Siena 24 Okt. 1880. Liebster Freund. Meine Schuld ist groß bei Dir, lieber Thoma, und ich will sie nun doch ein wenig verringern. Thau dem Wehe beigefallen. Die Guldenschrifte hatte mich lange Nächte, und Tage, schlaf- und ruhelos gelegt, und mein Hirn ausgebrannt. Deßwegen einen meinen Auftrag, den Du übrigens ganz freundlich ablehntest, nicht so genau. Auf jeden Fall hatte ich nicht an Deine eigene Kaße appellirt, wie du zu meinen scheinst. Du hattest mich gewiß mißverstanden, aber ich begreife es sehr leicht, denn heute kann ich nicht recht begreifen was ich damals dachte. Es waren eben schlimme Tage für mich, wo ich in einem jungfräulichen Walde zu gehn schien, ohne Compass, ohne Steg noch Bußweg: Deine l. Antwort war eine Erleichterung für mich. Denn an Deiner eigenen Erregtheit lernte ich kennen oder recht erkennen, wie Jeder auf eigenen Füßen stehen soll, und wieder- um, wie peinlich es Dir war, mir nicht beibringen zu können.
Apropos! Liebster Thoma vergiß nicht in deinem Nächsten mir die Werke Schoppenhauers zu nennen, besonders Jenes von dem Du sprachst. Es ist eine Lücke, dasjenige was man nicht gele- sen hat. Mich intereßirt aber, um so mehr als ich doch meine eigene