zum Hauptmenü
V I V V I üa K H St D I ai 19« ntar ffüt am utecfaafty. vgö . -ethniei* igten 8* nität auf J setzte ®k" eia ist. Bernd* irugeblich [etreteue Rüde- nWUUU n soll, eit sstn, «z etwas rank (st retär Jm 0 • SUDKURIER 8. JAHRGANG • ÜBERPARTEILICHE INFORMATIONSZEITUNG FÜR DAS LAND BADEN • NUMMER 44 Erscheint Dienstag und Freitag. Adresse: Konstanz, Rosgarten Straße 12 Telefon-Anschlüsse: Redaktion und Verlag Nr. 924, 925, 1130, 1510, 1511 KONSTANZ DIENSTAG 3. JUNI 1947 BtoeipreU 20 Pfg. Abonnement bei der Post 1.74 M., durcä Träger 1,60 M. Anzeigenannahme durch alle Geschäftsstellen und Agenturen des Südkurier smt feg & aller r halft«. Labor*» arskbite. iren der feredtoeo, l deinen kostete, rad von n S<±uÜ- ndie der snd von ät Kurz notiert De Vw- Koranen andigeo en eine I Mas» irechter- «ationaS» uer spe- merikas ud spie- dirdnge teiriisi©- tat aus daita* /erachr «n der meööt schäise- iufoörtf che zu rss aus, Götter! Aber, Ja wi- 5, de» Hackel Waffe geszug Kultur Ideal se hät- ei der m, ewa®> über- aä de „Der man«, inen g Ge¬ il als "erraen arduft. ‘bebe« h attf arstei - ittun# rmerir Am*- 6 und : Ex- itwnjrf man*« te mR Von den Bauern des kürhessisdien Landkreises Alsfeld wurden freiwillig innerhalb von drei Ta- - gen über das Soll hinaus 2034 Zentner Brotge¬ treide und 3167 Zentner Kartoffeln abgeliefert. Der thüringische Landtag nahm eine Umbeset- zung des Kabinetts vor. An die Stell« des In¬ nenministers Busse (SED) trat Werner Eggerath, der Vorsitzende der SED in Thüringen, während 'Kultusminister Wolf (SED) durch Frau Dr. Thoi- horst (SED) ersetzt wurde. Vertreter der Bergarbeiter aus der britischen, amerikanischen und sowjetischen Besetzungszone Deutschlands traten ln Halle zu ihrer zweiten In¬ terzonentagung zusammen. Die vom bayerischen Kultusminister angeregte Wiedereinführung der Prügelstrafe in den Schu¬ len wurde bei der jetzt durdigeführten Abstim¬ mung von der Münchener Elternschaft abgelehnt. Der Landtag von Sachsen-Anhalt nahm in sei¬ ner Freitagsitzung einen Gesetzentwurf an, wo¬ nach die Bodenschätze und Bergwerke in das Ei¬ gentum des Staates fibergehen. Das Gesetz tritt am 1. 6, in Kraft. lieber 140 Handelsschiffe und Fischereifahrzeu¬ ge gingen seit Beendigung des Krieges in Europa dbreh Treibminen verloren und über 100 erlitten Beschädigungen. Dänemark erlitt dabei die höch¬ sten Verluste. Wegen Ermordung und Mißhandlung von drei amerikanischen Fliegern wurden sechs von 14 an- g^klagten Deutschen durch ein amerikanisches Militärgericht in Dachau zum Tode verurteilt. Die amerikanische Militärpolizei steUte in ei¬ nem Wiener Gefängnis, in dem es zu Unruhen der politischen Häftlinge gekommen war, die Ordnung durch Anwendung von Tränengas wie¬ der her. Die Unruhen erfolgten, weil die Ver¬ waltung die Zusendung von Lebensmittelpake¬ ten verboten hatte. Ein Kredit von 50 Mill. Dollar wurde von den USA Frankreich zum Ankauf überschüssigen ame¬ rikanischen Kriegsmaterials zur Verfügung ge¬ stellt. Die Philippinen und Finnland erhielten zum gleichen Zweck Anleihen von je 10 MU1. Dollar. 