Seite

MM warte

«rd Verla-: _

Xarkooch«, t r bpr i uze ichr. 6 :: Z«uspr. 2272

OLrger- uncl Oaaernfreunä * basische Poll

Redaktion: ttarlrruh«, Lrbprinzeuftr. tz Zernsprech-klnschluh Nr. 2273

Erscheint wöchentlich zweimal: Dienstag und Freitag (die Freitag. O»g>be mit achtseitigem illustriertemFamilienfreund") sVtzMgrpreis vierteljährlich in Karlsruhe oder durch die Vertreter de-egm einschließlich Zustellgebühr 1 ML., bei der Post 1.20 ML.

:::: kür Lsller, kSrS und VÄerisnd! :: ?

kür dentMe ürl und 5!ttö!

M des Mgers VoiiHsiirt in 5tndl und Ksudi

Aryeigen im Inseratenteil die sechsgespaltene Petit-Zelle oder deren Raum 15 pfg. Im redaktionellen Teil die dreigespaltene Petit-Zeile oder deren Raum 59 pfg. - Bei größeren Aufträgen und Wiederholungen wird entsprechender Rabatt gewährt

Wummer 14

Karlsruhe, Ireitag, den 16. Februar 1917

32. Jahrgang

Hierzu derillustrierte Familienfreund".

Oer Krieg.

* Zur Lage.

Während im Westen die kriegerischen Maßnahmen nur mit gedämpftem Trommelklang vor sich gehen daß dasgedämpft" in diesem Krieg noch immer über­laut ist, meiß man bringt der Osten fast täglich Nachrichten über deutsche Fortschritte, große feindliche Verluste und stattliche Gefangenenzahlen. Auch im Süden, in Italien , geht es vorwärts; die Italiener haben ver­schiedene empfindliche Schlappen erlitten, so daß die Kriegs­stimmung der Italiener so ziemlich auf dem Gefrierpunkt angekommen ist. Das ist kein Wunder, wenn man be­denkt, daß die gesamtwirtschaftliche Lage der apenninischen Halbinsel infolge von Kohlen-, Nahrungs- und Arbeits­mangel nahezu trostlos ist. So scheint die Ernüchterung in Italien immer weitere Kreise zu ziehen. Die Dar­stellungen, die der bekannte sozialistische Geschichtsschreiber Emico Ferri gegeben hat, werden manchem kriegshetzerischen Italiener ins Gewissen gefahren sein.

Das ganze militär-politische Interesse gilt dem Kampf gegen England, den augenblicklich unsere U-Boote ausfechten. Man darf sagen, daß die ganze Welt diesen Kampf mit Spannung verfolgt, nicht zum wenigsten Herr Wilson, der sich in seinem amerikanischen Größenwahn ganz eklig inden Finger geschnitten" hat. Was er sich von der Schweiz und von Schweden hat sagen lassen müssen, wird er sich nicht hinter den Spiegel stecken. Schweden hat ihm klipp und klar auseinander­gesetzt, daß er die Haltung, die er heute gegen Deutsch­land einnimmt, längst gegen England hätte wahr­nehmen sollten! Vielleicht nimmt der Herr Professor, den die amerikanische Verfassung des politischen Unver­stands zum Regierungsleiter gemacht hat, den Brief der schwedischen Regierung zur Veranlassung, eine Ge­wissenserforschung vorzunehmen. Um so mehr, als der öde Amerikanismus wieder eine ganz ekelhafte Geschichte inszeniert, um einen Streitfall herbeizuführen.

