Außerdem verlangen die Knaben noch ferner einen fetten Ochſen, 77 Schafe undKälber, oder ſtatt alles deſſen 100 Thaler baaren Geldes. Wäre ſie jedoch demBräutigam für ſolchen Preis zu theuerSo laß er ſich ſchiffen über den Rein,Weit in die Länder hinein,In Schleſten, Böhmen und SachſenWo die ſchönen Jungfrauen an den Hecken wachſen.—Dort ſind ſie wohlfeil,Das Dutzend um ein halb alt Strohſeil,Hier hierum ſind ſie gar zu theuer,Die geringſte gilt dreißig Saum Wein,Da er aber will die Vornehmſte haben,So muß er dafür zahlen hundert Thaler.Der ehrliche Hochzeiter könnte ob ſolchem Preis in Verlegenheit kommen, doch dieluſtigen Geſellen lenken ein. Sie wollen am Ende blos die Braut zur Kirche be—gleiten, und laden ſich zum Hochzeitſchmaus.Nach der kirchlichen Einſegnung ſpielt das Drama mit langen Sprüchen weiterfort, und zum Abſchied folgen neben frommen Ermahnungen und religiöſer SegnungWünſche:Wir wünſchen über's Jahr ein KnäbleMit einem krausgelben Härle,Iſt's nicht genug an einem,So geb der liebe Gott zwei,So gibt's ein ganzes Hausgeſchrei.Dieſe Hochzeitart iſt nicht nur in der Nähe von Freiburg, ſondern auch bei Villin—gen und in einem großen Theile des Schwarzwaldes verbreitet.(Aloys Schreiber's Volksfeſte und karakteriſtiſche Beſchäftigungen. Freiburg bei Herder.)6. Phyſiſcher Zuſtand des Volks.A. Körperliche Eigenſchaften.Das Volk von Baden iſt im Durchſchnitt von mittlerer Größe, auchkoloſſale Figuren ſind nicht ſelten. Die Geſtalt iſt übrigens ſeltſam ver⸗ſchieden. Es gibt beſonders im Schwarzwald Gemeinden, wo man den 5ſchönſten Menſchenſchlag antrifft, und andere, wo die Menſchen klein und 8häßlich ſind. Der Odenwälder und Seeländer iſt größtentheils ein geſunder 0Menſchenſchlag. Die ältere Generation erfreut ſich einer trefflichen Geſund⸗heit, ein hohes Alter, ja ſelbſt über hundert Jahre, iſt nicht ſelten.In neuerer Zeit findet man aber bei einer ſehr zahlreichen Nachkommen⸗ſchaft einen ſchlaffern, ſchmächtigern Stamm. Ja man kann ſagen, daßdieſe Generation in einer bedeutenden Abnahme ſich befindet. Wir wollendas Geſagte mit nachſtehender Berechnung erläutern.Die Konſeription im Großherzogthum bedarf jährlich 1800 bis 2000 8Rekruten zur Completirung des Heers. Die zwanzig bis einundzwanzig Jahrealten Jünglinge liefern die Zahl. Bei der Viſitation ergaben ſich ſeit einem Jahr⸗zehend Reſultate, welche wirklich in Erſtaunen ſetzen, da die Konſeriptions⸗