Zeit- und Sachbezug: Entstanden 1799, erschien der Essay vollständig 1826 in der vierten Auflage der von Friedrich Schlegel und Ludwig Tieck edierten Schriften (mit dem Zusatz »Ein Fragment«, der nicht zweifelsfrei aus der Feder des Verfassers stammt). Der Aufsatz war zunächst bestimmt für das von Friedrich und August Wilhelm Schlegel herausgegebene Athenaeum, fand aber, als Novalis ihn beim "Romantikertreffen" am 13./14. November 1799 in Jena vortrug, ein zwiespältiges Echo; auf Goethes Rat hin blieb er schließlich ungedruckt. Der mit geschichtlichen Metaphern argumentierende Essay gehört zu den Entwürfen, die von Kants Schrift "Zum ewigen Frieden" (1795) angeregt wurden; Weitere Anregungen gingen u.a. von Friedrich Schlegels Gegenüberstellung von Antike und Moderne und vor allem von Friedrich Schleiermachers Werk "Über die Religion. Reden an die Gebildeten unter ihren Verächtern" (1799) aus. Erst 1826, in einer völlig anderen politischen Lage (Heilige Allianz seit 1815), wurde der Aufsatz gedruckt und in diesem reaktionären Kontext rezipiert und interpretiert. "Die Christenheit" lässt sich in die Bemühungen des späten 18. und frühen 19. Jahrhunderts einordnen, einer im Zerfall begriffenen Welt einen neuen Sinnzusammenhang zu geben.- Inhalt: Die geschichtsphilosophische Schrift vertritt das heilsgeschichtlich orientierte Geschichtsbild des Katholizismus und zeichnet in einem Dreischritt als Denkmuster die Utopie einer im Christentum geeinten europäischen Kultur. - Überlieferung: Schelling antwortete auf den Text mit einer Parodie in Knittelversen (Epikurisch Glaubensbekenntniß Heinz Widerporstens). Das enthusiastische Lob des Katholizismus wirkte irritierend auf den Kreis der Romantiker, während seine Grundgedanken durchaus konform mit den romantischen Ansichten gehen. / Aufsatz, entst. 1799, erstm. vollst. ersch. 1826