200 Häuser wurden durch einen Brand zer¬ stört. der bei Lublin (Polen) ausgebrochen war. Die Ursache des Großfeuers wird auf eine Brand¬ stiftung durch ukrainische Terroristen zurück¬ geführt. Die Stadt Ledey in Nordwest-Oklahoma (USA) wurde am Samstag durch einen Tornado zu drei Viertel zerstört. Die Zahl der Toten ist bisher noch nicht zu übersehen. Abd el Krim in Ägypten Paris. Abd el Krim war von der Insel Reunion an Bord des an Frankreich ver¬ pachteten australischen Schiffes „Katomba“ abgefahren, um sich zusammen mit seiner Familie nach Südfrankreich, nach dem Herr¬ schaftssitz ..Villeneuve sur Loube" zu be¬ geben, der ihm von der französischen Re¬ gierung angewiesen worden war. Er unter¬ brach jedoch seine Reise und ging in Port Said an Land. Aegyptischen Pressemeldungen zufolge, die seine Ankunft melden, wurde er von König Faruk eingeladen, sich in Aegypten niederzulassen. * Kairo. Der ägyptische Ministerpräsident Nokraschy Pascha hat, wie AFP meldet, dem früheren Rifkabylenführer Abd el Krim die Erlaubnis zum Aufenthalt in Aegypten ge¬ geben, und zwar unter der Bedingung, daß er sich nicht politisch betätigt I Internationaler Juristen-Kongreß in Konstanz Unter Beteiligung aller vier Zonen und von Vertretern des Auslandes SK. In Anwesenheit von etwa 240 rünrenden Juristen aller vier Besat¬ zungsmächte sowie aller vier deutschen Zonen und Vertretern Argentiniens, Lu¬ xemburgs, der Niederlande und der Schweiz eröffnete gestern Mr. Furby, Di- recteur General de la Justice ä Baden- öaden, den ersten internationalen Kon greß. der seit dem deutschen Zusammen¬ bruch auf deutschen Boden stattfindet. Furby führte unter anderem aus. daß -internationale Juristen-Zusanwnenkünfte nichts Neues darstellen, der Hitlerismus habe diese Tradition unterbrochen. „Er hat den Wert einer aufrichtigen Zusam¬ menarbeit der Völker grundsätzlich negiert. Nach Hitlerischer Anschauung ist die Ge¬ schichte der Welt nicht die Frucht der Zu¬ sammenarbeit der Rassen, sondern das Werk einer auserwählten Rasse, die allein dazu berufen ist. die Welt zu zivilisieren. Groß ist die Zahl derer, die heute ab¬ streifen, was gestern noch ihre Ueberzeu- gung war. Die Plötzlichkeit der Abwehr ist nicht in allen Fällen dazu angetan, die Echtheit des Gesinnungswechsels zu ver¬ bürgen. Eine neue Ordnung und ein neuer Geist bedürfen zu ihrer Entwicklung einer gewissen Frist. Jede Lösung, die wir suchen, muß daher zur unbedingten Voraussetzung haben, daß sie die beiden vom Nationalsozialis¬ mus negierten Grundsätze respektiert: Bekämpfung ieder Machtäußerung im Ge¬ wände des Rechts und die Idee eines frei¬ erwählten und allen zivilisierten Men¬ schen gemeinsamen Rechtes. Es gibt ein solches Recht. Es lebt in den Verfassun¬ gen und in der sozialen Gesetzgebung un¬ serer Demokratien. Es sind in erster Linie die Juristen, die an dgjn Ausbruch einer neuen Eooche d«r Justiz im Geiste dieser Ideen mitzuarbei¬ ten haben, einer Justiz, die für jede Na¬ tion, aber auch für das Verhältnis der Nationen untereinander gilt.” Theorie und Praxis Der Chef de la Justice Allemande ä Baden-Baden, Mr. Bourthaumieux, wies anschließend ' darauf hin, daß die Grundnrobleme, um die es hier ginge, im Kern bereits vor Beginn des Hitlerregimes bestanden hätten. Der Nationalsozialismus habe geglaubt, diese Probleme, anstatt sie zu lösen, ignorieren zu können. „Die Welt steht vor der Aufgabe”, sagte er, „nach Lösungen zu suchen, und alle kulti¬ vierten Menschen vernehmen in sich den Ruf zur Mitarbeit an dieser Aufgabe. Die deutschen Juristen, die schon vor der