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wiesen. Auch habe Württemberg einen förmlichen Protest gegen die Aufteilung Elsaß -Lothringens beim Bundesrat eingereicht, Sachsen habe sich diesem Proteste angeschlossen. Dem Aufteilungsplane stellten sich damit unüberwindliche Schwierigkeiten entgegen.

Im Gegensatz hiezu berichtet dieOberelsässische Landeszeitung", die gewöhnlich von dem Präsidenten des reichsländischen Landtags Or. Ricklin ihre Informationen empfängt, über den Stand der elsaß -lothringischen Frage (?) müsse man recht pessimistisch dem weiteren Verlauf der Dinge entgegensehen. In der ganzen Angelegenheit sei bis jetzt so gut wie nichts geschehen. Es stehe zu be­fürchten, daß die Abgeordneten auch noch weiterhin wie bisher mit ziemlich nichtssagenden Redensarten abgespeist würden. Das elsaß -lothringische Volk aber wolle sich nicht so abspeisen lassen. Es habe durch sein geradezu muster­gültiges Verhalten während seiner 47 jährigen Zugehörig­keit zum deutschen Reiche bewiesen, daß es den übrigen Bundesstaaten ebenbürtig zur Seite gestellt werden dürfe. Wo man im jetzigen Kriege erst eroberten Landesteilen schon die Autonomie gebe, dürfe Elsaß-Lothringen nicht zurückgesetzt werden.

Zu diesen beiden so verschiedenen Tonarten kommt eine dritte hochoffiziöse. Im Hauptausschuß der baye­rischen Abgeordnetenkammer erklärte nämlich Minister­präsident Graf Hertling , daß nach seiner Ansicht eine Angliederung des Elsasses an Süddeutschland, ebenso eine Angliederung Lothringens an Preußen den gegebenen Verhältnissen entsprechen würde. Die Zeitungsnachricht, daß die Frage bereits entschieden, sei falsch. Der födera­listische Charakter des Reiches müsse gewahrt bleiben. Gewisse unitarisch-zentralistische Gelüste auf politischem Gebier dürften nicht aufkommen. Aus diesen und anderen Mitteilungen läßt sich folgendes feststellen: Der Ver­such, Elsaß-Lothringen während dem Krieg staatsrechtlich anders zu gestalten, istbisjetzt gescheitert. Während der Reichstag in seiner linksge­richteten Mehrheit die Autonomie anstrebt, stemmen sich die Bundesregierungen aus verschiedenen Gesichtspunkten gegen diese Forderung. Im Lande selbst ist die über­wiegende Mehrheit der Bevölkerung aus leicht erklärlichen Gründen gegen eine Aufteilung. Die elsaß -lothringische Volksvertretung strebt die Autonomie an.

Wir halten es unter den gegebenen Verhältnissen für die einzige Lösung, wenn der Charakter des Reichs­landes gewahrt bleibt. Um Konflikten mit der Militärgewalt auszuweichen, würde am besten der Statthalterpostey. mit demjenigen eines Mi­litärinspektors verbunden und der Statthalter auf Lebensdauer ernannt. Als geeignete Per­sönlichkeit hiefür wird hier Herzog Wilhelm v. Urach genannt, der z. Zt. im Oberelsaß ein Armee­korps kommandiert und sorgfältige juristische und staats- wiffenschaftliche Studien gemacht hat. Unter allen Um­ständen muß dem Auslande gegenüber bei Friedensver­handlungen der Standpunkt vertreten werden, daß Elsaß-Lothringen eine durchaus innere Angelegenheit des deut­schen Reiches ist und bleibt. Kann Deutschland in Elsaß-Lothringen Frankreich irgend welche Zugeständnisse machen? fragt Staatssekretär von Kühlmann in seiner letzten Reichstagsrede.Nein, nein, niemals!" antwortet er unter dem stürmischen Beifall des Hauses. Der äußere Kampf wird um die Zukunft Elsaß -Lothringens geführt. Im Innern darf sich die Frage um die staatsrechtliche Zukunft des Reichslandes zu keinerlei Kampf ausgestalten. Es ist jetzt keinerlei dringendes Bedürfnis zu einer grundlegenden Aenderung der staatsrechtlichen Verhält­nisse des Reichslandes vorhanden. Ein stürmisches Fordern derselben, wie es in dem Mülhauser Blatte hervortritt, heißt den inneren Frieden und Zusammenhalt des Reiches erschüttern. Auch der Reichstag möge sich vor übereiltem Drängen hüten und nicht dem Ausland Stoff zu der gänzlich falschen Behauptung geben, daß wir uns in unserem eigenen Haus nicht mehr ohne fremde Hilfe einigen könnten.