Nach einer New-Iorker Reutermeldung sind zwei amerikanische Dampfer, dieOrleans " und dieRochester", nach Bordeaux , also nach dem See sperr gebiet, abge­fahren. Sie sollen die Probe darauf machen, ob Deutsch­land seine Ankündigung wahr machen und die Versenkung dieser Schiffe wagen wird. Man hat sogleich zwei Schiffe fahren lassen, um das von Deutschland angebotene Zu­geständnis, einen amerikanischen Passagierdampfer in be­stimmten Zeitabschnitten und unter bestimmten Voraus­setzungen durchzulassen, unwirksam zu machen. Die erste Voraussetzung entfiel schon während des Abbruchs der diplomatischen Beziehungen, aber auch die zweite ist un­erfüllt gelassen. Die beidenVersuchsschiffe" tragen nicht die vorgeschriebenen Farbenstreifen, sondern zeigen nur die Buchstaben tl. 8. ä,. (Umteä Ztates ot America). Die Besatzung besteht fast ausschließlich aus Amerikanern. Um den Fall der Versenkung der beiden Schiffe von vorn­herein recht kraß erscheinen zu lassen, betont Reuter noch, daß beide Schiffe unbewaffnet sind und keine Bannware führen.

Die Genugtuung, mit der die Presse des Vierverbandes, in erster Linie die englische, dieses Vorgehen begrüßt, zeigt deutlich genug, wie viel dem Vierverband daran liegt, den Streitfall zwischen Deutschland und Amerika zu einem Kriege auszubauen. Dieser Krieg gehört ja zu den letzten Hoffnungen unserer Feinde. Das Vorgehen der amerikanischen Regierung erbringt aber auch den Schluß­beweis, daß Wilson entschlossen ist, in seiner Freundschaft für England bis zum Aeußersten zu gehen. Die Frivolität, mit der er handelt, läßt sich nicht gut mehr überbieten.

Kommen dis Schiffe in die Sperrzone, so werden sie niedergeschossen, daran ist kein Zweifel, und will Wilson dann den Krieg erklären, so soll er es tun. Er wird samt seiner Politik gerichtet werden.

Derweilen arbeiten unsere U-Boote weiter. Schon über 200000 Tonnen haben sie versenkt; das schlägt zu Buch, denn das verteilt sich auf zirka 140 Schiffe. Nun laufen ja in den englischen Häfen täglich 40 ein; es wird also noch eine große Anzahl versenkt werden müssen, bevor England empfindlich getroffen wird. Aber der Zeitpunkt wird kommen und muß kommen, wann der Krieg beendet werden soll. A. R.

Türkische Teilungsplane.

DieBaseler Nachrichten" brachten vor kurzem

sehr interessante Mitteilungen über die türkischen Tei­lungspläne der Entente. Danach ist im Frühjahr 1915 zunächst über die europäische Türkei verhandelt worden. Es war der entscheidende Bruch der Westmächte mit allen ihren türkischen Traditionen, der dann schließlich in der Kriegszielnote den kurzen und klassischen Ausdruck gefunden hat, daß die Türken aus Europa zu vertreiben sind. Nun ist bemerkenswert, daß bei jenen Frühjahrsverhandlungen allein die Russen als die Fordernden auftraten. Das war vor der großen deutschen Offensive, die am 2. Mai beginnend, uns im Laufe des Sommers die Riesenerfolge in Rußland brachte. Die Russen hatten also den letzten Augenblick noch eben abgepaßt, um von den Entente­genossen ein festes Versprechen über Konstantinopel zu erhalten Später hätten diese die russische Karte wohl nicht mehr so hoch eingeschätzt, daß sie dafür die ganze europäische Türkei und den entsprechenden Besitz auf der kleinasiatischen Seite den Russen zuzusagen bereit gewesen wären. Seitdem sind England und Frankreich in der eigenen Schlinge gefangen und haben sich, offenbar auf russisches Verlangen, sogar dazu verstehen müssen, in dem offiziellen Schriftstück der Entente, eben jener Kriegs­zielnote, die Vertreibung 'der Türken aus Europa zu Rußlands Gunsten als Teil ihres Programmes öffentlich zu verkündigen.

Nun zeigen die Enthüllungen derBaseler Nachr." aber weiter, daß, nachdem das Eis gebrochen war. auch England und Frankreich im Fordern nicht faul gewesen sind. Ganz Syrien mit dem Alexandrette-Winkel behielt sich Frankreich vor, Mesopotamien gedachte England zu nehmen, für die übrigen Gebiete scheint man eine völlig feste Formel noch »licht vereinbart zu haben, jedenfalls sprechen die Mitteilungen derBaseler Nachrichten" nur von Interessensphären, Jnternationalisierungen und ähn­lichen Aushilfen.

