehner und seiner Spielgruppe veranstalteteBunte Abend in Oppenau . In Renchen fand die 2. öf­fentliche Gemeinderatssitzung statt. Mit der Reichsbahn wird ein Vertrag wegen Instandsetzung des Bahnhofgeländes abge­schlossen.

Neuer Präsident der nordbadlsdien Finanz­verwaltung

Karlsruhe . Ob.-Reg.-Rat Dr. Otto Nikolaue, bisher Finanzvorsteher in Nürnberg , wurde vom Finanzminister Dis Köhler zum Präsidenten des Landesfinanz­amtes Karlsruhe bestellt. Finanzpräsident Dr. Nikolaus ist ein Sohn der Gemeinde Weingarten . Er wurde am 19. November 1898 geboren.

Verhehrenachrlchten aue ßaöen

Reise beschränkungen

Die Schmeifcüge DFA 753 / DFA 754 Konstanz Saarbrücken und zurück dürfen nach einer neuen Anordnung der tranzöischexi Aufsichtsbe­hörde von deutschen Reisenden nur zwischen Konstanz und Rastatt benutzt werden. Hiernach könnten für den Zug DFA 753 ZiviCredaende nur b» Rastatt und für dien Zug DFA 754 nur von Rastatt zugedeseen werden. Das Zulassungskon- tingient des Bahnhofs Karlsruhe geht an den Bahnhof Rastatt über. Zur Betastungsvermln- derurag der Züge werden zudem Wagen verwen­det mit geringerer PSatzzaäit Die Platzkontin- gente der einzelnen Bahnhöfe wenden dadurch verringert.

Schnell- und Eilzfige ohne Beschränkung

FD 276 Hamburg Karlsruhe Basei. Für diesen Zug sind außer den SchneCizugazuschilägen die besonderen Zuschläge für FetmschneCCzüge zu bezahlen. D 121 / D 130 Lindau Offeniburg und zurücks D 269 / D.270 Freiiburg Karls­ruhe Dortmund und Zurücks D 809 Baden-Ba­den Frankfurt (M) nur Di, Do, Sai DFA 751 / DFA 752 Baden-Baden Frankfurt (M) Ber­lin und zurück (nur So, Mo, Mi, Fr)i E 148 / E 149 Freiiburg Mülhausen und zurück: E 211 / E 212 Offenbuig Karlsruhe und zurüdki E 216 / E 217 Karlsruhe Offanbuirg und Zurücks E 221 / E 230 Konstanz Radolfzell und zuirüdc; E 261 / E 370 Konstanz Radoifzeffi and zurücks E 306 / E 307 Karlsruhe Basel und zurück. Im E 306 lauft ein Wagen Karlsruhe Hbf Undau Hbf, der ln Offeniburg auf den D 170 übergeht. Dieser Wa­gen ist nur mit besonderer Zulassung zum D 170 und nur mit Fahrausweisen mindestens bis Vjl- limgen benützbar.

Schnellzüge mit beschränkter Zulassung

FD 275 Basel Karlsruhe Hamburg. Für diesen Zug sind neben den SchneCzugzuedilägem die besonderen Zuschläge für FemschneHIzügie zu bezahlen. Dieser Zug ist für Reisende nur bis Karlsruhe unbeschränkt benutzbar. Die Zulassun­gen gelten nur für Reisen über Karlsruhe hin­aus. D 161 / D 170 Innsbruck Undeu Of- fenbuiig - (Paris ) und zuriidci DFA 753 / DFA 754 Konstanz. Karlsruhe (Saarbrücken ) und zu­rück, nur bis bzw. von Rastatt . Zulassungen werden in erster Linie an Reisende ausgegeben, die dringend dienstlich oder geschäftlich reisen müssen und dies durch Vorlage glaubhafter Un­terlagen belegen können. Der Zugang zu den kontingentierten Zügen und die Fohrtausweisprü- fung wird streng überwacht. Reisende, die unbe­rechtigt in diesen Zügen angetroffen werden, sind als Reisende ohne gültigen Fahrtausweis zu be­handeln und wenden vom nächsten Halitebahnhof an von der Weitetfatat ausgeschlossen.

