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122. Eppishausen bei Constanz . am 6 May 1838. Lieber freund Wilhelm! der himmel schenke Inen mit weib und kindern schöne tage; oder er lasse die trübe wolke fallen, die ieze Iren gesichtskreis verdunkelt, dann werden die guten tage von selbst wieder erscheinen. Keine kleine freude hatte ich, als ich durch Waker- nagel Ir buch erhielt; das ist ein gut stük arbeit, das Sie da an dem Rolandsliede gemacht haben und meister und gesellen müssen sich darüber freuen. ich danke Inen recht herzlich lieber freund! für das schöne geschenke; aber leid tut mirs, daß ich nichts entgegen zu geben habe; doch soll diesen sommer noch an dem druke des Weingartner Codex der Minne- Sänger, mit den 25 bildern, angefangen werden und dann kann ich mich auch wieder ein- mal einstellen. Jacob wird Inen gesagt haben, daß ich die ehemalige wonung der bischöfe von Constanz zu Meersburg am Bodensee gekauft habe und sie noch diesen sommer mit sak und pak beziehen werde: dort gehet mein bisher vergeblich gehegter wunsch, meine bücher einmal beisamen in einem gemache zu haben, in erfüllung, dort will ich auch wieder anfangen für den druk zu arbeiten, in einem ehemaligen gewölbten Archiv Saale , mit herrlicher aussicht über See und Land. Ach! wie senlich wünschte ich, daß Jacob und Sie meinen antrag annemen und zu uns in die große alte burg von mer als 60 gemächern ziehen, und gleichsam in diesem sichern hafen eine weile vor anker gehen wollten, bis der Sturm ausgetoset hat und eine freundliche friedenssonne Inen ein vestes ufer erhellet, an dem Sie für immer landen können. Ich habe Jakobs schrift über seine entlassung gelesen; die tiefe wehemut, welche überall daraus spricht; hat auch mich angestekt; ich fürchte nämlich, daß sie seinen mut niederschlagen und am ende zur unentschlossenheit füren möchte und das wäre ein schlimmeres übel, als die entlassung selbst, die man beim beginne der sache wol sogleich im hintergrunde erbliken konnte, wenn man den mann kannte, mit dem man es zu tun hatte. Nun ist schon beinahe ein halbes iar verflossen, und euere sache stehet noch auf dem alten fleke: andere aus euerem bunde haben indessen wieder stellen angenommen; oder doch einen entschluss gefasst; auf der andern seite scheint die erbitterung eher zu als abgenommen und der animus nocendi sich bei eurem gegner sogar bis zur gemeinsten rachsucht erniedriget zu haben, der eingeschlagene rechtsweg aber ist ein langer kreuzweg, dessen ende vielleicht nicht einmal abzusehen ist und dieses wollet ir doch nicht mit in den schoß gelegten händen abwarten? das leben bestehet aus lauter zeit, und die gegenwärtige ist in euerem lebensalter gerade die Kostbarste, gebet acht, daß Ir nicht zu lange am bache stehen