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Donnerstag, 18. Dezember 1952 SÜDKURIER K Alte Konstanter Bürgerfcmilien (2); Dae Wappen pumpten fie fich aus Zürich Die Stadelhofer wurden 1367 erstmals erwähnt — Wollmatingen als spätere Heimat Die Meinungen gehen da auseinander: Die Schweizer Familienforscher behaupten, daß die Stadelhofer aus einem „sehr alten“ Schweizer Geschlecht und dem Dorfe Sta¬ delhofen entstammen, das 1358 an die Stadt Zürich verkauft worden sei. Vom 5. Oktober 1145 datieren eine Urkunde mit den ersten Stadelhofer, Chunradus und Heinricus aus dem schweizerischen Zolli¬ kon. Die deutschen Heimatforscher berufen sich auf das Jahr 1387, wo erstmals auf Wollmatinger Gemarkung von einem „Sta- delhovers gut“ Notiz genommen wurde. Doch gibt auch die deutsche Forschung zu, daß die Stadelhofer schon lange vorher in der näheren Umgebung von Konstanz an¬ sässig waren. 1459 wird in Konstanz ein Stadelhofersches Erblehen erwähnt; 88 Jahre später sind sogar vier solche Lehen bekannt. Ohne Zweifel: Die Stadelhafer zählen zu den ältesten Sippen dies- und jenseits des Bodensee-Rheins. Ihr Namen leitet sich von einem Ort- und Flurnamen Sta¬ delhofen her, einer Hofstätte oder grö¬ ßeren Siedelung mit einem herrschaft¬ lichen „Stadel“ oder einer Scheune. Siede¬ lungen dieses Namens gibt es in deutschen Landen mehrere, z. B. in der Pfuilendor- fer Gegend und auch bei Zürich, wo die Stadelhofer ein eigenes Wappen mit rei¬ cher Blasonierung führten. Ein rühmens¬ werter Stolz auf das hohe Alter ihres Ge¬ schlechts hat die Wollmatinger Namens¬ träger gereizt, dieses Wappen zu ihrem eigenen zu machen. Vor den Toren von Konstanz lag der bi¬ schöfliche Gutshof Stadelhofen, dessen Beständer schon im 11. Jahrhundert den Haushalt des Bischofs mit Lebensmittel zu versorgen hatten. Nach der Dacherchronik sollen auch die Konstanzer in Stadelhofen, dem heutigen Stadtteil zwischen der Bo- dansitraße und der Schweizergrenze, mehr „Städel“ gehabt haben, „dan der hüser in der statt was“. Ein Verwüstungszug des Abtes von Reichenau im Jahre 1249 hatte die völlige Einäscherung von Stadelhofen zur Folge. Von den Brandgeschädigten zog der eine oder andere vor, sich auf der Warmluft brachte Neufchnee Wer am Dienstag abend den sternklaren Himmel gesehen hat, wird wohl am Mitt¬ woch früh erstaunt gewesen sein, daß die Stadt über Nacht ein winterliches Kleid angezogen hatte. Der Schnee lag 15 cm hoch, alle Dächer trugen eine herrliche weiße Kappe, die auf den Straßen über Nacht geparkten Autos hatten dicke Schneehüte auf. Wie die hiesige Wetterwarte mitteilt, ist dieser eigentliche Winterbeginn am Bo¬ densee durch einen Warmluftvorstoß ver¬ ursacht worden. Zu Beginn dieser Woche war Kaltluft aus dem grönländischen Raum bis zu den Alpen vorgestoßen und hatte sich dort festgesetzt. Sofort wurden in Konstanz auch nächtliche Frostgrade bis zu —8 Grad gemessen. Aber diese frostkalte Zeit hielt nicht lange an, denn schon am Dienstag schob sich tropische Warmluft aus dem Raum der Azoren nach Europa vor, die in der Nacht zum Mitt¬ woch auch Südwestdeutschland erreichte. Sie begann die dort liegende Kaltluft von oben her langsam zu verdrängen; bei den dabei auftretenden großen Temperatur¬ unterschieden wurde der kräftige Schnee¬ fall ausgelöst. Auf dem Säntis z. B. ist es von Dienstag zum Mittwoch um 13 Grad Celsius wärmer geworden. Erst als diese Warmluft sich