Beachtenswert ist, daß der Vierte im Bunde, Italien , bei diesem Teilungsplan nicht berücksichtigt wurde. Es scheint, daß den Italienern dieses Geschäft zu riskant war und daß sie sich anderswo gesichert haben, das heißt natürlich, auf dem Papier. Denn alle diese Abmachungen der Entente sind in der Tat nichts anderes als ein Fetzen Papier und nicht die Tinte wert, mit der sie ge­schrieben worden sind. Was die englischen Diplomaten von ihren Abmachungen mit Rußland halten, dafür haben wir ja das Zeugnis des Herrn Townley, der es als Gesandter in Persien als seine Aufgabe betrachtet hatte, seine russischen Kollegen möglichst gründlich übers Ohr zu hauen. Daß die Holländer allen Anlaß haben, sich vor diesem Herrn, der ihnen jetzt als englischer Gesandter geschickt worden ist, vorzusehen, sei nebenbei gesagt. Auch Lord Hardingers Briefwechsel mit dem Petersburger Botschafter Buchanan war lehrreich dafür, wie wenig mqn sich innerhalb der Entente gegenseitig über den Weg traut. Bei aller Vorsicht haben es die Diplomaten un­serer Feinde doch nicht vermeiden können, daß wir ihnen tief in die Karten geschaut haben. Hoffentlich wird diese Kenntnis gründlich ausgenützt.

-t- *

*

Klärungen.

Der amerikanische Botschafter verläßt heute Berlin . Ein Teil der hiesigen amerikanischen Kolonie schließt sich ihm an, ein anderer Teil bleibt ruhig hier, in der be­rechtigten Annahme, daß man nirgends in Europa sicherer und unangefochtener leben kann, als aui deutschem Boden. Zwischen dem Abbruch der diplomatischen Beziehungen und der Abreise des Botschafters hat sich mancherlei ge­klärt. Es hat sich gezeigt, daß die Amerikaner doch nicht so blindlings mit vollen Segeln in den Krieg Hineinsteuern wollen, wie die Entente es gehofft hat. Ob es aller­dings auf dem Wege zum Kriege einen dauernden Halt geben wird, ist eine andere Frage. Einen wesentlichen Teil seiner Entschlußfreiheit hat der Präsident Wilson sich durch den Abbruch der Beziehungen bereits genommen. Von da an hat er dem Zufall und den Treibereien der Entente auf seine Entscheidungen eine von seinem Willen mcht abhängige Macht eingeräumt. Das müssen wir uns, um Enttäuschungen zu vermeiden, klar vor Augen stellen.

Geklärt hat sich die Lage noch nach einer anderen Richtung: der Präsident Wilson glaubte durch sein Bei­spiel und seine Aufforderung die europäischen Neutralen mitreißen zu können. Er hat sich getäuscht. Kein einziger der Neutralen ist ihm auf dem Wegs des diplomatischen Bruchs gefolgt Von jenseit des großen Wassers sieht sich das europäische Bild mift seinen ver­schlungenen Interessen doch anders an als vom europäischen Boden, wo man in viel stärkerem Maße weiß, was der Eintritt in den Weltkrieg bedeuten würde.

Geklärt hat sich noch ein Drittes. Es ist glaublich, daß der Präsident meinte, durch den drohenden Ton seiner Note die Entschlüsse unserer Regierung beeinflussen zu können. Es hat sich gezeigt, daß der Entschluß zum uneingeschränkten U-Bootkrieg mit unbeirrbarer Kraft ins Werk gesetzt worden ist. Die glänzenden Erfolge der ersten Tage haben das allen Zweifelnden bewiesen, und auch denjenigen Neutralen, die etwa eine andere Rechnung aufgemacht hatten, gezeigt, wie bitter ernst es uns ist.

So hat der Entschluß unserer Regierung nach den verschiedensten Richtungen seine nützliche und notwendige Auswirkung gehabt. Je eher sich die Neutralen mit der neuen Lage abfinden, um so besser für sie.