Hit¬ lerzeit ein entwickeltes Bewußtsein von der gebieterischen Notwendigkeit neuer Wege und neuer Formen hatten, sind — das ist selbstverständlich — in gleicher Weise wie alle anderen hierzu berufen. Ab 1. Juni 125 Gramm Brot täglich Baden-Baden. Die Militärregierung gibt bekannt: Die Brotgetreide-Erzeugung in der fran¬ zösischen Besetzungszone reicht nur aus, die Bevölkerung auf ein halbes Jahr mit Brot zu versorgen. Die fehlenden Getreidemen¬ gen müssen durch Einfuhr ausgeglichen wer¬ den. Da diese Einfuhr sich in der letzten Zeit erheblich verzögert hat, ist auf Grund der Vorratslage eine Aenderung der Ra¬ tionssätze ab 1. Juni erforderlich geworden. Unter diesen Umständen können Nährmit¬ tel auch nur noch in den Großstädten ausge¬ geben werden. Die Brotration für erwachsene Normalver¬ braucher könnte auf 200 g täglich festge¬ setzt werden, das Brot müßten dann jedoch einen 60prozentigen Anteil von Maismehl enthalten. Da die Qualität dieses Brotes sehr minderwertig wäre, erachten es die zustän¬ digen Stellen für angebrachter, den Anteil an Maismehl auf 30 Prozent zu beschränken. Infolgedessen muß der Tagessatz auf 125 g festgesetzt werden. Dafür werden täglich 90 g Maismehl zur Ausgabe gelangen, so daß jede Familie dieses nach eigenem Gutdün¬ ken verwenden kann. Diese 90 g Maismehl, die an Stelle der 125 g Brot ausgegeben Werden, um die die bisherige Brotration ge¬ kürzt worden ist, entsprechen wertmäßig einer Brotration in Höhe von 115 g. Die Zuckerrationen, die im Monat Mai infolge Verzögerungen bei der Einfu hr n icht zur Ausgabe gelangen konnten, werden da¬ für in Kürze ausgegeben werden, so daß die Normalverbraucher im Monat Juni eine dop¬ pelte Zuckerration erhalten. Außerdem wird im Juni die doppelte Ration Hülsenfriichte zugeteilt werden. Es ist zu hoffen, daß die Herabsetzung der Brotration nur vorüber¬ gehender Natur sein wird, da auf Grund ent¬ sprechender Schritte der Militärregierung mit baldigen Lieferungen aus den USA ge¬ rechnet werden kann. In diesem Zusammenhang muß anerkannt ■Werden, daß der Gehreideablieferunqspflicht in allgemein zufriedenstellendem Maße ge¬ nügt worden ist. Die vorbildliche Haltung der JJauern verdient Anerkennung seitens der Arbeiterschaft in den Städten, die dem¬ gegenüber moralisch verpflichtet ist, die für die Bezahlung der lebensnotwendigen Ein¬ fuhr unumgänglichen Ausfuhrgüter zu schaf¬ fen. Mehr denn je ist die Disziplin und Solidarität zwischen Stadt und Land die wichtigste Voraussetzung für die Ueberwin- dung der derzeitigen Schwierigkeiten. Folgen der Unterernährung in Hannover Hannover. Hungererscheinungen völ¬ lig neuer Art sind jetzt in Hannover auf¬ getreten, wie am Freitag auf einer Rats- versamtnlung durch das städtische Ge¬ sundheitsamt mitgeteilt wurde. Die Er¬ scheinungen treten nicht mehr als Oedeme auf, sondern vielfach als Gehirn- und Hauterkrankungen. In den letzten drei Monaten sind allein 1335 Personen in Hannover an Unterernährung erkrankt und 1317 wegen Ernährungsschäden ar¬ beitsunfähig geworden. SED in Hessen nicht zugelassen Frankfurt. Der Gründungsausschuß zur Schaffung der SED in Hessen wurde nach einer Mitteilung der Landesleitung der KPD Hessen von der amerikanischen Mili¬ tärregierung für Hessen in Kenntnis ge¬ setzt, daß eine Zulassung der SED in Hes¬ sen nicht erfolgen