bis zum Boden durchgesetzt hatte, wurde es in Konstanz milder und begann zu regnen. Das bedeutete aber, daß sich in den Straßen aus dem bis¬ herigen Pulverschnee ein richtiger Schnee¬ matsch entwickelte, der den Passanten nicht gerade zur Erquickung wurde und manchen Ärger schuf. Dieser rasche Wechsel zwischen Schnee¬ schauern und Warmlufteinbrüchen wird in den kommenden Tagen anhalten, so daß wir uns auf einige Tage mit Neuschnee, Schneematsch und Regen einstellen müssen. Gemarkung von Wollmatingen eine neue Heimat zu schaffen, und man gab ihm nach damaligem Brauch zu seinem Vor¬ namen den Ortenamen seiner alten Wohn¬ stätte und nannte ihn einfach den „Sta¬ delhofer“. Die Sippe wuchs zu einer lebenskräfti¬ gen und kindesfreudigen Gemeinschaft heran, so daß im 17. Jahrhundert einige Bauern einen Unternamen erhielten, einer wird z. B. Höllbauer, ein anderer „Oehnin- ger“ in den Kirchenbüchern genannt. Stadelhofer, im großen und ganzen ihren landwirtschaftlichen Beruf im Laufe der Jahrhunderte auch treu geblieben — von den 68 Namensträgem, zumeist in Woll¬ matingen wohnhaft, sind heute 15 Land¬ wirte —, so wandten sich doch manche auch anderen Berufen zu. Außer dem in Uberlingen lebenden Ne¬ stor des Geschlechts, dem verdienten Bild¬ hauer Emil Stadelhofer (s. „Südkurier“ v. 2.12.1952) ist Malermeister Karl Stadel¬ hofer in Wollmatingen heute das in wei¬ tem Umkreis bekannteste Mitglied der Sippe. Mit seinen 55 Jahren ist Karl Stadelhofer nicht nur als Dekorations¬ maler, sondern auch als Kunstmaler eine Persönlichkeit, die im ganzen badischen Seekreis bekannt ist. Sein Steckenpferd ist die Ölmalerei, deren Motive er seit Jahr¬ zehnten immer wieder aus der Bodensee- landechaft entnimmt. Seine bunten, kräf¬ tigen Farben und der Blick für die großen und kleinen Geheimnisse der See- und Bodanrück-Landschaft machen ihn zu einem der liebreizendsten Bodenseemaler, dessen Bilder in vielen Häusern und Schlössern unserer näheren Heimat hän¬ gen. „Malen und Zeichnen ist meine ganze Leidenschaft“ sagt Meister Stadelhofer und erzählt, wie er schon als kleiner Bub im elterlichen Heim in der Litzelstetter Straße zu billigen Wasserfarben und Malblock griff, um seine schulfreien Stunden auszu¬ füllen. Auch sein um zehn Jahre älterer Bruder Oskar, der als Architekt in Karls¬ ruhe lebt und wegen seiner Winzerkeller- und Molkerei-Bauten landauf und landab bekannt ist, hat einen starken Hang zum Althergebrachten und zum Künstlerischen. Diese Veranlagung ist vielen Stadelhofer eigen gewesen. Soweit die Kirchenbücher den Beruf der Pfarrangehörigen nennen, waren sie alle Wagner, Müller, Bauern, Zimmerleute, Winzer, Fuhrhalter und Gastwirte. So ist das Wollmatinger „Rößle“ seit Jahrhunderten eine Stadelhofer-Wirt¬ schaft, die ein kunstgerechtes Wirtsschild und ein Wappen an der Straßenseite führt. Auch die „Linde“ ist ein Stadelhofer’scher Betrieb, gleichfalls die Weinstube Stadel¬ hofer in der Wilhelmstraße. h. Starke Stobtnod)rid)ten Sein 70. Lebensjahr vollendete Metzger¬ meister Karl Attinger, Bodanstraße 34. — 79 Jahre alt wird morgen Freitag Fräulein Fausta Fecht, Luisenplate 1. In der Wollmatinger Straße geriet beim schnellen Abbremsen ein Personenkraft¬ wagen infolge der Straßenglätte ins Schleudern und stieß gegen ein Hauseck. Es entstand erheblicher Sachschaden, In der Mainaustraße in Allmannsdorf fuhr ein Personenkraftwagen einen Fu߬ gänger an. Er mußte