Die vaterlandsparlei.

Unsere Parteifreunde fordern wir auf, der neu ge­gründeten Vaterlandspartei beizutreten, da sie sich zur Aufgabe gesetzt hat, den Siegeswillen in unserm Volk wachzuhalten und gegenüber der Zersplitterung und Un­einigkeit im Volk die Einigkeit und Einheitlichkeit der Kriegsziele nach dem Wahlspruch:Das Vaterland über die Partei" zu fördern. Die Vaterlandspartei will keinen Klassenkampf; sie ist weder konservativ, noch liberal, weder agrarisch, noch schwerindustriell, weder Wehrverein noch alldeutsch ihr ist jeder willkommen, der helfen will, daß Deutschland im Kampfe gegen seine Feinde stark und einig bleibt, daß ein Friede erreicht wird, der den unge­heuren Opfern, die geleistet wurden, entspricht. Jeder nationale Mann, welcher Partei er sei, ist willkommen.

Der Mindestbeitrag ist eine Mark. Man schließe sich den einzelnen Ortsgruppen an.

Die Feinde holen zum letzten Schlag aus. Das deutsche Volk muß einig und willensstark sein, aller Hader soll unterbleiben, es ist nur ein Ziel: den Feind zu be­siegen und unserm geliebten Vaterlande die Bedingungen seiner gedeihlichen und freiheitlichen Existenz zu sichern. Der Landesausschuß der konservativen Partei Badens:

Freiherr 0r. v. La Roche-Starkenfels,

Peter Hoffman«, Gräfl. Douglas'scher Domänendirekt, a. D.

A»; dem Sr«tzhey»gtom.

Karlsruhe , 22. Oktober 1S17.

* Die Verleihung von Ehrengaben an weib­liche Dienstboten. Am 3. Dezember findet alljährlich

die Verleihung von Ehrengaben für langjährige treue Pflichterfüllung an solche weibliche Dienstboten statt, die bei einer im Umfang des Großherzogtums sich aufhal­tenden Dienstherrschaft in einer und derselben Familie ununterbrochen mindestens 25 Jahre in Ehren und Treue gedient haben; für vierzig- und fünfzigjährige Dauer des Dienstverhältnisses sind besondere Abstufungen der Ehren­zeichen bestimmt. Anmeldungen Hierwegen sind spätestens bis 1. November bei dem nächsten Frauenverein einzu­reichen.

* Die städt. Höheren Schulen für Knaben werden gegenwärtig von 2811 Schülern besucht, gegen 2715 im letzten Schuljahre. Der Besuch des Gymnasiums ist um 44 Schüler zurückgegangen.

Die 7. Kriegsanleihe. Nach vorläufigen Fest­stellungen wurden auf die Kriegsanleihe folgende Zeich­nungen vorgenommen: Mannheim 160 Millionen, Bezirk Mosbach 4 Millionen, Bruchsal 6,7 Millionen, Bezirk Freiburg 51,884 Millionen, Bezirk Villingen 6,1 Millionen, Reichsbanknebenstelle Konstanz 20,6 Millionen, Kreis Konstanz 35 Millionen, Bezirk Meßkirch 2,5 Millionen, Bezirk Ueberlingen 6,25 Millionen, Triberg 5,2 Millionen, Pfullendorf 4 Millionen, Stockach 2 Millionen, Schopfheim 1,06 Millionen, Lörrach 8 Millionen Mark.

* Am Mittwoch erschwindelten zwei Metzger

hier eine Kuh im Werte von 1300 Mark, schlachteten sie in der Nacht zum Donnerstag in Beiertheim in einer Wirtschaft und brachten einen großen Teil des Fleisches in ein hiesiges Hotel, wo es beschlagnahmt werden konnte. Der Rest wurde in Beiertheim noch vorgefunden, und ebenfalls beschlagnahmt. Einer der Täter ist verhaftet worden, der andere ist durchgebrannt. Die Schutz­mannschaft hat mehrere Personen ermittelt, die in letzter Zeit, ohne dazu berechtigt gewesen zu sein, in den um­liegenden Ortschaften bei Landwirten Milch auf­kauften und dabei manchmal den Höchstpreis über­schritten. _

Mannheim , 19. Okt. Wegen Kriegswuchers ist der Zigarrenhändler Paul E. Friedenberger hier verhaftet worden. Er hatte seine Zigaretten weit über der Ban­derollengrenze verkauft. Einem Feldwebel, z. B. wurden von Friedenberger für Zigaretten mit der 1 Mark-Ban­derole, die bis 18 Mark pro Mille geht, 18 Mark abge­nommen. In anderen Fällen verkaufte der Verhaftete 1000 Stück 3 Pfg.-Zigretten, Banderole 2, für 60 Mk. und 1000 Stück 5 Pfg.-Zigaretten, Banderole 1 v, für 80 Mk. Sein Lager wurde sofort beschlagnahmt.

