Karlsruhe 13. November 1917 Hochverehrte theure Freundin! Mein Geburtstag und vorher schon die Verleihung des Ordens Pour Merite hat so viel Verpflichtungen zu Danksagungen für empfangene Glückwünsche auf mich gehäuft, daß ich mir kaum mehr zu helfen wußte und ich war nahe daran vor Unabsehbarem wie man so sagt: die Flinte ins Korn zu werfen. Bei solchem man Gedränge passiert es dann daß die alten Freunde, denen man am Liebsten am herzlichsten danken möchte zurückstehen läßt, indem man mit ihrer Güte u. Nachsicht rechnet. Nun tritt aber in der Art etwas Ruhe bei mir ein, da ich der Sache so ziemlich Meister geworden bin. Daß du so viel Gutes, was du mir darüber geschrieben hast, aus meinem Seelenbüchlein herausgelesen hast freut mich sehr. Diese Betrachtungen sind in den Stunden der Einsamkeit an denen ich ja kein Mangel habe aus der Sorge und Not der schweren Zeit die über alle verhängt ist, im vorigen Winter entstanden. ich habe es für mich ge- schrieben und kaum an eine Veröffentlichung gedacht, jedoch als ich es einem Freunde vorlas ruhte er nicht bis er einen Verlager dafür gefunden hatte. Heute am Geburtstag Agathens kam d. Telegramm und so danke ich dir herzlich für Deinen l. Brief der mich tief bewegt hat da er mir zeigte mit welchem Freundes- verstehen du mein Seelenbüchlein erfaßt hast.