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Donnerstag, 18. Dezember 1952
SÜDKURIER
K
Alte Konstanter Bürgerfcmilien (2);
Dae Wappen pumpten fie fich aus Zürich
Die Stadelhofer wurden 1367 erstmals erwähnt — Wollmatingen als spätere Heimat
Die Meinungen gehen da auseinander:
Die Schweizer Familienforscher behaupten,
daß die Stadelhofer aus einem „sehr alten“
Schweizer Geschlecht und dem Dorfe Sta¬
delhofen entstammen, das 1358 an die
Stadt Zürich verkauft worden sei. Vom
5. Oktober 1145 datieren eine Urkunde mit
den ersten Stadelhofer, Chunradus und
Heinricus aus dem schweizerischen Zolli¬
kon. Die deutschen Heimatforscher berufen
sich auf das Jahr 1387, wo erstmals auf
Wollmatinger Gemarkung von einem „Sta-
delhovers gut“ Notiz genommen wurde.
Doch gibt auch die deutsche Forschung zu,
daß die Stadelhofer schon lange vorher in
der näheren Umgebung von Konstanz an¬
sässig waren. 1459 wird in Konstanz ein
Stadelhofersches Erblehen erwähnt; 88
Jahre später sind sogar vier solche Lehen
bekannt.
Ohne Zweifel: Die Stadelhafer zählen
zu den ältesten Sippen dies- und jenseits
des Bodensee-Rheins. Ihr Namen leitet
sich von einem Ort- und Flurnamen Sta¬
delhofen her, einer Hofstätte oder grö¬
ßeren Siedelung mit einem herrschaft¬
lichen „Stadel“ oder einer Scheune. Siede¬
lungen dieses Namens gibt es in deutschen
Landen mehrere, z. B. in der Pfuilendor-
fer Gegend und auch bei Zürich, wo die
Stadelhofer ein eigenes Wappen mit rei¬
cher Blasonierung führten. Ein rühmens¬
werter Stolz auf das hohe Alter ihres Ge¬
schlechts hat die Wollmatinger Namens¬
träger gereizt, dieses Wappen zu ihrem
eigenen zu machen.
Vor den Toren von Konstanz lag der bi¬
schöfliche Gutshof Stadelhofen, dessen
Beständer schon im 11. Jahrhundert den
Haushalt des Bischofs mit Lebensmittel zu
versorgen hatten. Nach der Dacherchronik
sollen auch die Konstanzer in Stadelhofen,
dem heutigen Stadtteil zwischen der Bo-
dansitraße und der Schweizergrenze, mehr
„Städel“ gehabt haben, „dan der hüser in
der statt was“. Ein Verwüstungszug des
Abtes von Reichenau im Jahre 1249 hatte
die völlige Einäscherung von Stadelhofen
zur Folge. Von den Brandgeschädigten zog
der eine oder andere vor, sich auf der
Warmluft brachte Neufchnee
Wer am Dienstag abend den sternklaren
Himmel gesehen hat, wird wohl am Mitt¬
woch früh erstaunt gewesen sein, daß die
Stadt über Nacht ein winterliches Kleid
angezogen hatte. Der Schnee lag 15 cm
hoch, alle Dächer trugen eine herrliche
weiße Kappe, die auf den Straßen über
Nacht geparkten Autos hatten dicke
Schneehüte auf.
Wie die hiesige Wetterwarte mitteilt,
ist dieser eigentliche Winterbeginn am Bo¬
densee durch einen Warmluftvorstoß ver¬
ursacht worden. Zu Beginn dieser Woche
war Kaltluft aus dem grönländischen
Raum bis zu den Alpen vorgestoßen und
hatte sich dort festgesetzt. Sofort wurden
in Konstanz auch nächtliche Frostgrade
bis zu —8 Grad gemessen. Aber diese
frostkalte Zeit hielt nicht lange an, denn
schon am Dienstag schob sich tropische
Warmluft aus dem Raum der Azoren nach
Europa vor, die in der Nacht zum Mitt¬
woch auch Südwestdeutschland erreichte.