Vom Schwarzwald , 17. Okt. Heute Nacht traten im Schwarzwald die ersten stärkeren Fröste auf. Bei Hellem Wetter fiel die Temperatur in engen Gebirgs­tälern und namentlich auf der Hochfläche der Baar bis auf 4 Grad. _

Oie GeburisßrM-e -er neuen Zeit.

1517 31. Oktober 1917.

Die Wittenberger Bürger und Studenten haben dem Professor v. Martin Luther vom Augustinerorden nichts angesehen, als er an ihnen vorüber heute vor 400 Jahren zur Schloßkirche ging, und dieser deutsche Professor hat

nichts davon ge­wußt, als er die Rolle in seiner Hand entfaltete, durch die er in einem gelehrten Streitdie Wahr­heit an den Tag zu bringen hoffte". Und doch als er den Hammer hob, um das Blatt an die Kirchentür zu nageln, hob die Weltenuhr zum Schlagen einer neuen Welten­stunde aus, und als er den Hammer

>7'- V- X Kit.» senkte, war aus

l- dem Schob der

Ewigkeit und dem

Willen Gottes eine neue Zeit für die Menschheit hervor­getreten. Wir wifsen's jetzt, was damals geschehen ist, und mitten im Taten- und Leidenssturm dieser -Tage wollen wir in Kirche, Schule und Haus einen Augenblick uns darauf besinnen. Der Augenblick soll auch für die hart drängende Gegenwart nicht verloren sein, denn aus ihm wird im Blick auf das Geschehene neue Kraft unS zum Handeln quellen.

Was ist das Neue denn gewesen, was diese Welten­stunde der Menschheit gebracht hat?

Wenn der Luther von seinem Gang zur Schloßkirche in seine Klosterzelle heimgekehrt ist, umgibt ihn eine Welt der Vergangenheit, der Autorität, der Überlieferung und des Gesetzes. Vorgeschrieben find ihm Kleid und Gang, Tagesstunden. Gebärden und Gebete, Gedanken deS Kopfes und Empfindungen des Herzens. Er muß gehen, stehen, essen, schlafen, denken, fühlen wollen, wie die Kirche ihm gebietet. Vor ihm stehen auf seinem Tisch und um ihn liegen auf den Bänken der Kirchenväter und der heiligen Lehrer Bücher. Nichts darf er sagen und schreiben, das er nicht belegen und beweisen kann mit Väterworten. Doch nicht nur er, der Mönch, der Theologe, auch der Bürger drüben und der Fürst in feinem Schloß, der Kaiser auch auf seinem Thron, sie alle stehen im Bann dieses Gesetzes der Autorität und der Über­lieferung, die äußeres wie inneres Leben und Handeln in festen Formen hält. Aus dem Mönch von Wittenberg aber wurde der Held von Worms , der es wagte er selbst zu sein:hier stehe ich!" der dies wagte auf sein Gewissen allein:ich kann nicht anders!" auf sein Gewissen, das er gebunden wußte an Gott den Aller­höchsten allein, unmittelbar, hinweg über alle Autoritäten, Überlieferungen und Gesetze:Gott helfe mir!" Da wurde der Mensch der neuen Zeit geboren, die freie eigen­verantwortliche Persönlichkeit, zu eigenem Denken und Forschen in der Wissenschaft, zu eigenem Gestalten und Bilden in Kunst und Literatur, zu eigener» Handel und

Wandel in Kontor. Handwerk, Beruf, Wohnstätte, in und Gewinn, zu eigener freier Meinung und ÜberzeugH in Staat und Kirche. Nun quoll sie hervor g den Kräften des Menschengeistes die Gegenwa

der unermeßliche Reichtum und die Fülle ?