mit Verletzungen ins Krankenhaus verbracht werden. Beim 20. Toto-Wettbewerb am vergan¬ genen Sonntag fielen in den Bereich der Hauptstelle „Q“ Konstanz ein Gewinn mit 7731 DM, drei Gewinne mit 972 DM und 83 Gewinne in den übrigen Rängen mit 480.70 bis 76.50 DM. — Auf Wettschein Q 78—97 fiel ein Baugeldbetrag mit 3000 D-Mark. Nachdem in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch die Eingangsweiche 1 des Bahn¬ höfe in harter Arbeit und unter starkem Schneefall eingebaut wurde, ist der schwierigste Teil des Umbaues des nörd¬ lichen Bahnfaofiskopfes geschafft. Es fol¬ gen jetzt Regulierungs- und Ab6chluß- arbedten. Das Suso-Gymnasium veranstaltet heute Donnerstagalbend um 20 Uhr in der Turn¬ halle seine Weihnachtsfeier, zu der Eltern und Gäste eingeladen sind. Die sudetendeuteche Weihnachtsfeier ist am Sonntagnachmittag im „Bauhof“. Sü¬ ßigkeiten für die Kinderfoescherung erbe¬ ten bis Samstag, Untere Laube 22/11. Am Sonntag veranstaltet der Skiclub eine Ski-Autofahrt ins Hüttengebiet nach Oberegg. Sofortige Anmeldung erforder¬ lich. Kursteilnehmer Weihnachten bis Dreikönig sichern sich den Platz auf der Hütte gegen Bezahlung der Gebühr. Die „Naturfreunde“ halten am Freitag¬ abend im „Bauhof“ ihre Mitgliederver¬ sammlung ab. Rolf Werner spricht in ei¬ nem Lichtbildervortrag über das Thema „Jugend auf Fahrt“. Außerdem ist eine Aussprache über die im Januar stattfin- dende Skimeisterschaft der Ortsgruppe und des Bezirks. Die Wintersonnwendfeier der Kindengruppe ist am Sonntagnachmit¬ tag im „Haus der Jugend“. Morgen im Stadtrat Die letzte Stadtratssitzung in diesem Jahr findet morgen Freitag um 16 Uhr statt. Auf der Tagesordnung stehen 14 Punkte. Oberbürgermeister Knapp wird u. a. über die Internationale Bürgermei¬ sterunion für deutsch-französische Ver¬ ständigung und internationale Zusammen¬ arbeit sprechen, ferner über eine Baupla¬ nung. Bürgermeister Diesbach wird über die bauliche Erweiterung des Staatstechni¬ kums und die Errichtung einer Tankstelle berichten, Bürgermeister Schneider über die Sitzung des großen Fürsorgeausschus¬ ses und des Jugendamtausschusses sowie über die Versorgungsleitung vom See¬ pumpwerk zum Allmannsdorf er Wasser¬ turm, über das Wartehäuschen am Ster- nenplatz und über den Kindergarten in Wollmatingen. Um 15 Uhr besichtigt der Stadtrat das Wessenberg-Erziehungsheim in der Schwedenschanze, das in den letz¬ ten Monaten vollständig umgebaut wurde. Verstärkter Schiffsverkehr auf Weihnachten Wie das Eisenbahnverkehrsamt Kon¬ stanz mitteüt, werden im Schiffsverkehr vom 19.—23. Dezember der Kurs 117, Kon¬ stanz ab 16.00 Uhr in Richtung Meers¬ burg—Friedrichshafen und der Kurs 120, Friedrichshafen ab 19 Uhr nach Meers¬ burg—Konstanz zusätzlich gefahren. Vom 20.—24. Dezember wird der Kurs 113, Kon¬ stanz ab 13.10 Uhr nach Meersburg mit zwei Schiffen gefahren. Zusätzlich fährt außerdem ab 14 Uhr in Meersburg an die¬ sen Tagen ein Kurs nach Konstanz. 16. 12.: 352; 17.12.: Konstanzer Hafenpegel: 350 Zentimeter. „Vom Wefen Öer Arznei" Prof. Dr. Merz von der Wissenschaftlichen Vortragsgemeinschaft Der am Dienstag von der Wissenschaft¬ lichen Vortragsgemeinschaft veranstaltete Vortragsabend von Univ.