Sie begann die dort liegende Kaltluft von
oben her langsam zu verdrängen; bei den
dabei auftretenden großen Temperatur¬
unterschieden wurde der kräftige Schnee¬
fall ausgelöst. Auf dem Säntis z. B. ist es
von Dienstag zum Mittwoch um 13 Grad
Celsius wärmer geworden. Erst als diese
Warmluft sich bis zum Boden durchgesetzt
hatte, wurde es in Konstanz milder und
begann zu regnen. Das bedeutete aber,
daß sich in den Straßen aus dem bis¬
herigen Pulverschnee ein richtiger Schnee¬
matsch entwickelte, der den Passanten
nicht gerade zur Erquickung wurde und
manchen Ärger schuf.
Dieser rasche Wechsel zwischen Schnee¬
schauern und Warmlufteinbrüchen wird in
den kommenden Tagen anhalten, so daß
wir uns auf einige Tage mit Neuschnee,
Schneematsch und Regen einstellen müssen.
Gemarkung von Wollmatingen eine neue
Heimat zu schaffen, und man gab ihm
nach damaligem Brauch zu seinem Vor¬
namen den Ortenamen seiner alten Wohn¬
stätte und nannte ihn einfach den „Sta¬
delhofer“.
Die Sippe wuchs zu einer lebenskräfti¬
gen und kindesfreudigen Gemeinschaft
heran, so daß im 17. Jahrhundert einige
Bauern einen Unternamen erhielten, einer
wird z. B. Höllbauer, ein anderer „Oehnin-
ger“ in den Kirchenbüchern genannt.
Stadelhofer, im großen und ganzen ihren
landwirtschaftlichen Beruf im Laufe der
Jahrhunderte auch treu geblieben — von
den 68 Namensträgem, zumeist in Woll¬
matingen wohnhaft, sind heute 15 Land¬
wirte —, so wandten sich doch manche
auch anderen Berufen zu.
Außer dem in Uberlingen lebenden Ne¬
stor des Geschlechts, dem verdienten Bild¬
hauer Emil Stadelhofer (s. „Südkurier“ v.
2.12.1952) ist Malermeister Karl Stadel¬
hofer in Wollmatingen heute das in wei¬
tem Umkreis bekannteste Mitglied der
Sippe. Mit seinen 55 Jahren ist Karl
Stadelhofer nicht nur als Dekorations¬
maler, sondern auch als Kunstmaler eine
Persönlichkeit, die im ganzen badischen
Seekreis bekannt ist. Sein Steckenpferd ist
die Ölmalerei, deren Motive er seit Jahr¬
zehnten immer wieder aus der Bodensee-
landechaft entnimmt. Seine bunten, kräf¬
tigen Farben und der Blick für die großen
und kleinen Geheimnisse der See- und
Bodanrück-Landschaft machen ihn zu
einem der liebreizendsten Bodenseemaler,
dessen Bilder in vielen Häusern und
Schlössern unserer näheren Heimat hän¬
gen. „Malen und Zeichnen ist meine ganze
Leidenschaft“ sagt Meister Stadelhofer und
erzählt, wie er schon als kleiner Bub im
elterlichen Heim in der Litzelstetter Straße
zu billigen Wasserfarben und Malblock
griff, um seine schulfreien Stunden auszu¬
füllen. Auch sein um zehn Jahre älterer
Bruder Oskar, der als Architekt in Karls¬
ruhe lebt und wegen seiner Winzerkeller-
und Molkerei-Bauten landauf und landab
bekannt ist, hat einen starken Hang zum
Althergebrachten und zum Künstlerischen.
Diese Veranlagung ist vielen Stadelhofer
eigen gewesen. Soweit die Kirchenbücher
den Beruf der Pfarrangehörigen nennen,
waren sie alle Wagner, Müller, Bauern,
Zimmerleute, Winzer, Fuhrhalter und
Gastwirte. So ist das Wollmatinger „Rößle“
seit Jahrhunderten eine Stadelhofer-Wirt¬
schaft, die ein kunstgerechtes Wirtsschild
und ein Wappen an der Straßenseite führt.