L ö r r a ch. Hebedtag, Festtag für Stadt- und Landkreis Lörrach. Fahnen, Blumen, Menschen. Frühlingssonnentag. Das waren die Zeichen dieses Festtages, der aus dem Wiesental, aus dem Rebland am Rhein und vor allem aus dem Baselbiet tausende fröhlich gestimmter Menschen nach Lör­rach lockte. Die verflossene Woche war überreiche Arbeit an den Vorbereitungen zu diesem Fest des Geburtstages des Hei­matdichters. Sein Park, in dessen Mitte sein Standbild prangt, erscheint in neuem Schmuck. Schaufenster zeigen in vielen Variationen sein Bild, seine Bücher, mit viel Liebe und Geschmack geschmückt Nach dem Gedenkgottesdienst, den Pfarrer Dr. S. Dieterle von St. Johann in Basel hielt, war das Hauptmoment der riesige Festzug, der sich in den Nachmittagsstun­den durch die Stadt bewegte. Die Wagen aus den verschiedenen Dörfern, die Sinn­bilder aus Hebels Schaffen zeigten, die schönen Trachtengruppen, all die blumen­tragenden Kinder im Takte der Musik ver­schiedener Kapellen marschierend, fanden reichen Beifall bei den zahlreichen Zu­schauern. Und anschließend fröhliches Ge­triebe ln der Festhalle bei Musik und Tanz. Wohl selten hat Lörrach nicht nur soviel fröhliche Menschen, sondern auch glücklich bewegte Menschen gesehen als an diesem Tage. Kamen doch die Schwei­zer zum größten Teil, um nach Jahren sich hier mit Verwandten und Bekannten ein Rendez-vous zu geben und ihre lieben Gaben mitzubringen. Unschätzbar sind die Zahlen der Liebesgaben, die an Hebels Ehrentage über die Grenze flössen und in diesem Sinne hat das Fest wohl seine

tiefste Bedeutung erhalten, daß es viele Menschen wieder einander näher gebracht, viele Wogen geglättet und manches Herz in schweren, leidvollen Tagen Trost und neue Hoffnung gebracht hat. Die Zahl der schweizerischen Besucher wird auf 23 000 geschätzt.

Aber nicht nur ln Lörrach und ln Hausen i. W. feierte man den Hebeltag, auch lm schweize­rischen Basel , denn der grumdgüttge Dichtenpfar- rer gehörte eben den Baselern und den Badenern. Und doch wer die Hauptfeier im Badischen, in Lörrach wohin rund 20 000 Baseler gekommen waren. Der gesunde und unverbildete Menschen­verstand hat den krankhaft übersteigerten Na­tionalismus in die staubige Ecke hinter den Schreibtisch verwiesen Und obwohl ihnen die ungekünstelte und verzeihende Heiterkeit, des alemannischen Mundartdichters gerade heute zu Herzen spricht, sind die Baseler nicht bloß um Hebel zu federn nach Lörrach gekommen, sondern um ailte Bekannte seit vielen Jahren wieder sehen und sprechen zu können, und ihnen etwas zum Essen zu bringen. So nimm* es kein Wunder, wenn denn an den Vortagen des Hebel-Festes die unübersehbare Zahl von Anfragen an die Baseler Zolldtrektion sich darum drehte, ob man auch Matratzen oder Kinderwagen miimehmen kanm, während andere Fragesteller wissen woll­ten, ob man auch Schulsüdce, oder statt Lebens­mittel Schuhwichse und Nähzeug oder gar einen halben Kuchikasten voll Hausrat und Eßgeschirre über die Grenze schleppen dürfe Eine Hiebei- Festbesucfaerdn wollte sogar wissen, ob die Mit­nahme ihres Hundes gestattet sei ihre Ver­wandten in Lörrach hätten ihn noch nie gesehen! All diese vielen sinnigen und unsinnigen An­fragen haben die Telefonistin bei der Baseler Zollverwaltung zu dem Stoßseufzer veranlaßt: Wenn mumme dr Johann Peter Hebel nt» gstorbe würl"

