Carlsruhe 28 März 1828

Verehrtester Freund!

Meine in lezter Zeit unendlich gehäuften Geschäfte
verhinderten mich Ihnen früher zu schreiben.
Die Bühne ist nun bis Ostern geschlossen, und
ich benutze die ersten freyen Stunden
Ihnen verehrtester Freund zu schreiben.
Der Uebersendung einer Abschrift: der
Heirath nach Geld sehe ich mit Freuden entgegen
und werde mein Mögliches alsogleich dafür
thun. Die Königin von 16 Jahren muss ein
schönes Sujet sein: hier eben fürchte ich werden
wir |: seit Abgang von Dlle Bauer :| keine
Darstellerin für Christinen haben, wenn
solche die Hauptrolle hat, und das Alter
geschichtlich genau markiert sein muß.

[Ernst Benjamin Salomo] Raupach hat den Nibelungenhort hergeschickt,
ich las ihn, und ließ ihn circulieren
meine Meinung vorbehaltend: – es mag
ihn aber niemand auslesen. Unter uns!
Wie konnte [Ernst Benjamin Salomo] R. so auf seinen Namen sündigen!
Einige Reden Brünhildens ausgenommen
ist das Stück die platte Prosa, und die
2 lezten Acte sind so untheatherlisch
daß es auf den wenigsten Bühnen etwas