Auch die „Linde“ ist ein Stadelhofer’scher
Betrieb, gleichfalls die Weinstube Stadel¬
hofer in der Wilhelmstraße. h.
Starke Stobtnod)rid)ten
Sein 70. Lebensjahr vollendete Metzger¬
meister Karl Attinger, Bodanstraße 34. —
79 Jahre alt wird morgen Freitag Fräulein
Fausta Fecht, Luisenplate 1.
In der Wollmatinger Straße geriet beim
schnellen Abbremsen ein Personenkraft¬
wagen infolge der Straßenglätte ins
Schleudern und stieß gegen ein Hauseck.
Es entstand erheblicher Sachschaden,
In der Mainaustraße in Allmannsdorf
fuhr ein Personenkraftwagen einen Fu߬
gänger an. Er mußte mit Verletzungen ins
Krankenhaus verbracht werden.
Beim 20. Toto-Wettbewerb am vergan¬
genen Sonntag fielen in den Bereich der
Hauptstelle „Q“ Konstanz ein Gewinn mit
7731 DM, drei Gewinne mit 972 DM und
83 Gewinne in den übrigen Rängen mit
480.70 bis 76.50 DM. — Auf Wettschein
Q 78—97 fiel ein Baugeldbetrag mit 3000
D-Mark.
Nachdem in der Nacht von Dienstag auf
Mittwoch die Eingangsweiche 1 des Bahn¬
höfe in harter Arbeit und unter starkem
Schneefall eingebaut wurde, ist der
schwierigste Teil des Umbaues des nörd¬
lichen Bahnfaofiskopfes geschafft. Es fol¬
gen jetzt Regulierungs- und Ab6chluß-
arbedten.
Das Suso-Gymnasium veranstaltet heute
Donnerstagalbend um 20 Uhr in der Turn¬
halle seine Weihnachtsfeier, zu der Eltern
und Gäste eingeladen sind.
Die sudetendeuteche Weihnachtsfeier ist
am Sonntagnachmittag im „Bauhof“. Sü¬
ßigkeiten für die Kinderfoescherung erbe¬
ten bis Samstag, Untere Laube 22/11.
Am Sonntag veranstaltet der Skiclub
eine Ski-Autofahrt ins Hüttengebiet nach
Oberegg. Sofortige Anmeldung erforder¬
lich. Kursteilnehmer Weihnachten bis
Dreikönig sichern sich den Platz auf der
Hütte gegen Bezahlung der Gebühr.
Die „Naturfreunde“ halten am Freitag¬
abend im „Bauhof“ ihre Mitgliederver¬
sammlung ab. Rolf Werner spricht in ei¬
nem Lichtbildervortrag über das Thema
„Jugend auf Fahrt“. Außerdem ist eine
Aussprache über die im Januar stattfin-
dende Skimeisterschaft der Ortsgruppe
und des Bezirks. Die Wintersonnwendfeier
der Kindengruppe ist am Sonntagnachmit¬
tag im „Haus der Jugend“.
Morgen im Stadtrat
Die letzte Stadtratssitzung in diesem
Jahr findet morgen Freitag um 16 Uhr
statt. Auf der Tagesordnung stehen 14
Punkte. Oberbürgermeister Knapp wird
u. a. über die Internationale Bürgermei¬
sterunion für deutsch-französische Ver¬
ständigung und internationale Zusammen¬
arbeit sprechen, ferner über eine Baupla¬
nung. Bürgermeister Diesbach wird über
die bauliche Erweiterung des Staatstechni¬
kums und die Errichtung einer Tankstelle
berichten, Bürgermeister Schneider über
die Sitzung des großen Fürsorgeausschus¬
ses und des Jugendamtausschusses sowie
über die Versorgungsleitung vom See¬
pumpwerk zum Allmannsdorf er Wasser¬
turm, über das Wartehäuschen am Ster-
nenplatz und über den Kindergarten in
Wollmatingen. Um 15 Uhr besichtigt der
Stadtrat das Wessenberg-Erziehungsheim
in der Schwedenschanze, das in den letz¬
ten Monaten vollständig umgebaut wurde.
