ich über einen Nachfolger zu Rathe gezogen. [Hermann] Levi ist
bei dem [Friedrich I., Baden] Großherzog, der ihm glänzende Anerbietungen
für sein Bleiben machen ließ, in Ungnade gefallen und
wird jetzt in dieser wichtigen Frage ignorirt. Wo man
aber [Hermann] Levi, den ich doch nach Krh. brachte, bei Seite läßt, kann ich
mich natürlich nicht eindrängen. Gerüchtweise höre ich, daß
A. Schmitt u. Reiß in Aussicht genommen wurden. –
Nehmen Sie es sich jedenfalls nicht sehr zu Herzen, wenn
Ihre Hoffnungen auf diese beiden Vakaturen sich nicht reali‐
siren
sollten. Ein ächter wahrer Künstler hat ohne einen
hohen Grad von Menschenkenntniß, ohne große Geschmeidigkeit
im Verkehr mit den Theaterkünstlern, ohne seine ästhetischen
Forderungen in vielen Fällen in den Hintergrund drängen
zu können, einen überaus schwierigen Stand. Daß es mehr
darauf ankommt zu scheinen als zu sein sehen wir ja bei
so vielen, die sich Kapellmeister nennen u. sich ohne den selbst
bereiteten, sorglich erhaltenen Nimbus nicht halten könnten.

In aufrichtiger Hochschätzung Ihr

ergebenster

V Lachner [Paraphe]