Mitteilungen

aus dem deutschen Hauptquartier.

Ein russischer tztütrpunkt gestürmt.

Italienische Niederlage in Makedonien .

Großes Hauptquartier. 13. Februar. Westlicher Kriegsschauplatz.

Tagsüber schränkte starker Nebel die Gefechtstätigkeit an fast der ganzen Front ein. Im Somme-Gebiet lebte der Artilleriekampf abends auf und hielt nachts in wechselnder Stärke, besonders lebhaft zwischen St. Pierre- Vaast-Wald und Peronne, an. Zwischen Dpern und Arras scheiterten zahlreiche Vorstöße feindlicher Auf­klärungsabteilungen.

Östlicher Kriegsschauplatz.

Front des Generalfcldmarschalls Prinzen Leopoldvon Bayern . Südlich des Dryswjaty-Sees drangen einige Stoßtrupps in die russische Stellung und kehrten Züt 60 Gefangenen und 1 Maschinengewehr zurück. Westlich von Luc! blieben Erkundungsvorstöße und Minen­sprengungen der Russen ohne Erfolg. Bei Zrvyzyn, am oberen Sereth, wurde der zweimal wiederholte Angriff mehrerer russischer Abteilungen abgeschlagen.

Front des Generalobersten' Erzherzogs Joseph.

Südlich der Valeputna-Stratze nahmen unsere Truppen einen stark ausgebautr« Stützpunkt im Sturm. An Ge­fangenen wurden » Offiziere, 168 Mann, an Beute L Maschinengewehre und viel Feldgerät eiugebracht.

Zwischen Uz- und Putna-Tal vielfach lebhafte Ariillerie- und Vorfeldgefechte.

Heeresgruppe des Generalfeldmarschakls von Mackensen. Keine besonderen Ereignisse.

Makedonische Front. Im Cerna-Bogen griffen nach wirkungsvoller Feuervorbereitung unsere Truppen eine feindliche Höhenstellung östlich von Paralovo cm und stürmten sie und einige hinter der Front befindlichen Lager. Bei geringem eigenen -Verlust wurden 2 Offi­ziere- 8« Italiener gefangen, 5 Maschinengewehre und 2 Minenwerfer erbeutet.

Der Erste Eeueralquartiermeisier Ludendorff.

WTB. Großes -Hauptquartier, 14. Febr. (Amtlich.)

Westlicher ldr^e g sschauplatz :

Heeresgruppe Kronprinz Bupprecht.

Auf dem Nordufer der Ancre führte der Feind nach sehr heftiger Artillerievorbereitung und unter Einsatz starker Jnfanteriekräfte seine Angriffe fort. Vormittags griff er zweimal südlich von Serre an. Beide Angriffe wurden im Nahkampf abgewiesen, vor der Front sich festsetzende Teile durch Vorstoß mit der blanken Waffe vertrieben.

Erkannte Bereitstellungen weiterer Verstärkungen nördlich und am Nachmittag auch südlich der Ancre wurden von unserer Artillerie unter wirkungsvolles Ver­nichtungsfeuer genommen.

Bis zur Somme war auch in anderen Abschnitten und während der Nacht der Feuerkampf stark.

Heeresgruppe des Kronprinzen.

Eigene Erkundigungsvorstöße im Bogen von St.Mihiel und am Westhang der Vogesen waren erfolg­reich.

Oestlicher Kriegsschauplatz:

Front des Geueralseldmarschalls Prinzen Leopold von Bayern .

Keine besonderen Ereignisse.

Front des Generalobersten Erzherzog Joseph

Im Mestecanes;y-Abschnitt errangen unsere Trupps gestern neue Erfolge.

Mehrere Stellungen der Russen wurden gestürmt und gegen heftige Gegenstöße gehalten. Die Gefangenen­zahl hat sich auf 23 Offiziere uud 1200 Mann, die Beute auf 3 Geschütze, 12 Maschinengewehre und 6 Minenwerfer erhöht.