Nettheiten aus ßa0en*ßaöen

Baden-Baden Die zweite öffentliche Stadtratssitzung brachte einiges zur Kennt­nis, das auch außerhalb der Zonenzentrale interessieren dürfte. So droht die Entna* Zitierung in die Stadtverwaltung mit verheerenden Folgen einzugreifen. 60 Mit­arbeiter, erklärte Oberbürgermeister Dr. Schlapper, sind durch Entlassung bedroht, doch hoffe man in etwa zwei Dritteln der Fälle eine günstige Revision erreichen zu können. Zur Zeit sind nicht weniger als acht Dienststellen ohne Leiter

Die seit Jahren fällige Erweiterung des Krankenhauses wird nunmehr einer Lösung zugeführt werden angesichts der heutigen Baden-Badener Raumnot ein er­freuliches Paradox! Durch das dankbar zu begrüßende Entgegenkommen der Militär­regierung kann das Hotel Runkewitz in der Lichtentaler-AUee übernommen und mit 100 Betten als Krankenhaus ausgebaut werden. Das Objekt kostet insgesamt 360 000 M., wovon Zeichen der Zeit! 100 000 M. wertbeständig sein müssen.

Von uns aus gefehen...

Lieber Pisette 1 Sind Sie sehr böse, daß ich Sie mit Ihrem alten Spitznamen an- rede? Oder lächeln Sie jetzt? Ich weiß nicht einmal, ob ich ihn richtig geschrie­ben habe, diesen Namen, den Ihnen die andern Jungen gaben. Ich weiß nur, daß er mit einem Schlag die ganze Pensionats­zeit, die guteVorkriegszeit" hervor­zaubert und natürlich Sie selbst, den jun­gen, siebzehnjährigen Genfer mit den veilchenblauen Augen, der bei uns Deutsch lernen sollte und für den ich aus ganzem Herzen schwärmte (denn ich war damals ein kurzbezopfter, vierzehnjähriger Back­fisch). Wissen Sie es noch ? Wissen Sie noch, wie Sie immer so köstlich auf der Nase zu schwitzen begannen, wenn es Ra­dieschen mit Butter und Käse gab ? Und wissen Sie noch, wie Gahafu (er hieß eigentlichJose und war ein Spanier ) Sie immer auslachte, wenn SieIch küsse Ihre Hand, Madame..sangen ?

Ach, sicher wissen Sie noch 1 Wie könn­ten Sie uns jetzt nach so vielen Jahren einen so reizvoll radebrechenden Brief schreiben 1 Wir sind so klein und häßlich geworden vor der Welt Wir haben nur Schuld und Hunger und Sie schreiben uns einen Brief, der nur von Zuneigung und Dankbarkeit spricht 1 Einen Brief in Deutsch !

Ich werde den Augenblick nicht ver­gessen, da Vater Jhren Brief vor der ver­sammelten Familie vorlas. An einer Stelle hieß es da :... und ich hab lassen schik- ken fort ein Paket mit guter Dinge. Mit guter Dinge! Oh, Pisette, an dieser Stelle machte Vater damals eine lange Pause. Und wir fühlten uns alle wie Kinder am Weihnachtstag, wenn das Glöckchen klin­gelt.

Am 6. Januar hatten Sie das Paket auf­gegeben und am 26. März ist es gekom­men. Erst am 28. März. Können Sie sich vorstellen, was wir dazwischen durchge-

Brief an die Schweiz Dank über die Grenzen

macht haben ? Einen Monat lang haben

wir uns täglich gefreut, einen Monat lang haben wir täglich gezweifeit, einen Monat lang haben wir täglich verzichtet:Es ist gestohlen worden, sicher ist es gestohlen, oh, solche Dinge werden doch immer ge­klaut ... Und nach drei Monaten kommt plötzlich jene wunderbare Karte: ,Jim Paket aus der Schweiz ist da und da ab­zuholen ...