könne, da dies „die ge¬ genwärtige Politik nicht gestatte". Eine politische Organisation dürfe nur dann den Namen der SED führen, wenn sie durch eine Verschmelzung zwischen der SPD und der KPD zustande gekommen sei Die Militärregierung habe, so heißt e6 in der Mitteilung weiter, dem Gründungsaus¬ schuß der SED für Hessen, sowie den Kreis¬ el nd Ortsgründungsausschüssen eine weitere politische Betätigung untersagt. So lehrreich die Vorträge und Diskussi¬ onen dieser Juristentagung auch sein mö¬ gen, es ist kaum erlaubt anzunehmen, daß sie auch nur einen schwachen Ansatz einer Lösung zeitigen könnten. Die Lösungen werden im praktischen Leben gefunden, von den Völkern selbst oder ihren Ver¬ tretern. Es ist aber von hohem Wert, daß die Juristenwelt, die immer dazu berufen war, bedeutenden Anteil am politischen Leben zu nehmen, ihre geistigen Fähig¬ keiten in den Dienst der gemeinsamen Ziele stellt. Wenn diese Tagung dazu beiträgt, uns das Bewußtsein der Schwierigkeiten der zu lösenden Probleme zu erhöhen und uns in dem Willen zu bestärken, diesen durch einen Rückfall in einen bequemen Mysti¬ zismus nicht aus dem Wege zu gehen, dann hat sie ihren Zweck erfüllt.” Bedeutung der Zusammenkunft Professor Dr. Karl Schmdd, Präsident des ötaatssekretariats von Südwürttembergs gab einen umfassenden Ueberblick über die Aufgabe des Juristen beim Neuaufbau Europas: „Die Bedeutung dieser Zusammenkunft ist groß. Ich Sehe sie vor allem in der Tat¬ sache, daß nunmehr zum erstenmal her¬ vorragende Kenner des Rechtes sich in ge¬ meinsamer Bereitschaft zu verantwor¬ tungsvoller Diskussion und schöpferischer Kritik gleichsam wie in einem Konzil be¬ gegnen, um festzustellen, wo innerhalb des menschlichen Erkenntnisvermögens die Grenze zwischen Wahrheit und Irrtum liegt Die Wahrheit ist selten das Privileg eines einzelnen; Unfehlbarkeit ist auch in Dingen des Erkenntnis des Rechtes niemals einem einzelnen Menschen verliehen ge¬ wesen. Wir sind durch die grauenhafteste Entartung des Po&itivismus, der sich in der Formel überschlug: „Recht ist alles, was dem Volke nützt”, zur Besinnung gerufen worden. Diese Besinnung ist mehr als nur die Klugheit, zu der man durch Schaden kommt — sie ist die Umkehr im Denken, die uns der Blick in den Abgrund be¬ schert. Wir wissen nunmehr, daß Gesetze, die nicht der Ausfluß ethischer Kategorien sind, uns notwendig den Weg des Bösen führen müssen. Weil wir Deutschen hier am weitesten vom guten Wege abgewichen sind und am schwersten unter diesem Irr¬ gang zu leiden hatten, werden wir viel¬ leicht den Weg zurück am eindringlichsten suchen. Ich bin gewiß, daß diese Tagung einmal als ein erster Markstein auf dem Pfade der Entwicklung bezeichnet werden wird, die zur endgültigen Aufrichtung des wah¬ ren Vaterlandes führen muß, das aller un¬ ser Vaterländer Urgrund ist, zur Aufrich¬ tung eines nicht nur politisch, sondern auch im Recht unteilbaren Europas. Ich wage daran zu erinnern, daß unsere Tagung stattfindet in der Stadt, die vor mehr als 500 Jahren dem Konzil Herberge gab, durch das das Schisma der Kirche be¬ wendet worden ist. Sollte es nicht auch möglich sein, daß einmal durch die Klar¬ heit und die Reinheit des Erkennens und des Wollens der Juristen unserer Länder das Schisma Europas gewendet werden wird?