A.
Gott zum Grusse, liebe Freunde! und der Himmel schenke euch schoene tage.
Im leztvergangenen iare kam mir zu vernemen, daß bei den Iuden zu Gailingen im Hoewgau ein alt geschrieben buch liege, das eine chronik des geschlechtes der alten graven von Zollren enthalte: da nun, meines wissens, ein geschrieben Geschichtbuch dieses alten hauses zur zeit noch nicht aufgefunden ist, und Pregitzer in seinem teutschen Regierungs- und Ehren Spiegel, diesfalls nur wenig brauchbares geliefert hat; so ward ich vast begierig ein solches buch zu erwerben und liess mir das hieher auf die alte Meersburg bringen. Da fand ich nun eine papierhandschrift des fünfzehenden iarhunderts in klein quart, von zweierlei haenden, alles auf Ravensburger; oder Holbeiner(denn diesem ge- schlechte gehoerten die papiermülen, die den ochsenkopf zum wasserzeichen hatten) papier , um die iare 1422 1423. mit sauberer und deutlicher hand geschrieben. zu vorderst stehet das buch Apocalysis, das Iohannes der iünger unsers herren geschrieben, in teutsch, und fanget an bei dem dritten kapitel: Et Angelo ecclesiae Pardis Sardis scribe&c. und sind 29. blaetter; das vorderteil aber ist verloren. Dann folgt eine beschreibung der vornemsten Kirchen zu Rom , irer heiligtümer und des ablasses, den man da gewinnen mag. das sind 10. blaetter. Nach diesem kommt eine beschreibung und geschichte des Antichrist, auch von dem lezten gericht und weltende, 99. blaetter. auf dem nächsten blatte verso, folgen zwei gereimte teutsche tischgebette; mit darüber gesezzten weisen, wie solche zu singen sind. Nach drei leeren blaettern, beginnt das Lied: von Grave Friz von Zolre, dem Oettinger, und der belagerung und einname von Hohen Zollren; das sind 460 verse auf sieben blaettern. zwischen diesem und dem folgenden gedichte stehet Ei cetera Buntschuoch. ob dies wol dem vorstehenden gedichte, als Schlusswort angehoeren mag? hundert iare spaeter kommt das wort nur allzuoft vor. nach diesem stehen von derselben hand noch zwei lieder von 214 und 184. versen, welche wol demselben verfasser, wie das lied vom Oettinger , angehoeren moegen. beide beklagen: die verschlimmerung der welt und den verfall der religion und tugend. das erste spielt auf die Hussitische irrlere an und ermanet den Kaiser Sigmund und die teutschen fürsten zum kriege gegen die Boehmen; das andere aber verbreitet sich mer über die verdorbenheit den geistlichen und weltlichen staende. das sind die lezten beschriebenen acht blaetter in dieser handschrift. Nun fand ich da freilich nicht, was ich so gerne gefunden haette, naemlich eine geschichte der graven von Zollren; aber es war doch etwas daran, und zwar das einzige bis iezt noch aufge-