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Lieben Freunde!
Ein bvoch das wart sich funden. Ze Furders in der stat. Das hette zvo den stunden Geschrift vil menges blat. Nun zwar nicht die wilden haiden alda vergraben; sondern es haben es lag an einem gar alten orte am Bodensee , der schon im iar 861. in urkunden vorkommt, und früher den graven von Montfort zugehörte, welche auch die dortige burg besassen. Daselbst wurde und im vorlezten herbste eine alte teutsche handschrift entdekt, welche unter die kleinode gehört, die in unserer zeit so selten mer aus dem alles verschlingenden Zeitstrom auftauchen, als die balsam- fläschlein des Ferabras aus dem bache, darein Olivier sie warf. Ich gelangte im lezten frülinge zum besize dieser schäzbaren membrane, und will nun sowol von irer beschaffenheit als irem inhalte, den freunden altteutser literatur hier nicht nur nachricht; sondern auch in den folgenden blättern eine probe geben. Der codex ist im kleinsten folio, auf starkes pergament, und mit eben so kleiner als zierlicher laienschrift, noch in der ersten hälfte des XIII. iarhunderts geschrieben; er enthält 148. blätter, von denen die meisten mit drei, merere auch mit zwei schrift- columnen bedekt sind. Sein inhalt sind alte teutsche gedichte, und zwar: I. Wilhelm von Orlenz, ein gedicht von mer als 15000 versen, und unbestreitbar das schönste unter merern grossen gedichten, welche von Rudolf von Ems , dienstmann zu Montfort auf uns gekommen sind. Es fällt in seine beste zeit; denn er selbst sagt darin, daß er es nach dem guten Gerhart, und Barlaam und Iosaphat gedichtet habe, welche noch in seine Knaben zeit gehören; man wurde aber damal mit 25 iaren noch ein knabe genannt. Rudolf starb, wie bekannt, im dienste Kais. Konrad IV. in Italien . K. Konrad folgte 1250. seinem vater Friederich II. im reiche und starb 1254. Rudolfs lezte arbeit war seine weltchronik, die er für kais. Konrad unternam; aber ire vollendung nicht erlebte: es scheint also, daß der Zeit nach Wilh. von Orlenz, zwischen dem Barlaam und der weltchronik inne stehe. Dies gedicht nun enthält, am ende der ersten abteilung, gleich der Alexandreis desselben verfassers, eine literatur oder verzeichniss der im bekannten teutschen dichter und irer werke, unter welchen auch Konrad von Fusisbrunnen, der verfasser des zweiten gedichtes dieser handschrift, erscheint. Noch wurde vom Wilh. von Orlenz keine handschrift des XIII. iarhunderts, ia, noch keine pergamenthandschrift aufgefunden; denn das verloren gegangene fragment der Uffenbachischen bibliotheke, ist hieher nicht zu rech- nen. Möchte doch, da wir nun eine, mit dem verfasser gleichzeitige handschrift desselben besizen, unser vererter altmeister Benecke zur herausgabe entschliessen!. sich