Vater brachte das saubere Holzkistchen. Sicher kam er sich wie derOnkel aus Amerika vor (in der Neuzeit wird es bald einenOnkel in der Schweiz geben 1), als er es mit großartigem Schwung und doch sehr behutsam auf den Tisch legte. Viele Hände nestelten sofort an dem fei­nen Draht, der das Kistchen zusammen­hielt. Aber Vater holte die Flachzange und drehte ihn mit feierlicher Ruhe auf (denn sehen Sie Pisette, auch so einen hübschen dünnen Draht kann man in Deutschland braudien 1). Als er den Dek- kel hob, rührte sich keines. Es war ganz gewiß eine richtige Andacht. Auch die kleine Beate spürte es. Sie sah aue wie erschrocken.

Sie wissen doch, Pisette, daß Vater immer nach eineminneren Plan han­delt Und so wollte er jetzt auch den In­halt schönder Reihe nach, wie er auf dem gedruckten Zettelchen stand, aus­räumen. Aber da kamen plötzlich wieder alle Hände und jedes packte etwas und schrie etwas und Vater war gar nicht mehr wichtig mit seinem Zettel. Die Kakao-Büchse haben wir gleich aufge­macht. Jedes durfte mit ganz spitzer Zunge einen Millimeter tief versuchen und Beate durfte zweimal. Mutter hat das Päckchen Fett genommen und sagte nun in regelmäßigen Abständen :Palmin, das ist richtiges Palmin, und sie sagte es so wie andere Menschen sagen,da kommt der Herr Pfarrer.

Da sitze ich nun, trinke eine Tasse von Ihrem wunderbaren Bohnenkaffee und eine Ihrer festgedrehten, schlankenMar- vels" macht mireinen blauen Dunst vor", während ich den Brief beende. Ich möchte schreiben: ,3s lebe die Jugendzeit 1 Es lebe die Großherzigkeit 1 Es lebe die Schweiz ! Aber das ist geschmacklos. Es bleibt mir nur übrig, mich ganz armselig zu fühlen und Ihnen zu sagen:Wir danken Ihnen, Pisette, wir danken Ihnen sehr! Ihre ,hali.

Hebel urtö feine Mutter

In einem Dankschreiben an einen seiner Schü­ler. der ihm eine Zeichnung gesandt hatte, die das elterliche Hans in Hausen zeigt und dane­ben einen Teü des damaligen Schulhauses, schrieb Hebei dem Spender zurück:Beide Stät­ten sind mir heilig, wo zwei Menschen wohn­ten, meine Mutter und mein Sdvutoedstei Andreas Grether, die so viel an mir taten, de­nen kh so vieles verdanke." Hebel hatte früh seinen Vater verloren und auch das Schwester­chen folgte dem Vater bald im Tode nach, sodeß der Buh allein mit seiner Mutter war. Die Mut­ter (der Vater war ein Franke) vererbte ihm das alemannische Gemüt, das Beschauliche und Sinnige. Allzufrüh mußte der kleine JohannPeter von seiner geliebten Mutter Abschied neh­men. So wie Hebei in derVergänglichkeit" sei­ner Mutter ein ewiges Denkmal gesetzt hat, so gedenkt er ihrer in manchen andere seiner ale­mannischen Gedichte. Wie köstlich ist doch die kleine Szene zwischen Mutter und Kind im Mann im Mond":

Lueg, Muetterli, was isch im Mo?"

He siehisch's denn nit: e Ma!"

Jo wegerfi, 1 sieh ne sdK>.

Br het e Tschöbti a!"