Verstärkter Schiffsverkehr auf
Weihnachten
Wie das Eisenbahnverkehrsamt Kon¬
stanz mitteüt, werden im Schiffsverkehr
vom 19.—23. Dezember der Kurs 117, Kon¬
stanz ab 16.00 Uhr in Richtung Meers¬
burg—Friedrichshafen und der Kurs 120,
Friedrichshafen ab 19 Uhr nach Meers¬
burg—Konstanz zusätzlich gefahren. Vom
20.—24. Dezember wird der Kurs 113, Kon¬
stanz ab 13.10 Uhr nach Meersburg mit
zwei Schiffen gefahren. Zusätzlich fährt
außerdem ab 14 Uhr in Meersburg an die¬
sen Tagen ein Kurs nach Konstanz.
16. 12.: 352; 17.12.:
Konstanzer Hafenpegel:
350 Zentimeter.
„Vom Wefen Öer Arznei"
Prof. Dr. Merz von der Wissenschaftlichen Vortragsgemeinschaft
Der am Dienstag von der Wissenschaft¬
lichen Vortragsgemeinschaft veranstaltete
Vortragsabend von Univ.-Prof. Dr. Walter
Merz, war trotz der Vorweihnachtszeit ver¬
hältnismäßig gut besucht. Der Vortragende
konnte natürlich in Anbetracht, der Fülle
des Stoffes die Probleme, um die es heute
geht, nur andeuten. Die Arzneikunde ist von
der geistigen und kulturellen Situation der
Zeit abhängig. Philosophisch mystische Vor¬
stellungen haben früher die Arzneimittel¬
kunde weitgehend beeinflußt. Die Pharma¬
kologie, wie wir sie heute wissenschaftlich
exakt experimentell üben, ist erst — seit
Buchheim und Schmiedeberg — rund 100
Jahre alt. Wenn aber vor dieser Zeit Erfolge
mit Arzneimitteln erzielt wurden, so müssen
wir annehmen, daß damals in der Haupt¬
sache eine Suggestivwirkung vorlag. die, wie
Prof. Merz erwähnte, wohl auch in der
Homöopathie die Hauptrolle spielt, wepn es
sich um Potenzen von über D 24 handelt.
Eine der Voraussetzungen, die jede Arznei
erfüllen muß, ist, nicht zu schaden. Doch
muß sie in einer Dosis gegeben werden, die
nicht unterschwellig ist. also nicht wirkt,
sondern in einer Menge, die geeignet ist,
Krankheiten zu heilen, zu lindern oder zu
verhindern. Anderseits darf die Menge der
Arznei nicht so groß sein, daß sie toxisch,
d. h. giftig oder etwa tödlich wirken könnte.
Mit der Dosierung eng verknüpft ist die
Form des Medikaments, die Applikationsart
und die Schnelligkeit der Resorption und der
Ausscheidung. So wirkt das wasserlösliche
Morphin schnell krampflösend und schmerz¬
stillend. während das Opium, dessen kolloide
Nebenbestandteile resorptionsverzögernd
sind, durch allmähliches Freiwerden des dar¬
in befindlichen Morphins erheblich langsamer
wirkt. Das ist einer der Gründe, weshalb
man das Opium als Darmmittel von jeher
dem Morphin vorgezogen hat. Das allbe¬
kannte Penicillin wird so schnell resorbiert
und ausgeschieden, daß es notwendig war,
es alle drei Stunden dem Kranken einzu¬
spritzen. Um diese Unannehmlichkeit für
den Patienten zu vermeiden, band man das
Penicillin an einen schwer resorbierbaren
Stoff und erreichte damit eine über 24 Stun¬
den andauernde Wirkung. Genau so verständ¬
lich ist es, daß das in die Blutader gespritzte
Medikament schneller und Intensiver wirkt,
als wenn es in den Muskel iniiziert oder
oral gegeben wird. Bei der Applikationsart
kommt es hinwiederum auf das Medikament
selbst und seine Form an. Es gibt Substan¬
zen, die in die Ader gespritzt, eine Zerset¬
zung der roten Blutkörperchen — eine Hämo¬
lyse — hervorgerufen, wie manche in den
Muskel gespritete Medikamente starke
Schmerzen und das Absterben eines um¬
schriebenen Muskels, nämlich eine Nekrose
hervorrufen. Wie vielfältig diese Vorgänge
sind, sieht man daran, daß bestimmte Arz¬
neimittelsubstanzen in gewissen Zellen und
Zellkomplexen angereichert, d. h. gespei¬
chert werden. So wird z. B. das Herzmittel
Digitoxin von den Herzmuskelzellen mehr als
von den anderen Körperzellen gespeichert
und kann in ihnen deshalb die wirksame
Konzentration erreichen, wenn auch nur
kleinste Mengen in den Körper gebracht
werden.
