II. Schon einigemal habe ich die Frage gehört, wie es doch möglich ſey, dals ein ſo ungereimtes Syſtem, als das der fogenannten kritiſchen Philoſophen, in eines Menſchen Kopf nicht etwa nur kommen, londern darin gar Stand faſlen konntée? Weil ich nun dieſe Frage im vorigen Abſchnitt unbeantwortet liels,[o entſchloſs ich mich, einiges darüber jetat nachzutragen. Denn ich bin der feſten Ueberzeu- gung, dals von keinem, der Vernunft nur nicht ganz beraubten Menſchen, je Etwas in ſpeculativen Din- gen behauptet worden, wovon ſich nicht in der menlchlichen Natur ſelbſt irgend ein Grund auflin- den lielse. Wäre es unmöglich, den Urſprung ſpecu- lativer Täuſchungen aufzudécken, ſo, mülsten wir völ⸗ lig darauf Verzicht thun, je uns lſelbſt oder Andere vor lolchen zu verwahren, wir wären in Rückſicht zul unlre Nachforſchungen dem blindeſten Zufall überlaſlen, und ein allgemeiner Zweifel an der menſchlichen Vernunft lieſse uns nicht einmal mit uns lelbſt, geſchweige denn mit Andern, je einig werden. Bey Widerlegung einer ungereimten Meynung allo iſt es vorerſt darum zu thun, dieſe Meynung lſo vernünftig, ihrem Urſprunge nach ſo begreiflich als möglich zu machen, geletzt auch, dals den Individuen, die ſie behaupten, zu viel Eh- re dadurch widerf ühre. Der Hauptſatz der Philoſophie, von welcher hier die Rede iſt, lälst ſich mit wenigen Worten 1o aus- drücken: Die Form unlrer Erkenntniſſe köommt 3416