-Prof. Dr. Walter Merz, war trotz der Vorweihnachtszeit ver¬ hältnismäßig gut besucht. Der Vortragende konnte natürlich in Anbetracht, der Fülle des Stoffes die Probleme, um die es heute geht, nur andeuten. Die Arzneikunde ist von der geistigen und kulturellen Situation der Zeit abhängig. Philosophisch mystische Vor¬ stellungen haben früher die Arzneimittel¬ kunde weitgehend beeinflußt. Die Pharma¬ kologie, wie wir sie heute wissenschaftlich exakt experimentell üben, ist erst — seit Buchheim und Schmiedeberg — rund 100 Jahre alt. Wenn aber vor dieser Zeit Erfolge mit Arzneimitteln erzielt wurden, so müssen wir annehmen, daß damals in der Haupt¬ sache eine Suggestivwirkung vorlag. die, wie Prof. Merz erwähnte, wohl auch in der Homöopathie die Hauptrolle spielt, wepn es sich um Potenzen von über D 24 handelt. Eine der Voraussetzungen, die jede Arznei erfüllen muß, ist, nicht zu schaden. Doch muß sie in einer Dosis gegeben werden, die nicht unterschwellig ist. also nicht wirkt, sondern in einer Menge, die geeignet ist, Krankheiten zu heilen, zu lindern oder zu verhindern. Anderseits darf die Menge der Arznei nicht so groß sein, daß sie toxisch, d. h. giftig oder etwa tödlich wirken könnte. Mit der Dosierung eng verknüpft ist die Form des Medikaments, die Applikationsart und die Schnelligkeit der Resorption und der Ausscheidung. So wirkt das wasserlösliche Morphin schnell krampflösend und schmerz¬ stillend. während das Opium, dessen kolloide Nebenbestandteile resorptionsverzögernd sind, durch allmähliches Freiwerden des dar¬ in befindlichen Morphins erheblich langsamer wirkt. Das ist einer der Gründe, weshalb man das Opium als Darmmittel von jeher dem Morphin vorgezogen hat. Das allbe¬ kannte Penicillin wird so schnell resorbiert und ausgeschieden, daß es notwendig war, es alle drei Stunden dem Kranken einzu¬ spritzen. Um diese Unannehmlichkeit für den Patienten zu vermeiden, band man das Penicillin an einen schwer resorbierbaren Stoff und erreichte damit eine über 24 Stun¬ den andauernde Wirkung. Genau so verständ¬ lich ist es, daß das in die Blutader gespritzte Medikament schneller und Intensiver wirkt, als wenn es in den Muskel iniiziert oder oral gegeben wird. Bei der Applikationsart kommt es hinwiederum auf das Medikament selbst und seine Form an. Es gibt Substan¬ zen, die in die Ader gespritzt, eine Zerset¬ zung der roten Blutkörperchen — eine Hämo¬ lyse — hervorgerufen, wie manche in den Muskel gespritete Medikamente starke Schmerzen und das Absterben eines um¬ schriebenen Muskels, nämlich eine Nekrose hervorrufen. Wie vielfältig diese Vorgänge sind, sieht man daran, daß bestimmte Arz¬ neimittelsubstanzen in gewissen Zellen und Zellkomplexen angereichert, d. h. gespei¬ chert werden. So wird z. B. das Herzmittel Digitoxin von den Herzmuskelzellen mehr als von den anderen Körperzellen gespeichert und kann in ihnen deshalb die wirksame Konzentration erreichen, wenn auch nur kleinste Mengen in den Körper gebracht werden. Auf die Arzneimittelforschung der Zukunft übergehend, erwähnte Prof. Merz die Arbei¬ ten von Speranski. der die Krankheit als eine nervale Dystrophie, d. h. eine Ernäh¬ rungsstörung und dadurch bedingte Degene¬ ration des Nervensystems auffaßt. Das kranke Organ wäre danach nur die Projek¬ tionswand des kranken Nervensystems, das durch eine nerval-spezifische Medikation be¬ einflußt werden kann. Eine zweite For¬ schungsrichtung der Zukuft ist die Biochemi¬ sche Genetik. Man hat festgestellt, daß die Gene — das sind die Träger der Erbanlagen in den Chromosomen — für komplizierte che¬ mische Vorgänge in der Zelle verantwortlich zu mähen