Auf die Arzneimittelforschung der Zukunft
übergehend, erwähnte Prof. Merz die Arbei¬
ten von Speranski. der die Krankheit als
eine nervale Dystrophie, d. h. eine Ernäh¬
rungsstörung und dadurch bedingte Degene¬
ration des Nervensystems auffaßt. Das
kranke Organ wäre danach nur die Projek¬
tionswand des kranken Nervensystems, das
durch eine nerval-spezifische Medikation be¬
einflußt werden kann. Eine zweite For¬
schungsrichtung der Zukuft ist die Biochemi¬
sche Genetik. Man hat festgestellt, daß die
Gene — das sind die Träger der Erbanlagen
in den Chromosomen — für komplizierte che¬
mische Vorgänge in der Zelle verantwortlich
zu mähen sind. Wird nun eine Gen abgetötet
— experimentell kann man das durh ganz
feine Röntgenstrahlen erreihen — so kann
dieser hemishe Vorgang, z. B. der Aufbau
von Indol zum Tryptophan, niht stattfinden.
Eine gestörte Funktion in qualitativer Hin¬
sicht ist nun vorhanden, ohne daß die Zelle
allerdings ihre Lebensfähigkeit einbüßt. Diese
Dysfunktion ist nun der Grund für Krank¬
heiten. Das Arzneimittel mußt in diesem
Falle direkt an dem einzelnen Gen angreifen.
Der Zweck oder besser gesagt der Sinn der
Arznei ist. daß sie dem Kranken hilft. Das
Wesen der Arznei ist aber naturwissen¬
schaftlich und biologish oft niht zu erfassen.
Letzten Endes kommt es auf den Menshen,
den Arzt an, der die wirkliche oder schein¬
bare Kraft der Arznei richtig anwendet.
W. N.
Ein blinder Künstler sang
Vor einem kleinen Zuhörerkreis ließen sih
am Samstagabend im unteren Konzilsaal der
erblindete Baß-Bariton Bernhard Notz und
Elfriede Notz, Sopran, mit einem umfang¬
reihen Liederprogramm hören. „Besinnliher
Humor und Heiteres großer Meister in Lie¬
dern und Duetten von Bah bis Pfitzner“
stand als Moto über der Vortragsfolge, die
sih der alte Barde mit dem prähtigen Ger-
I hard-Hauptmann-Kopf ausgewählt hatte. Das
Nr. 206 / Seite
Reaeö Leben im Arbeiterbilöungeoerein
Welch vielseitiges und ansprechendes
Programm der Arbeiterbildungsverein
Konstanz seinen Mitgliedern bietet, zeigt
am besten ein Querschnitt seiner Veran¬
staltungen im Monat Dezember. Eingelei-
tet wurden sie durch eine Nikolausfeier
für die Kinder der Vereinsmitglieder. Eine
bunte Schau lustiger Kinderfilme schuf zu
Beginn eine frohe Stimmung. Musikvor¬
träge jugendlicher Harmonikaspieler und
Weihnachtslieder ergänzten das unterhal¬
tende Programm. Den Mittelpunkt bildete
der Nikolaus. Der Bann wurde gebrochen,
als St. Nikolaus und sein Ruprecht an das
Verteilen großer Tüten voll leckeren In¬
halts gingen, mit denen auch in diesem
Jahr 80 Kinder beschenkt wurden.