Alles atmet bei Hebel Heiroatluflt, auch Sonne, Mond und Sterne, die ganze Natur Ist belebt. ImAbendstem", der zu seiner Mutter, der Sonne, spricht, heißt es:

O MuetteT lueg doch au, do umte glänzt's im Morgetau so schön wie in dym HimmietosaalJ"

He, sait si. drum isch's Wiesetal!" -ü

Au« dem Bericht über die Ernährungs­lage wird Interessieren, daß man hofft, in diesem Jahr die Gemüsevereorgung besser zu gestalten, obwohl die Gärtner das dop­pelte Kontingent von 1946, nämlich 5000 Ztr., erfüllen müssen. Es soll nun der Kreis Bühl zur Belieferung mit herangezogen werden. An Kartoffeln wurden pro Kopf 7080 kg verteilt eine etwas theoretische Zahl für die etwa 1000 Personen, die nur einen Zent­ner erhielten

Die 100 Holzhäuser sollen in diesem Sommer noch zur Aufstellung kommen, wenn es gelingt, 4000 Mann auf je drei Tage für den Ehrendienst und die entsprechenden Fachkräfte zu organisieren. Schlimme Aus­sichten für den nächsten Winter eröffnet« die Mitteilung des Oberbürgermeisters, wo­nach Baden-Baden aus seinen Waldungen 80000 fm Holz darunter 10 000 an Hol­land , liefern müsse was zu starken Ein­schränkungen in der Brennstoffversorgung für die Bevölkerung führen wird.

Interessante Zahlen brachte auch der Be­richt des Wirtschaftsamtes. So wur­den 1946 ausgegeben: in Textilien 0,6, in Lederschuhen 2,5 und an Benzin 2 v. H. des normalen Bedarfs aber nicht an Normal­verbraucher. Und das mit den Textilien wäre auch nicht möglich gewesen, wenn nicht ein Lager mit 1500 Stüde Textilware unvermutet für den Besitzer! entdeckt worden wäre ...

Um noch mit etwas Erfreulichem zu schlie­ßen, das vor allem die Leser interessieren wird, die Baden-Baden aufsuchen müssen: der Caritasverband hat mit Unterstützung der Stadtverwaltung in Baden-Oos im alten Rathaus ein Uebernachtungs- heim mit zwanzig Betten eingerichtet. Die Benutzung ist allen Durchreisenden kosten­los gestattet. Rr.

Oer Sööroeftfunh fenöet:

Samstag: 18.30 bis 18.45 Die Hörer und war? 20.1521.15Anno 1900": 21.1521.45 Sn regne* Noteni 22.1523.45 Der SWF bdttei zum Tanz.

Sonntag: 8.509.30 Kath. Morgenfeier; 9J0 bta 10.30 Das Unzerstörbare: 10.3011.15 Evang. Morgenfeter: 11.1511.30 Religiöse Musiki 15.30 Ms 16.15 Freiburg: Stimme der Heimat: 16.15 Ws 17.00 Wir erfüllen Hörerwünsche i 17.0017.50 Mucükatescbe Teestunde: 17.5018.00 Brest Wie- chert Der Mensch und Dadüier zu seinem 60. Geburtstag 1 18.0019.00 Aus der Weit des- Ope­rette: 20.3522.30 Konzen des Großen Orche­sters des SWF.

Montag: 20.1521.10 Musikalisches Rendez­vous: 21.1021.15Einkehr bei Goethe": 21.15 bis 21.45 Der SWF stellt vor: Wffly Fiel, Kavier.

Dienstag; 19.1519.30 Uhr Prof. Heinwith von Glarenapp: Kultuipoütische FroMeme des neuen Indien : 20.3021.30Funfcbrettt 1947": 21.30 bta 21.45 Lieder von Franz Schubert ; 22.1522 45 Wir blenden auf!".

Mittwoch: 20.1521.00Das Prisma", Werke von Haydn , Gretry , Weber: 21.0021.45 Musik für Dich.

An Sonntagabend Symphonie-Konzerte

Die Symphonie-Konzerte des Grofien Orchesters desSüdwestfunk ", che bisher jeden Sountag- Nachmattag vom Großen KuihaussooJ in Baden-Baden übertragen wurden, sind auf Grund zahl­reicher Hörerwünsche nunmehr auf Sonntag- Abend verlegt worden. Sie werden jeden Sonn­tag von 20.30 bis 22 J0 Uhr von affen Sendern des Südwestfunk" übernommen.