1868


Liebste Antonia v. Padua

Glaube nicht, daß ich wegen deiner Abwesenheit des Staatsver‐
brechen, den 19ten hujus zu vergessen, begehe. Ein gebranntes
Kind scheut das Feuer, und wie viel mehr ein scharf gewitzigter
57er. Ich bereite mich ernstlich, diesen Festtag würdig zu
feiern und da der Gegenstand der Verherrlichung nicht an‐
wesend ist, so werde ich mich als den nächsten u. gesetzlichen Ver‐
treter mit allen, eigentlich dir geltenden Aufmerksamkeiten
überhäufen. Beim Aufstehen werde ich mir selbst zum Namens‐
tag gratuliren, beim Frühstück für dich Festkuchen verspei‐
sen, das Menu ist noch nicht festgestellt, aber dir zu Ehren
darf der Schlampampel nicht fehlen. Nachmittags – es ist ja
leider ein Samstag, an dem ich immer doppelte Ketten schleppen
muß – werde ich die Probe so leichtfertig als möglich abthun,
um in Lichtenbergers Auen den Tag so feierlich als möglich
zu beschliessen. Vorm Schlafengehen werde ich mich bei mir
bedanken u. mich loben, daß ich den Tag in würdiger Weise
zugebracht u. mir so viele Aufmerksamkeiten erwiesen habe.
Zum Schlusse, aber erst wenn ich mich pflichtschuldigst in das
Nachthemd gehüllt habe, werde ich das schöne Kreuzer’sche
Quartett singen: „Das ist der Tag des Herrn!“ nur mit der
kleinen Textveränderung: „Das war der Tag der Frau“!
Josco muß vorher dasß Zimmer verlassen, damit er nicht
durch sein Geheul, den feierlichen Monument stört. –