auf der unebenen Gebälkfläche aufſetzte, wo ſie eben gerade hinkamen. Das Geſamtbild iſt jedenfalls nicht das einer meiſtermäßigen Arbeit; und wir müßten uns immerhin wundern, daß ſolches ſich unter den Augen eines Architekten vollzogen hat, der ſelbſt aus dem Zimmer mannshandwerk hervorgegangen iſt, wenn wir nicht ſchon wüßten, daß Weinbrenners Intereſſe primär auf die äußere Erſcheinung der Architektur gerichtet war, und die Konſtruktion ihm als etwas ſekun däres nur Mittel zum Zweck war. Die Sipsdecken, die den Anlaß zu vorſtehenden üÜberlegungen gegeben haben, und die unterdeſſen, ſoweit ſie glatt und ſchmucklos waren, erneuert und ſoweit ſie als Träger kunſt vollen Schmuckes des von Bruchſal zugewanderten Sofſtukkators Tobias Günther, des gofbildhauers Marchand und des Malers Sandhaas erhaltungs würdig ſind, durch geeignete Maßnahmen wieder befeſtigt worden ſind, hätten vielleicht noch einmal joo Jahre gehalten, wenn ſie nicht den ſtarken Erſchütterungen des Laſtautoverkehrs ausgeſetzt worden wären, dem noch manches Idyll zum Gpfer fallen wird. Durch das Serabſtürzen der Gipsdecke einmal gewarnt, iſt jetzt einem ſchon ſeit längerer Jeit am nämlichen Sebäude beobachteten Sprung an einem Architravſtück der monumentalen Giebelarchitek tur erhöhte Beachtung geſchenkt worden. Die nähere Unterſuchung ergab die niederſchmetternde Überraſchung, daß die ganze, gewaltige, den Geiſt der römiſchen Antike atmende und zweitauſendjährigen und noch ſtehenden Vorbildern nachgeahmte monumentale Siebel⸗ architektur« eine Täuſchung darſtellt. Die Säulen ſind aus 2s Am 22. Oktober 1810 bittet Tobias Günther das Bauamtda nun würklich der Stukador wendelin HBauk in dem Keichs Gräflichen Gübs Marmor Cabinet mit ſchleifen bereits ſchon 14 Täge ferdig iſt und da dieſer Hauk um ſein Geld jammert um eine angemeſſene Abſchlagszahlung. 33a Paul Ulopfer vertritt in ſeinem BuchVon Palladio bis Schinkel(Etzlingen 1910 die An⸗ ſicht, das Markgräfliche Palais in Harlsruhe ſei, wenn auch herber und eckiger, wohl ſtark von der Ecole du Droit an Soufflots Pantheonplatz in Paris beeinflußt. Das Spiegelbild der Ecole du Droit, das i. J. 1849 erbaute Baus der Mairie des 5. Bezirks iſt bei Klopfer abgebildet.(Abb. J4 S. 50.) Die Gleichheit der Situation, die darin beſteht, daß hier wie dort die Faſſaden in einer kreis⸗ förmigen Bauflucht aufgehen, muß im verein mit der Gleichheit des Seitſtiles und mit der von beiden Architekten bevorzugten ſog. großen Ordnung zwangsläufig eine ſtarke Familienähnlichkeit zur Folge haben. Es ſind aber auch höchſt beachtliche Unterſchiede feſtzuſtellen. Der konkaven Hurve am Pantheonplatz ſteht die polygone Frontlinie der Karlsruher Rondellplatzarchitektur gegenüber, die zwar dadurch eckig aber keineswegs herb geworden iſt. Weinbrenners weitvorſpringender und die Gebäudehöhe überragender ſechsſäuliger Porticus korinthiſcher Ordnung übertrifft an Monumen talität und an Eleganz das wenig vorgekröpfte und deshalb angeklebt wirkende, von vier joniſchen Säulen getragene Frontiſpicium Soufflots. Wer wie Weinbrenner fünf Jahre lang in Rom an der Zuelle den Geiſt der klaſſiſchen Architektur in ſich aufgenommen hat, kann ſich in ihr wie in der Mutterſprache und ohne franzöſiſchen Dolmetſcher ausdrücken. In der Baukunſt unterſcheidet ſich wie in der Geſchichtswiſſenſchaft der Meiſter vom Stümper eben darin, daß für ihn nur die Urquelle den Ausgangspunkt bildet. 36.