“ Weitere Referate Staatssekretär der Justiz für Südbaden, Streng, verwies in seiner Ansprache auf die Leistung großer deutscher Juristen der früheren Generationen. (Fortsetzung siehe Seite 2) Die neue Regierung Italiens 4fe.> Rom. Der italienische Ministerpräsi¬ dent Ailcide de Gasperi gab am Samstag¬ abend bekannt, daß er die Bildung seines Kabinetts beendet habe. Damit ist die italienische Kabinettskrise nach einer Dauer von 18 Tagen zum Abschluß gekom¬ men. In der neuen Regierung befind«! sich weder Sozialisten noch Kommunisten. Das neue Kabinett setzt sich wie folgt zusammen: Christliche Demokraten: Verteidigung: Mario Cingoland; Erzie¬ hung: Guido Gonelia; Oeff entliehe Arbei¬ ten: Umberto Tupini; Industrie und Han¬ del: Giuseppe Togni; Handelsmarine: Pa¬ olo Cappa; Landwirtschaft: Antonio Segni. Unabhängige: Finanzminister und stellvertr. Minister¬ präsident: Duigi Einaudi, Präsident der Bank von Italien; Auswärtige Angelegen¬ heiten: Graf Carlo Sforza; Außenhandel: Cesare Merzagora; Transport: Guido Car- bellini. Italien sudite einen Ministerpräsidenten Von unserem Lpk.-Korrespondenten Rom. Die Krise, die nach dem Abtreten des neunten italienischen Nachkriegskabi¬ netts, der dritten Regierung de Gasperi, ausbrach, war wesentlich schwerer als die vorangegangenen. Der bisher als politi¬ sches Allheilmittel verwandte Tripartis¬ mus der drei größten antifaschistisch«! Parteien, der Democrazia Cristiana, So¬ zialisten und Kommunisten. istN geschei¬ tert. Die Gegensätze innerhalb dieser Koalition waren so stark geworden, daß eine Zusammenarbeit in der besonders kritischen finanziellen und wirtschaftli¬ chen Situation Italien unmöglich gewor¬ den ist. Die alte Regierung de Gasperi, die schon den Friedensvertrag am 10. Fe¬ bruar — allerdings mit Zustimmung der Verfassunggebenden Nationalversamm¬ lung — Unterzeichnete, hatte eine weitere Belastung, wie jetzt durchgreifende Maßnahmen gegen die wirtschaftlichen Mißstände oder gar die Ratifizierung des Friedensvertrages, nicht mehr ausge¬ halten. Wesentlich an der jüngsten italienischen Entwicklung ist, daß der Verschleiß der vergangenen beiden Jahre kaum noch einen Politiker übriggelassen hat, der mit frischen Kräften an die Uebemahme des Ministerpräsidiums gehen könnte. Staats¬ präsident de Nicola griff daher auf seine eigene Generation zurück, die Italien be¬ reits mit großen Politikern gedient hatte. Sechs Tage lang konsultierte der jetzt 79jährige Francesco S. Nitti die einzelnen Parteiführer, die sich in Italien jetzt nach englischem Vorbild Jeader“ nennen. Der Name Nittis, der vor dem ersten Welt¬ krieg verschiedene Ministerien inne hatte und entscheidend auf die Gesundung der Staatsfinanzen einwirkte, nach dem Welt¬ krieg ein eigenes Kabinett auf die Beine stellte, war aber zweifellos von denjeni¬ gen gefürchtet, denen es zur Zeit noch gar nicht an einer Ordnung in Italien gelegen ist. Die Versuche des 84jährigen Vittorio Emanuele Orlando, des letzten Ueberle- benden der großen Vier von Versailles, scheiterten letztlich an den gleichen Wi¬ derständen. Orlando schwank seinen Spa¬ zierstock wie ein Junger, als w zwischen dem Sitz des Staatspräsidenten, dem Pa¬ lazzo Giustiniani und dem Montecitorio zu Besprechungen hin- und herfuhr. Beide, Nitti und Orlando, sind verbittert. Sie bezeichnen die Widerstände gegen ihre Versuche einer Listenbildung