sind. Wird nun eine Gen abgetötet — experimentell kann man das durh ganz feine Röntgenstrahlen erreihen — so kann dieser hemishe Vorgang, z. B. der Aufbau von Indol zum Tryptophan, niht stattfinden. Eine gestörte Funktion in qualitativer Hin¬ sicht ist nun vorhanden, ohne daß die Zelle allerdings ihre Lebensfähigkeit einbüßt. Diese Dysfunktion ist nun der Grund für Krank¬ heiten. Das Arzneimittel mußt in diesem Falle direkt an dem einzelnen Gen angreifen. Der Zweck oder besser gesagt der Sinn der Arznei ist. daß sie dem Kranken hilft. Das Wesen der Arznei ist aber naturwissen¬ schaftlich und biologish oft niht zu erfassen. Letzten Endes kommt es auf den Menshen, den Arzt an, der die wirkliche oder schein¬ bare Kraft der Arznei richtig anwendet. W. N. Ein blinder Künstler sang Vor einem kleinen Zuhörerkreis ließen sih am Samstagabend im unteren Konzilsaal der erblindete Baß-Bariton Bernhard Notz und Elfriede Notz, Sopran, mit einem umfang¬ reihen Liederprogramm hören. „Besinnliher Humor und Heiteres großer Meister in Lie¬ dern und Duetten von Bah bis Pfitzner“ stand als Moto über der Vortragsfolge, die sih der alte Barde mit dem prähtigen Ger- I hard-Hauptmann-Kopf ausgewählt hatte. Das Nr. 206 / Seite Reaeö Leben im Arbeiterbilöungeoerein Welch vielseitiges und ansprechendes Programm der Arbeiterbildungsverein Konstanz seinen Mitgliedern bietet, zeigt am besten ein Querschnitt seiner Veran¬ staltungen im Monat Dezember. Eingelei- tet wurden sie durch eine Nikolausfeier für die Kinder der Vereinsmitglieder. Eine bunte Schau lustiger Kinderfilme schuf zu Beginn eine frohe Stimmung. Musikvor¬ träge jugendlicher Harmonikaspieler und Weihnachtslieder ergänzten das unterhal¬ tende Programm. Den Mittelpunkt bildete der Nikolaus. Der Bann wurde gebrochen, als St. Nikolaus und sein Ruprecht an das Verteilen großer Tüten voll leckeren In¬ halts gingen, mit denen auch in diesem Jahr 80 Kinder beschenkt wurden. Die Vortragstätigkeit fand ihre Fortset¬ zung in der Monatsversammlung, in der Dipl.-Volkewirt Rapp über die Schiffbar¬ machung des Rheines von Basel bis Kon¬ stanz referierte. Der Redner, ein hervor¬ ragender Kenner dieses Themas, verstand es vorzüglich, die wesentlichsten Punkte dieses Projektes herauszustellen und in allgemein verständlicher Form darzulegen. Es war interessant zu hören, daß schon um 1890 die ersten Bestrebungen zur Schiffbarmachung des Oberrheines aufka¬ men und daß bis heute ein großer Teil der Kraftwerke und Staudämme errichtet wer¬ den konnten, deren Leistung schon jetzt 2,7 Millionen kWh beträgt, die sich bei Fertigstellung des Projektes auf über vier Millionen kWh steigern würde. Aber nicht nur die Bedeutung für die Stromversorgung, auch die Auswirkung für die Industrie und den Schiffsverkehr wurden gezeigt. Der Redner betonte dabei, daß beim Bau die¬ ser Anlage auch die Forderungen des Na¬ turschutzes berücksichtigt würden, und daß z. B. die Befürchtungen, der Rheinfall bei Schaffhausen würde verschwinden, voll¬ kommen unbegründet seien. Seine inter¬ essanten und lehrreichen Ausführungen wurden beschlossen mit einem Film des Rheinschiffahrtsverbandes der nochmals im Bild die einzelnen Phasen der Schiff¬ barmachung des Oberrheines erläuterte. Als weitere Veranstaltung folgt am 25. Dezember 1952 die traditionelle Weih¬ nachtsfeier im Oberen Konzilsaal unter Mitwirkung der Kapelle Kühn und des Männerchors des Vereins und am 31. 