Karlsruhe 28 Oktober 1917 Hochgeehrtester Herr Pastor! ich erinnere mich noch daß wir uns schon einmal über das seltsame, schwer zu deutende und doch so anziehende Wörtlein"Mutterseelen allein" unter­halten haben Fast möchte ich jetzt sagen daß mein Büchlein von der flatternden Seele seinen Ursprung aus einem Grunde genommen hat den man mit"Mutterseelenallein:" bezeichnen könnte; einer Einsamkeit vor der es einem nicht bange wird weil die Seele sich gleichsam in Mutter­armen fühlt. Wie fühlt doch in dieser schweren Kriegs­zeit jede Seele sich so allein, sie möchte sich flüchten und Schutz suchen und da die Seele keine Alterszeiten hat, sich dahin flüchten wo sie als Kind sich so sicher u wohl gefühlt hat bei der Mutter. Ist dann die Seele allein mit der Mutter, so ist sie dem Grund aller Dinge näher und getraut sich von dort aus manches zu sagen was sie im Lärm des Alltages nicht zu sagen wagte. Bei den Worten meines Freundes Steinhausen spürt man auch die Scheu vor der Unzulänglichkeit das Jesusbild künstlerisch zu gestalten. Künstler wissen ja wohl daß das was sie als Menschen Bild gestalten u dem sie dann den Namen Jesus geben, ob sie ihn nun breitschultrig als starken Mann und Held oder zierlich mit oder ohne Bart als feingeistigen Schwärmer auffassen, Jesus nicht ist, sondern nur das Bild