509 80 giebt es auch in der Erkenntniſs etwas der Zucht und Verschämtheit analoges, und dagegen aucli eine Un- Zucht und Schamlosigkeit, eine Art faunischer Lust, die an allem herumkostet, ohne Ernst und oh- ne Liebe, etwas zu bilden oder zu gestalten. Das Band unsrer Persönlichkeit ist der Geist, und wenn nur die werktliätige Verbindung beyder Prinzipien schaſſend und erzeugend werden kann, 80 jst Begei- sterung im eigentlichen Sinn das wirksame Prinzip jeder erzeugenden und bildenden Kunst oder Wissen- schaft. Jede Begeisterung àufsert sich auf eine be- stlimmte Weisc; und 80 giebt es auch eine, die sich durch dialektischen Kunsttrieb àuſsert, eine eigentlich wissenschaftliche Begeisterung. Es giebt darum auchi eine dialektische Philosophie, die als Wissenschaft bestimmt, 2. B. von Poésie und Religion, geschie- den, und etwas ganz für sich bestehendes, nicht aber mit allem Möglichen nach der Reihe Eins ist, wie die behaupten, welche jetzt in s0 vielen Schriften alles mit allem zu vermischen bemüht sind. Man sagt, die Reſlexion sey gegen die Idee feindselig; aber gerade dieſs ist der höchste Triumph der Wahrheit, daſs sie aus der àufsersten Scheidung und Prennung dennoch siegreich hervortitt. Die Vernunft ist in dem Menschen das, was nach den Mystikern das Frimum pasrivum in Gott oder die anfängliche Weis- heit ist, in der alle Dinge beisammen und doch ge- sondert, Eins und docli jedes ſrey in seiner Art sind. Sie ist nicht Thätigkeit, wie der Geist, nicht abso- lute Identität beyder Prinzipien der Erkenntniſs, son- dern die Indifferenz; das Mafs und gleichsam der allgemeine Ort der Wahrheit, die ruhige Stätte, darin die ursprüngliche Weisheit empfangen wird,