An Ihre Erlaucht die Frau Gräfin Louise
Es freut mich von Herzen, Erlauchte Gräfin und
Freundin! wenn Ihnen und unserer
Durch‐
lauchtigsten Prinzessin meine armen Briefe
etwas sind.
Gott sey Dank dafür! Die Vereh‐
rungswürdige
Fürstin zur Lippe schrieb mir
den Heimgang
Ihres Herrn Bruders, und was
sie dabey empfunden hat. Jetzt ist nun auch Ihr
Sohn, der Prinz Casimir gestorben.
Ich fand
es in der Zeitung; von ihr selbst hab ich seit‐
dem noch
keinen Brief erhalten. Der gute
Prinz war sehr gebrechlich, Gott hat ihm wohl
gethan daß er ihn zu sich genommen hat.
Bey solchen Fällen muß man jetzt denken: die
Gerechten werden weggeraft für dem Un‐
glück etc. Denn warlich! während unserer Le‐
benszeit wird es schwerlich besser, wohl
aber
viel schlimmer werden: denn der überhand‐
nehmende Luxus
verbunden mit der Abnahme
der Erwerbkräfte, und mit dem Wachsthum
der zügellosesten Unsittlichkeit, kann nicht an‐
ders als
zum gänzlichen Ruin, zur Auflösung
aller Bande der Menschlichen Verhältnisse
füh‐
ren, und dahin muß es eben kommen: weil
wir uns durch Güte
nicht wollen ziehen laßen,
so muß es durch Schärfe geschehen. Erst dann
wenn die
Menschheit von allen unverbesserlichen
Gliedern befreyt oder gereinigt ist, dann ist
die Gemeinde des Herrn fähig, daß der
Herr