als eine Sabotage an Italien, die sich das Land heute weniger denn je leisten könne und über die sie vor der Konstituante in den nächsten Wochen ausführlich berichten wollen. Die Krise machte das Volk von Stunde zu Stunde nervöser. Die Agitation aller politischen Richtungen läuft auf Hochtou¬ ren. Lediglich Togliatti ist dabei zur Zeit etwas in die Verteidigung gedrängt, da er sich gegen die Vorwürfe Sumner Wei¬ tes, von einer ausländischen Macht lau¬ fend Geldmittel zu beziehen, zu verteidi¬ gen hat. Dennoch arbeitet die Krise für ihn. Die monarchistische Zeitung „Italia nuova“, die in diesen Tagen besonders rührig ist, schreibt, die Krise, die auf dem Rücken des italienischen Volkes ausgetra¬ gen wird, diene lediglich Mussolini und Togliatti. Dieser Tenor herrscht in der ganzen italienischen Rechts- und Zen¬ trumspresse. Auf der Linken sagt man anders: Umberto stände wieder vor der Tür und die Amerikaner hätten die Krise inszeniert, um nach langen Manövern eine ihnen genehme Regierung zu lancie¬ ren. Schlagworte und Parolen, Mythen und bewußte Verdrehungen haben in Italien jedenfalls ihre Wirkung noch nicht verloren. Berliner Spiegel (Drahtberkirt unseres A. G. - Korrespondenten) Berlin. Nachdepn nun auch in der französischen Zone Landtagswahlen statt¬ gefunden haben, stellt das Berliner Par¬ teiorgan der CDU „Neue Zeit“ eine Man¬ datsberechnung auf. In einem künftigen Reichsparlament würde die CDU etwa 152, SPD 110, KPD-SED 109 und die LDP 67 Mandate besitzen. 29 Mandate entfallen auf Splitterparteien. Nach der Berech¬ nung der „Neuen Zeit“ sei im deutschen Volk keine marxistische Mehrheit vorhan¬ den, wenn auch SPD und KPD-SED 46,9 Prozent aller gültigen Stimmen besäßen. Diese Berechnungen sind von allgemeiner politischer Wichtigkeit, da die CDU unter den vier Parteien grundsätzlich für einen Föderalismus eintritt, während später viel¬ leicht eine Verschiebung der Stärkever- hältriisse zu Gunsten einer Reichsverfas¬ sung eintreten könnte. Starke Verschiedenheiten zwischen West- und Ostdeutschland sind gegenwärtig be¬ sonders in Erscheinung getreten. Mit Wir¬ kung vom 1. Juni 1947 wurde die Enteig¬ nung sämtlicher Bodenschätze in Thürin¬ gen und Sachsen-Anhalt beschlossen. In Thüringen wurde durch die Mehrheit von CDU und LDP eine Entschädigung vorge¬ sehen. Ferner wurde im Land Sachsen- Anhalt ein Gesetz verabschiedet, das die Regierung ermächtigt, Eigentum an kriegs¬ gebundenen Industriebetrieben den jeweils zuständigen Kreisen und Gemeinden zu übereignen. Der Wiedergutmachung für durch den Nazismus erlittenen Schaden soll in Sachsen-Anhalt ein Gesetz zur Uebertragung von Vermögenswerten an antifaschistisch-demokratische Parteiorga¬ nisationen dienen. Durch Gesetz wurden an den FDGB sieben Schlösser und Her¬ rensitze als Erholungsheime übereignet. In Berliner politischen Kreisen wird ge¬ rade unter solchen Umständen eine ge¬ samtdeutsche Aussprache als dringend be¬ trachtet, wie sie durch die Münchner Re¬ gierungskonferenz möglich wäre. Nach hiesiger Meinung ist bewiesen, daß Bayern keine dem gesamtdeutschen Standpunkt abträglichen Sonderinteressen hegt. Für die gegenwärtige schwierige Er¬ nährungslage Berlins wird die Beschlag¬ nahme sämtlicher Kartoffelvorräte io der umliegenden Provinz Brandenburg als be¬ sonders schwerwiegend empfunden. Ber¬ lin ist seit etwa fünf Wochen ohne Kar¬ toffelzufuhr. Den Berlinern ist somit die Möglichkeit, in der Umgebung der Stadt geringe Mengen Kartoffeln zu beschaffen, genommen. Normale Sommerzeit Berlin. Der Koordinierungsausschuß des alliierten Kontrollrates beschloß die Wiedereinführung der einfachen Sommer¬ zeit am 29. Juni. Die Aufhebung der doppelten Sommer¬ zeit am 29. Juni wäre bereits auf einen früheren Zeitpunkt festgesetzt worden, wenn nicht die Umstellung des inter¬ nationalen, Interzonen- und Zönen-Eisen- b ahn Verkehrs auf einen neuen Fahrplan mehr als drei Wochen in Anspruch nehmen würde, erklärte der stellvertretende ame¬ rikanische Militärgouvemeur für Deutsch¬ land, General Frank A. Keating Wenn auch die amerikanische Militär¬ regierung die von deutscher Seite ange¬ führten Nachteile der doppelten Sommer¬ zeit nicht klar erkenne, sondern nach wie vor glaube, daß eine Einsparung von Elek¬ trizität und Kohle der deutschen Wirt¬ schaft zum Vorteil gereiche, so sei dennoch den Anträgen deutscher Stellen stattgege¬ ben worden. General Keating fügte hinzu, daß die Entscheidung des alliierten Kontrollräte keiner längeren Debatte zwischen den ein¬ zeln«! Vertretern der Besatzungsmächf bedurft habe. Ungarns Regierungskrise beseitigt Budapest. Der ungarische Ministerprä¬ sident Nagy, der z. Zt. in der Schweiz weilt, reichte am vergangenen Freitag der ungari¬ schen Gesandtschaft in Bern seinen Rücktritt ein. Die Basier „National-Zeitung" weiß aus zuverlässiger Quelle zu berichten, daß Nagy nicht nach Ungarn zurückkehren werde. Er habe sich mit der ungarischen Regierung da¬ hingehend geeinigt, daß sein Rücktritt dann in Kraft trete, wenn sein Sohn in der Schweiz eintreffe. Die ungarischen Behör¬ den sollen Nagy die Zusicherung gegeben haben, daß seinem Sohne alle Erleichterung für die Reise nach der Schweiz gewährt wer¬ den solle. Nach einem Bericht des Mos¬ kauer Rundfunks wurde der frühere Mini¬ sterpräsident von seinem Kabinett dringend aufgefordert, nach Ungarn zurückzukehren. Einigen Berichten zufolge soll Nagy von Freunden angeraten worden sein, nicht nach Ungarn zurückzukehren, damit er nicht von den russischen Behörden verhaftet werde. Aus Budapest verlautet ferner, daß Kapozs, der Privatsekretär des ungarischen Minister¬ präsidenten Nagy, festgenommen worden 6ei. In politischen Kreisen Ungarns hat diese Nachricht wie eine Bombe eingeschla¬ gen. Der Ministerrat war am Samstagmorgen zu einer außerordentlichen Sitzung unter dem Vorsilz des Vizepräsidenten Rakosi, Generalsekretär der ungarischen kommuni¬ stischen Partei, zusammengetreten. Auf der Sitzung wurde das Rücktrittsgesuch Nagys angenommen. Anschließend beschloß der Rat, dem Präsidenten der" Republik, Zoltan Tildy, den Rücktritt der gesamten Regierung zu übermitteln. Inzwischen ist die neue ungarische Regie¬ rung von dem ehemaligen Kriegsministsr Dinnyes gebildet worden. Die ungarische Nachrichtenagentur gibt die Zusammenset¬ zung in ihren wichtigsten Posten wie folgt bekannt: Ministerpräsident und Minister für Landesverteidigung Dinnyes (kleine Land¬ wirtepartei): stellvertretender Ministerprä¬ sident Maghias Rakosi (Kommunist); Staats¬ minister Doby (kleine Landwirtepartei) j In¬ neres: Lazloxrajk (Kommunist), Außen- und Informationsminister Mihkyff (kleine Land- wirtepartei). |