Die Vortragstätigkeit fand ihre Fortset¬
zung in der Monatsversammlung, in der
Dipl.-Volkewirt Rapp über die Schiffbar¬
machung des Rheines von Basel bis Kon¬
stanz referierte. Der Redner, ein hervor¬
ragender Kenner dieses Themas, verstand
es vorzüglich, die wesentlichsten Punkte
dieses Projektes herauszustellen und in
allgemein verständlicher Form darzulegen.
Es war interessant zu hören, daß schon
um 1890 die ersten Bestrebungen zur
Schiffbarmachung des Oberrheines aufka¬
men und daß bis heute ein großer Teil der
Kraftwerke und Staudämme errichtet wer¬
den konnten, deren Leistung schon jetzt
2,7 Millionen kWh beträgt, die sich bei
Fertigstellung des Projektes auf über vier
Millionen kWh steigern würde. Aber nicht
nur die Bedeutung für die Stromversorgung,
auch die Auswirkung für die Industrie und
den Schiffsverkehr wurden gezeigt. Der
Redner betonte dabei, daß beim Bau die¬
ser Anlage auch die Forderungen des Na¬
turschutzes berücksichtigt würden, und daß
z. B. die Befürchtungen, der Rheinfall bei
Schaffhausen würde verschwinden, voll¬
kommen unbegründet seien. Seine inter¬
essanten und lehrreichen Ausführungen
wurden beschlossen mit einem Film des
Rheinschiffahrtsverbandes der nochmals
im Bild die einzelnen Phasen der Schiff¬
barmachung des Oberrheines erläuterte.
Als weitere Veranstaltung folgt am 25.
Dezember 1952 die traditionelle Weih¬
nachtsfeier im Oberen Konzilsaal unter
Mitwirkung der Kapelle Kühn und des
Männerchors des Vereins und am 31. 12.
eine Silvesterfeier im Vereinshaus. Da¬
neben besljeht für che Mitglieder in diesem
Winter wieder die Möglichkeit eines ver¬
billigten Besuches des Stadttheaters. Die
Teilnehmerzahl von 70 Mitgliedern zeigt,
welches große Interesse auch diesem
Zweige des kulturellen Schaffens entge¬
gengebracht wird.
*
Fünfundzwanzigmal bestanden Mitglie¬
der der DLRG-BezirksgruppeBo-
densee-Konstanz im vergangenen Sommer
den Kampf gegen den nassen Tod erfolg¬
reich, d. h. mit anderen Worten, daß 25
Menschen dem selbstlosen Einsatz dieser
Männer ihr Leben verdanken. Daneben
wurde innerhalb der Bezirksgruppe in der
letzten Saison ein umfangreiches Uebungs-
und Wettkampfprogramm abgewickelt und
eine intensive Werbetätigkeit entfaltet.
Man kann die Worte des Bezirksleiters
Hölderle nur unterstreichen, der zu Be¬
ginn der Bezirks-Weihnachtsfeier im St.
Johann meinte, daß die Gemeinschaft der
Lebensretter nach diesen arbeitsreichen
Monaten ein paar gesellige Stunden wohl
verdient habe. Es wurden sehr gemüt¬
liche und unterhaltende Stunden. Nach
der Ehrung verdienter DLRG-Mitglieder,
die sich im Sommer durch Rettungstaten
ausgezeichnet haben, rollte ein flottes und
geschmackvoll zusammengestelltes Pro¬
gramm ab. Musikalische Genüsse vermit¬
telten neben der schmissigen Kapelle
„Denkste“ vor allem die Geschwister Wit¬
te; den gesanglichen Teil bestritten die
Kreuzlinger Stadtjodler und Gustl Stadel.