Lebensentwicklung der Menschheit seit 400 Jahrq Dort aber in jener Tiefe des eigenen Jchs fand z. Mensch alsbald auch die Eigenart, seines Volkes. stD Nation. Einst hatte über alle Völker die eine Kirq geherrscht, die eine antike Kultur, die eine lateinisch, Sprache, das eine heilige römische Reich. Schon hast, in einzelnen Völkern sechständige Regungen des Sell bewußtseins zu eigner Staatenbildung geführt, nun hoben in deutschen Landen sich Stimmen und Rufe einem deutschen Volk. Trotzig erhob sich die deutsij Sprache in Luthers und Huttens Schriften gegen

Die Thesentür an der Schloßkirche in Wittenberg .

Allmacht des Lateinischen . Ein deutsches Konzil forderte» die deutschen Fürsten und auch der wälsche Kaiser Karl verlangt ein allgemeines Konzil auf deutschem? Boden. Nun erst wurde wirklich was jener, dem deutschen Volk nur allzu unbekannte edle Erzbischof Berthold von Mainz gewollt, geplant und versucht hatten ein eigenes freies deutsches Reichsregiment, feste Grenze« für die deutschen Lande, ein freies deutsches Kammer- gericht. Deutschlands Feinde haben es doch nicht zu Macht und Bestände kommen lassen: erst der Hohenzollera neu geschaffener Staat hat die Völker und Fürsten Deutsch « lands vereint zum freien deutschen Reich. Dieser Staat ist nicht das Reich der Waffen sondern der Pflicht, d» Jedem das Seine wird und Jeder zum Dienst des Ganze» bestellt ist. Jeder Wehrfähige trägt die Waffe, jeder Len» fähige geht zur Schule, Kunst und Wissenschaft wendet sich, an alle, kein Fürst und kein Reicher darf sie für sich behalten, dem Arbeitenden wird Schutz, dem Kranke« Hilfe, dem Alten Versorgung und allen das gleiche Recht Ein sittlicher Staat, eine Gemeinschaft freier Persönlich» leiten zum Dienst aneinander, zum Bau der Kultur.

Der Pcklsschlag aber dieses Staatskörpers, der sei« Blut umtreibt, der Pulsschlag der neuen Zeit ist die Arbeit Aus Chorraum und Kirche, aus Klosterzelle und Einsiedelei holte Luther die Frömmigkeit hervor und stellte sie all? den Markt des Lebens:Da sollst du sein! dort sollA du wirken!" Er machte die Arbeit zum Gottesdienst die Welt zum Reiche Gottes. Gott wird verehrt in jeg » licher redlichen Hantierung des Alltags, die der Sonntag verklärt und neu mit Kraft und Freudigkeit durchdringt Nicht ist der dem Himmel näher, der in geweihtem Stande sein Leben zubringt, mitten im Schaffen des Volkslebens? tun wir Gottes Werke in seiner Nähe und Gemeinschaff und freuen uns der Herrlichkeit dieser Welt mit reinem Gewissen, weil sie Gottes Welt ist, bis er uns in die ewigen Höhen erhebt.

Kein Sondergut evangelischen Kirchentums find diese Güter geblieben, mächtig haben sie das ganze Volk ergriffen, das ein deutsches Volk in Kampf und-, Arbeit steht für sein Vaterland. Hüten und mehren und: immer aufs neue diese Güter verkündigen, das ist das! Gelübde der evangelischen deutschen Christenheit an diesem Tage. Aber sie tut das für alle, im Dienste des ganze« Volkes mit ihm in treuer Liebe verbunden. So wird freie Persönlichkeit im freien deutschen Volk durch die geheiligte Arbeit Deutschlands Zukunft schaffen, wie sie seine Gegen» wart schuf.

Habe Dank du Ewiger für diese Gnaden! Habe Dank, ! Luther , für deine Tat. A/M-ck /Äaüs/i

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der Bad. Kriegerlotterie ist be­stätigt und wird meinen Kunden sofort ausbezahlt. Deshalb em­pfehle Loskauf mit gleichzeitigem Gewinnresultat, der

Münchner Kunstbriefe 51.10, Bad. Kreuzgeldlose 5 1., bahr. Fliegerlose und Ueber- linger Kirchenbangeldlose ä 3. und alle anderen ge­nehmigten Arten Prämien- und Serienlose usw.

Ludwig Götz,

Großh. bad. Lotlerieeinnehmer, Hebelstraße 11, Seim Rathaus, Karlsruhe .

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Für die Redaktion verantwortlich: I. B.: Friedrich Dehn, Karlsruhe . Druck und Verlag der Buchdruckerei FidelitaS, S. m. b. H., in Karlsruhe , Erbprinzenstr.6.