erhalten am 30 Novbrs 1845.
Das hierin erwaente Kistchen erhalten, am 1. Christmonats 1845.
Hochgeehrtester Herr Baron. Indem ich Ihnen hiermit die Absendung eines kleinen Kistchens, für Sie bestimmt, anzeige, wird mir endlich das lang ersehnte Vergnügen zu theil, Ihren mir ebenso werthvollen als angenehmen Brief zu beantworten, welchen Sie mir am August d. J. mit dem Geschenke Ihres Liedersaales für Herrn von Bastard nach St. Gallen sendeten. Ich erhielt dieses am Vortage meiner Abreise noch Turin , und überlieferte es dort demjenigen, für den es bestimmt war. Graf Bastard dankt Ihnen für diesen Beweis freund- schaftlicher Aufmerksamkeit, und behält sich vor, Ihnen denselben persönlich zu erstatten wenn er einst nach St. Gallen kommen wird. Seit beinahe zwei Monaten bin ich nun wieder hier, und gedachte sogleich des Ihnen gegebenen Versprechens, um es zu versuchen, Ihnen mein deutsches Wort zu halten, das ich Gottlob, hier noch nicht vergessen habe. Ich war auch so glücklich mich mit dessen Ausführung beschäftigt zu sehen, als unerwarteter Weise Mißgunst und Intrigen sich in die Sache mengten, und mich verhindern wollten, Ihnen die bereits fertige Arbeit jetzt zuzuschicken, sodaß am Ende dieselbe Ihnen vielleicht nie zugekommen wäre. Ich eilte daher so sehr ich konnte, und übergab obenerwähntes Kistchen am verflossenen Sonntag 23ten dss. aux Messageries Royales zur Versendung nach Constanz, poste restante. Ich zog diesen Ort einer directer Sendung über Carlsruhe vor wegen des Zolles, da es mir lieber ist, daß des Eröffnung im Beyseyn Jemandes geschehe, den Sie dazu beauftragen wollen. Die Kiste enthält nichts als eine Mappe mit einer kleinen von mir ausgeführten Handschrift. Da ich von Itailen zurückkommend hier während der Vacanzen eintraf, so fand ich alle bibliotheken verschloßen, Ausserdem war in der Biblioth. Mazarine durch den Tod des bis- herigen Vorstehers eine Unordnung eingetreten, sodaß ich erst vor 14 Tagen in den Besitz des gewünschten Manuscriptes gekommen bin. Der erste Anblick der Handschrift setzte mich in fröhliches Erstaunen, denn ich fand sie schön geschrieben und gut erhalten. Was mich aber noch mehr freute, war die Entdeckung einiger Randverzierungen und Initialen, welche mich zu der Hoffnung berechtigten, Ihnen eine angenehmere Ueberraschung zu bereiten, als ich erwarten dürfte. Kurz nach reiflicher Untersuchung, den Zweck Ihres Wunsches im Auge haltend, hielt ich es für möglich Ihnen, in der wenigen mir dazu vergönnten Zeit, einen Begriff von dem Buche geben zu können, dassen Original, wie Sie sagen, Ihre Augen schwerlich sehen werden. Ich verfuhr dabei noch meiner eigenen Manier, und mit Anwendung aller uns zu Gebote stehenden Mittel, und zwar folgender Art: Ich hielt für zweckdienlich das ganze erste"Quaterinio" auszuziehen welches das Schönste, was im Buche ist, enthält, und zugleich alle Verschiedenheiten desselben darbietet. Ich copierte also die erste und Haupt Randzeichnung mit dem Texte, die ganze erste Seite bildend, theilte dann den Rest meines Heftes ganz genau wie die Handschrift ein,