Die gelungene „Rundfunkübertragung“
eines Rettungsschwimmwettkampfes, ein
lustiger Toto-Wettbewerb und eine reich¬
haltige Tombola trugen weiter zur Unter¬
haltung bei. Wie man auch mit wenigen
Mitteln (wo sollen die DLRG-Männer
schon Geld her bekommen?) einen Abend
Künstlerpaar — Bernhard Note begleitete sich
und seine Partnerin selbst am Flügel — ge¬
wann sich durch die verinnerlichte und liebe¬
volle Gestaltung der Gesänge die Herzen
der Zuhörer, die zum Schluß reichen und
dankbaren Beifall spendeten. lg.
Neuerwerbungen der Stadt. Büchereien
Stadtbücherei. Schöne Literatur: Bruno
Brehm: Die Throne stürzen; Arthur-Heinz
Lehmann: Das Dorf der Pferde; Thyde Mon-
nier: Die Schlucht; Franz Nabl: Die Ort-
liebschen Frauen; Otto Rombach: Der Jüng¬
ling und die Pilgerin; Carl Zuckmayer: Die
Erzählungen. — Sachschrifttum: Bernhard
Bavink: Die Naturwissenschaft auf dem Wege
zur Religion; Werner Bergengruen: Römisches
Erinnerungsbuch; Paul Brunton: Yogis. Ver¬
borgene Weisheit Indiens; Edgar Dacque: Die
Urgestalt; Franz Eichhorn: In der Grünen
Hölle. Kurbelfahrten durch Brasilien; G. C.
Field: Die Philosophie Platons; Hans-Joachim
Flechtner: Chemie des Lebens; Brüder Grimm:
Leben und Werk in Selbstzeugnissen; Eber¬
hard Hanfstaengl: Rembrandt; Heinrich Har¬
rer: Sieben Jahre in Tibet; Eugen Kalk¬
schmidt: Ludwig Richter; Willy Ley: Die
Eroberung des Weltalls; Hans Joachim Moser;
Die Musikfibel; KurtPahlen: Musikgeschichte
der Welt; P. F. Schmidt: Die Geschichte der
modernen Malerei; Antonina Vallentin: Leo¬
nardo da Vinci; Richard Wichterich: Benito
Mussolini.
Wessenberg-Bibliothek: Karl Brandt: Kaiser
Karl V. (München 1942); Eberhard Hempel:
Geschichte der deutschen Baukunst (München
1949); Max Pohlenz: Gestalten aus Hellas
(München 1950); Walahfried Strabo: Hortulus
(St Gallen 1942); Ernst Wahle: Deutsche Vor¬
zeit (Tübingen 1952). '
nett ausgestalten kann, das haben die Le¬
bensretter mit dieser Veranstaltung bewie.
sen. Sie sind nicht nur im Kampf geg etJ
den nassen Tod selbstlose Idealisten, son¬
dern auch wenn es darum geht, Gesellig,
keit und Kameradschaft zu pflegen.
*
Auch dieses Jahr hatte der Velo-
Club die Kinder seiner Mitglieder in das
Gasthaus zum „Schützen“ eingeladen, urn
nach alter Tradition den Kleinen eine
Vorweihnachtsfreude zu bereiten. Vereins¬
präsident Bernhard Hagen begrüßte die
zahlreich erschienenen Kinder, die ihre
Freude hatten an einem Märchenspiel, das
sie über eine Stunde in Atem hielt. Jong.
leur Müller erregte mit seinen Darbietun¬
gen das besondere Interesse. Das war
etwas Neues für die Kinder. St. Nikolaus
und Knecht Rupprecht nahmen die Be¬
scherung vor, bei der jedes Kind etwas
Leckeres erhielt. Außerdem war die Preis¬
verteilung für das Herbstrennen. Mitglie¬
der des Handharmonikavereins umrahm¬
ten die Feier mit ihren Darbietungen.
