Karlsruhe 12 Okt. 1916. Sehr geehrter lieber Herr Pfarrer! Daß ich Ihnen und Ihrer verehrten Frau Gemahlin so lang nicht danke für all die Freund- lichkeit welche Sie mir zu meinem Geburtstag zu Theil war. den ließen— daran ist halt der ins 78. Lebensjahr ein- getreten alte Mann schuld— dem geht eben alles langsam von der Hand. Große Freude machen mir die Photographien, ich sehe daß Sie"Sonnenschein“ im Hause haben so daß sie auch die"Wolken" zu deuten wissen. Ein Kind das mit seiner Puppe spielt gehört für mich zu den großen und schönen Dingen die es in der Welt giebt— ein gar reizend Bildchen haben Sie die fixiert. Wie merkwürdig ist daneben das selige Mährchen aus alter Zeit, da ist das köstliche Gut der Zufriedenheit dem Auge dargestellt, und nochmals erscheint es in der feierlichen Stille des Waldpfarrers. Diese stillen Friedensbilder der Menschheit kann auch der wildeste Kriegslärm nicht zerstörren, die Seelen- stille kann so groß sein, daß kaum Lärm gegen sie aufkommt. Ich könnte mir fast denken, daß es eine Stille giebt so groß daß aller Lärm der Welt vor ihr oder in ihr verstummt. Auch für die schöne Sendung des guten Obstes danke ich Ihnen herzlich.—
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