264 Verhandlungen der zweiten Kammer. Siebenundfuͤnfzigſte oͤffentliche Sitzung, am 8. September 1842
Gegen den Erſtern vertheidige ich mich mit dem In⸗ tereſſe der Freihe it,— gegen den Letztern mit dem Intereſſe der Ordnung.
Habe ih aber auh wirflid gefehlt, fo habe idh) daz,
bei dodh in gutem Glauben gehandelt, und Gie werrén mih um fo geneigter entfchuldigen, wenn Gie erwågen, daf mir hier auf diefem Gige wahrhaftig aud) nidyt auf Rofen gebettet war.
Damit fage ih nun Jhnen Alen noh ein herzliches Lebewohl!
Poſſelt: Legen Sie mir es nicht als Anmaßung aus, wenn ich, uͤberzeugt, daß ich aus Ihren innern Herzen ſpreche, mir erlaube, dem hochgeehrten Herrn Praͤſtdenten unſern innigſten Dank auszudruͤcken. Es iſt mir nicht die Gabe gegoͤnnt, alle meine Gedanken und Gefuͤhle in wohlgefuͤgter ſchoͤner Rede auszuſpre⸗ chen; in dieſer Beziehung haͤtte ich ſchweigen, ich haͤtte mich in die Reihe der Letzten ſtellen muͤſſen. Wenn aber Dem gegoͤnnt iſt, zu ſprechen, deſſen Herz uͤberſtroͤmt von Dantbarfeit gegen den Mann, der eben den Mund gez fhloffen hat, dann darf idh mid in die erfte Reihe tellen.
Unfer- verehrter Herr Pråfident hat auf dem eben zu Ende gehenden Landtage in fo mandy ftürmifdh be- wegter Sitzung fein Amt mit eben fo viel Geredtigteit, Ern und Kraft, als Milbe und Nachfiht gehandhabt, daf wir Jým Ale gewif aus dem innerften Grund der Seele, den Sold des lebhafteften, aufricdhtigften Danteg ausſprechen!
(uſtimmung von allen Seiten durch Acclamation und Erheben von den Sitzen.)
Die Sitzung wird hierauf um 8 Uhr Abends geſchloſſen.
Zur Beurkundung: Der Praͤſident:
Bekk. Der Sekretaͤr:
Biſſing.
Beilage Nr. 1 zum Protokoll der 57ſten öffentlichen Sitzung vom 8. Septbr. 1842.
uͤber die
Beſchwerde des Dr. Heinrich im Arbeitshauſe
A. um Abhilfe des Verfahrens von Seite des hohen Staatsminiſteriums gegen den Bitt— ſteller, und
B. um Erwirkung eines lebenslaͤnglichen Gna—
dengehalts von 600fl. als Entſchaͤdigung fuͤr
ſeine geſetzwidrige zwoͤlfjaͤhrige Gefan— genhaltung, bewirkt durch einen Kabinets— befehl Gr: Kónigl. Hoheit deg verftorbenen
Großherzogs Ludwig.
Erftattet von dem Abg. Nid ter.
Die Lebeng-und Leidensgefhidte des Dr. Heinrich ift der hohen Kammer aug den Verhandlungen und Be- fdhlúffen derfelben feit dem Jahr 1831 wohl befannt; Dieſes enthebt mich daher auch der Geſchichtserzaͤhlung, und ich werde mich daher ganz kurz faſſen koͤnnen. Auguſt Heinrich wurde am 1. Juni 1819 zur hieſigen Polizei vorgeladen, dort ihm ein Kabinetsbefehl vorge⸗ leſen, und in Folge Dieſes, ohne Unterſuchung und Ur— theilsſpruch, in das Correctionshaus zu Bruchſal ver—⸗ bracht. Dort blieb er in enger Verwahrung bis zum 1. November 1826; von da kam er in das Arbeitshaus zu Pforzheim , woraus er am 31. Dezember 1827, un⸗ ter dem Vorgeben, daß er wahnſinnig ſey, in das Sr- renhaus zu Heidelberg verbracht, und aus Dieſem erſt am 3. September 1831 auf freien Fuß geſetzt wurde.
Heinrich beſchwerte ſich bei der zweiten Kammer im Jahr 1833, und bat um Schadloshaltung wegen ſeiner zwoͤlfjaͤhrigen Gekangenſchaft. Die Beſchwerde wurde dem Großh. Staatsminiſterium mit dringender Empfeh— lung uͤberwieſen.
Dieſes hohe Staatsminiſterium hat aber, ruͤckſichtlich der Entſchaͤdigung, dem Petenten durch Beſchluß vom 10. Dezember 1834 bedeutet, daß es ihm frei ſtehe,