*
Am Sonntagabend veranstaltete der
Kanu-Club Konstanz im „Graf
Zeppelin“ seine Weihnachtsfeier. Nach
einer Begrüßungsansprache durch den
1. Vorsitzenden des Clubs, Alfons Gruber,
begann das Programm mit einer aus¬
gezeichneten Filmvorführung des Sport¬
kollegen Flückiger vom Faltboot-Club
Schaffhausen über die Deutschen und
schweizerischen Slalom-Meisterschaften in
Rastatt bzw. Thun (Schweiz) und weite¬
ren z. T. farbigen Filmstreifen vom Leben
der Kanuten. Nach dem Vortrag einiger
Weihnachtslieder und Gedichte kamen
Nikolaus und Knecht Ruprecht nicht nur
mit vielen Gaben, sondern er wußte auch
viele ergötzliche Geschichten von man¬
chem Clubkameraden zu berichten.
„Rätikon — Kletter- und Skiparadies“
In der Reihe der Lichtbildervorträge der
Sektion Konstanz des Deutschen Alpen¬
vereins sprach im Bürgersaal Walther
Flaig, Bludenz, über das Rätikon. Der
Redner wurde dieser Aufgabe um so mehr
gerecht, als er lange Jahre seines Lebens
in diesem herrlichen Bergland an der
Dreiländergrenze — Oesterreich, Schweiz,
Lichtenstein — zugebracht • hat und ein
hervorragender Kenner von Land und
Leuten ist. In eingehender Schilderung,
aufgelockert durch feinen Humor, ließ W.
Flaig die Verschiedenheiten des Rätikons
lebendig werden: die Siedlungen der Tä¬
ler mit ihrer alten Kultur, den Holzreich¬
tum einsamer Bergwälder und die Weite
der Almen, alles überragt von einem
Kranz herrlicher Berge. Eine treffliche Il¬
lustration zu den Worten des Redners
bildeten die zahlreichen Farbdias. Aus
dem gerade für Konstanz so nahe gele¬
genen Gebiet zeigte Flaig reizvolle Wege
für den beschaulichen Wanderer neben
kühnen Kletterpfaden hinauf zu den Gip¬
feln der Scesaplam», der Zimba, den Fels¬
burger der Drusenfluh und Sulzfluh
und den schanken Fängern der Drei
Türme.
„Konfchtanzer Frtchtlin"
Werner Welte, Verwaltungsangestellter
von Beruf und Schöpfer der geradezu
historisch gewordenen Konstanzer Frichtle
Mäx, Fidi, Karle und Willi hat nach gut
zwanzig Jahren sein schmales Prosa-
Bändchen über die „Konschtanzer Fricht-
lin“ neuäufgelegt. Er hofft wie ehedem
vor zwanzig Jahren damit denselben Er¬
folg zu erreichen. Mit köstlichen Zeich¬
nungen des bekannten einheimischen
Karikaturisten Klaus Meßmer illustriert,
wird diese Broschüre auch bei der Kon¬
stanzer Männer- und Bubenschar von
heute nicht nur selige Lausbubenerinne¬
rungen wachrufen, sondern zugleich auch
zeigen, wie ewig jung doch das Konstan¬
zer Herz schlägt. Die vier Frichtle, von
denen in 20 Streichen groß und breit in
Konstanzer Mundart die Rede ist, ver¬
körpern schlechthin die echte Bubenwelt
mit ihren Erlebnissen „am Gundelehafe,
5 s
am Schänzle, hei der Feuerwehrprob,
beim Schitzefest, a de Prozession und a
de Fasnacht“. Mit der Naseweisheit der
Dreikäsehochs ersteht vor dem Auge des
Lesers nochmals das gute, alte Konstanz
vor dreißig-vierzig Jahren. Wir lesen da¬
bei Namen, die nur noch in der Erinne¬
rung unter uns weilen. Einst waren sie
selbst ein Stück Bubenseligkeit. Fast in
jedem Kapitel findet der Leser sich
selbst, er hört seinen Dialekt und
er fühlt, wie sehr sich zwar die Welt ver¬
ändert, aber doch das Reich der Erinne¬
rung geblieben ist. Ein Bändchen, das
unter keinem Christbaum fehlen sollte
und auch den „Zugereisten“ in die „Ge¬
heimnisse“ des angestammten Lokalpa¬
triotismus einzuführen versteht. wh.
mümcuhoH ^ UJ(Uk ^ ektaH HutiaekoH WB-TOTO Haupfstelle „(T Konstanz