pavillon beweist auch diese dorische Säule die italienische Schulung ihres Erbauers. Gehört doch Jean Bullant zu jener bekannten Gruppe französischer Baukünstler des 16. Jahrhun- derts, die auf dem Weg über die italienische Renaissance auf die Antike zurückgriffen. Angeregt durch die theoretischen Werke der Italiener, haben sie neben ihrer vielseitigen Bautätigkeit auch in zahllosen einflußreichen Architekturbüchern ihre eigenen Kunstbestre- bungen schriftlich niedergelegt.
Zum gleichen Schicksal Verurteilt wie die meisten, an historischen Erinnerungen 80 über⸗ aus reichen Adelspaläste dieser Stadt, wWar eines schönen Tages auch das Höõtel de Soissons aus der Mode gekommen. Die vornehme Welt von Paris traf sich jetzt in anderen Salons. Wie schon des öfteren zuvor und auch in kolgenden Zeiten immer wieder, wechselte der gesellschaftliche Schwerpunkt, einer plötzlichen Modelaune gehorchend, über Nacht in ein neues Stadtviertel hinüber. So War es seit dem Ende des 17. Jahrhunderts immer stiller um unser Palais geworden. Nach und nach scheint es von seinen Besitzern dann überhaupt dem Verfall preisgegeben worden au sein.
Schließlich erwarb die Stadt Paris das Gebäude, ließ seine alten Mauern niederreißen und errichtete 1762 an gleicher Stelle eine Getreidehalle. Der nach Plänen von Camus de Mézieres über kreisrundem Grundriß auf⸗ gelührte schlichte Zweckbau entbehrte jedes besonderen architektonischen Reizes. Ledig- lich das hölzerne Gebällé der 1802 ab⸗ gebrannten Kuppel galt seinerzeit als ein vielbewundertes Meisterwerk. In den Jahren 1888/89 Wurde die alteHalle au Blé unter Beibehaltung ihrer großen Rotunde von Blondel zur jetzigen Handelsbörse an der rue Viarmes umgebaut. Nur die mächtige astronomische Säule aus der Zeit Katha- rinas von Medici, an deren Basis man später eine Brunnenanlage installierte, hat alle Zerstörungen und baulichen Veränderungen überdauert. Als einziger Rest des ehemaligen
Bötel de Soissons erinnert sie noch in unseren Tagen den Eingeweihten an eine für die Geschichte Badens recht denkwürdige Stätte.
Anmerkungen
1) Vorstehend abgedruckte Stelle ist einer der beiden Erziehungsinstruktionen entnommen, die sich im Badischen Generallandesarchiv Karlsruhe belinden. Val. Albert Krieger: Wei Instruk⸗ tionen des Markgrafen Ferdinand Maximilian von Baden-Baden für die Erziehung seines Sohnes Lud- Wig Wilhelm, Zeitschr. f. d. Gesch. d. Oberrheins NF. IV(43), 1889, p. 76 ff.
2) Ihre Geschichte ist ausführlich geschildert bei Gaudenzio Claretta: Relazioni politiche e dina- stiche dei Principi di Savoia coi Margravi di Baden. Torino 1887.Val. auch die einschlägigen Abschnitte bei Otto Flake: Türkenlouis Ge⸗ mälde einer Zeit, Berlin 1937.
5)Okticium Beatae NMariae Virginis, Manu⸗ scriptum latinum 10567 K 8, Paris Bibliothèque Nationale,
4) Prinz de Ligne: Feldzüge des Prinzen Ludwig von Baden in Ungarn und am Rhein, Dresden
5) Vgl. Ernst Petrasch: Die Geschichte der tür- kischen Trophäensammlung des Markgrafen Lud- wWig Wilhelm von Baden, eitschr. f. d. Gesch. d. Oberrheins, Bd. 100, 1952, p. 566 ff.
Sonne überm See
Rebenhänge ſanft ſich neigen, gleiten zum Geſtade nieder, gleichen Klanges, aufwärts wieder grüne Hügelwogen ſteigen.
Ruheloſes Wellenſchwingen
klingt auch fort im Uferrande, der ſich mit geflochtnem Bande um das Wogenblau will ſchlingen.
Wie in eine weite Schale ſtrömen in den See die Fluten reichen Lichtes brauſend ein. Bis er dann mit einem Male, überfüllt von Glanz und Gluten ruht, geſtillt im eignen Sein.
Max Rieple
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