Vorwort.
Auch in dem Verwaltungsjahre 1840/41 hat der Verein für Rettung ſittlich verwahrloster Kinder ſeine Beſtrebungen vielſeitig mit ſegenreichem Erfolge gekrönt geſehen, und noch ſchönere Ausſichten öffnen ſich ihm für die Zukunft. Immer mehr verbreitet ſich die Ueberzeugung, daß die Rettung von Kindern, die durch ſittliche Verwahrloſung in der äußerſten Gefahr ſtehen, ſelbſt dem Verderben als Beute zu verfallen, und zugleich eine Peſt für die Geſellſchaft zu werden, zu den verdienſtlichſten Werken chriſtlicher Nächſtenliebe gehöre. Was die Mittel zu dieſem edeln Zweck betrifft, ſo bewährt es ſich täglich mehr, daß eigene Rettungsanſtalten von beſchränktem Umfange weit zuverläßiger und nachhaltiger eine erwünſchte Erziehung und Umbildung vernachläßigter und ſchon verbildeter junger Leute zu beſorgen vermögen, als es in der Regel von Pflegeltern geſchehen kann, denen ſolche Kinder anvertraut werden. Selten nur vereinigen ſich in der Haushaltung ſolcher Pflegeltern alle Umſtände, die ſie in den Stand ſetzen, ſchon ſehr verwöhnte und verdorbene Kinder gründlich zu verbeſſern und von ihren verkehrten Richtungen ab⸗ zubringen. Daher iſt es der feſte Entſchluß des Vereins, die Zahl der Rettungsanſtalten in gleichem Maaße zu vermehren, in welchem die milden Beiträge dafür anwachſen werden.
Das fortwährend zunehmende Gedeihen der Anſtalt in Durlach wird ohne Zweifel Jeder bezeugen, der Einſicht von ihr genommen hat. Sie hatte ſich auch im verfloſſenen Jahre vieler und werkthätiger Tbeil nahme von Menſchenfreunden zu erfreuen. Der Verein beabſichtigt jetzt zunächſt, eine ähnliche Anſtalt im Seekreiſe zu begründen; ihre baldige Verwirklichung hängt lediglich von der Ergiebigkeit der Bei träge ab, zu deren Einſammlung die hohe Staatsbehörde und die oberſten Kirchenbebörden die geeignete Vorkehr in hochwürdiger Weiſe getroffen haben. Indem wir uns mit Zuverſicht der Hoffnung überlaſſen, daß die von ihnen anzuordnenden jährlichen Collecten ein bedeutendes Ergebniß liefern werden, ziehen wir einſtweilen Erkundigungen über die Oertlichkeiten ein, welche für die neue Anſtalt im Seekreiſe in jeder Beziehung die meiſten Vortheile darbieten. Der Verein wird ſein Mögliches thun, damit auch ſie ihrem Zwecke vollſtändig entſpreche und den verſchiedenen Landestheilen zum Nutzen gereiche. Je mehr dann die Leiſtungen der Anſtalt zu Durlach ſowohl als der zweiten im Seekreiſe bevorſtehenden die billi gen Erwartungen erfüllen werden, deſto größern Erfolg dürfen ſich unſere weitere unausgeſetzten Be ſtrebungen verſprechen, damit auch in andern Gegenden des Großherzogthums in Bälde ähnliche Anſtalten ins Leben treten moͤgen.
Die einzelnen Nachweiſungen, welche der Verein veröffentlicht, ſollen Jedermann überzeugen, daß mit den beſchränkten Mitteln, die ihm bisher zur Verfügung ſtanden, für den vorgeſteckten Zweck das Mög⸗ lichſte geleiſtet worden iſt.
In der Anſtalt zu Durlach haben 32 Individuen aus den verſchiedenen Landestheilen die Wohlthat der Erziehung genoſſen; außerdem iſt für 12 andere Individuen, die bei Pflegeltern und Lehrherrn untergebracht wurden, Fürſorge getroffen worden.
Auch ein iſraelitſcher Knabe(Beil. V. b. 8) iſt in dieſem Jahre von dem Vereine übernommen wor⸗ den, um ſo bereitwilliger, als viele ſeiner Glaubensgenoſſen eine erfreuliche Theilnahme am Verein durch die That beweiſen.
Die freiwilligen Beiträge und Geſchenke ſind überhaupt gewachſen und haben bewirkt, daß die Jahres rechnung 1840/41 einen Ueberſchuß von 736 fl. 31 kr. gewährt, während die vorhergehende, freilich durch eine namhafte Baulaſtenauslage veranlaßt, ein Deficit von 1085 fl. 1 kr. hatte.
Am ſtärkſten ſind die Beiträge aus dem Mittelrheinkreiſe mit 1,872 fl. 28 kr., beſonders aus Carlsruhe mit 1,323 fl. 51 kr., wozu die geſelligen Vereine Muſeum, Bürgerverein, Leſegeſellſchaft,
Eintracht bedeutende Summen beigeſteuert haben. Ein außerordentliches Geſchenk von 300 fl. ver⸗
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