12. eine Silvesterfeier im Vereinshaus. Da¬ neben besljeht für che Mitglieder in diesem Winter wieder die Möglichkeit eines ver¬ billigten Besuches des Stadttheaters. Die Teilnehmerzahl von 70 Mitgliedern zeigt, welches große Interesse auch diesem Zweige des kulturellen Schaffens entge¬ gengebracht wird. * Fünfundzwanzigmal bestanden Mitglie¬ der der DLRG-BezirksgruppeBo- densee-Konstanz im vergangenen Sommer den Kampf gegen den nassen Tod erfolg¬ reich, d. h. mit anderen Worten, daß 25 Menschen dem selbstlosen Einsatz dieser Männer ihr Leben verdanken. Daneben wurde innerhalb der Bezirksgruppe in der letzten Saison ein umfangreiches Uebungs- und Wettkampfprogramm abgewickelt und eine intensive Werbetätigkeit entfaltet. Man kann die Worte des Bezirksleiters Hölderle nur unterstreichen, der zu Be¬ ginn der Bezirks-Weihnachtsfeier im St. Johann meinte, daß die Gemeinschaft der Lebensretter nach diesen arbeitsreichen Monaten ein paar gesellige Stunden wohl verdient habe. Es wurden sehr gemüt¬ liche und unterhaltende Stunden. Nach der Ehrung verdienter DLRG-Mitglieder, die sich im Sommer durch Rettungstaten ausgezeichnet haben, rollte ein flottes und geschmackvoll zusammengestelltes Pro¬ gramm ab. Musikalische Genüsse vermit¬ telten neben der schmissigen Kapelle „Denkste“ vor allem die Geschwister Wit¬ te; den gesanglichen Teil bestritten die Kreuzlinger Stadtjodler und Gustl Stadel. Die gelungene „Rundfunkübertragung“ eines Rettungsschwimmwettkampfes, ein lustiger Toto-Wettbewerb und eine reich¬ haltige Tombola trugen weiter zur Unter¬ haltung bei. Wie man auch mit wenigen Mitteln (wo sollen die DLRG-Männer schon Geld her bekommen?) einen Abend Künstlerpaar — Bernhard Note begleitete sich und seine Partnerin selbst am Flügel — ge¬ wann sich durch die verinnerlichte und liebe¬ volle Gestaltung der Gesänge die Herzen der Zuhörer, die zum Schluß reichen und dankbaren Beifall spendeten. lg. Neuerwerbungen der Stadt. Büchereien Stadtbücherei. Schöne Literatur: Bruno Brehm: Die Throne stürzen; Arthur-Heinz Lehmann: Das Dorf der Pferde; Thyde Mon- nier: Die Schlucht; Franz Nabl: Die Ort- liebschen Frauen; Otto Rombach: Der Jüng¬ ling und die Pilgerin; Carl Zuckmayer: Die Erzählungen. — Sachschrifttum: Bernhard Bavink: Die Naturwissenschaft auf dem Wege zur Religion; Werner Bergengruen: Römisches Erinnerungsbuch; Paul Brunton: Yogis. Ver¬ borgene Weisheit Indiens; Edgar Dacque: Die Urgestalt; Franz Eichhorn: In der Grünen Hölle. Kurbelfahrten durch Brasilien; G. C. Field: Die Philosophie Platons; Hans-Joachim Flechtner: Chemie des Lebens; Brüder Grimm: Leben und Werk in Selbstzeugnissen; Eber¬ hard Hanfstaengl: Rembrandt; Heinrich Har¬ rer: Sieben Jahre in Tibet; Eugen Kalk¬ schmidt: Ludwig Richter; Willy Ley: Die Eroberung des Weltalls; Hans Joachim Moser; Die Musikfibel; KurtPahlen: Musikgeschichte der Welt; P. F. Schmidt: Die Geschichte der modernen Malerei; Antonina Vallentin: Leo¬ nardo da Vinci; Richard Wichterich: Benito Mussolini. Wessenberg-Bibliothek: Karl Brandt: Kaiser Karl V. (München 1942); Eberhard Hempel: Geschichte der deutschen Baukunst (München 1949); Max Pohlenz: Gestalten aus Hellas (München 1950); Walahfried Strabo: Hortulus (St Gallen 1942); Ernst Wahle: Deutsche Vor¬ zeit (Tübingen 1952). ' nett ausgestalten kann, das haben die Le¬ bensretter mit dieser Veranstaltung bewie. sen. Sie sind nicht nur im Kampf geg etJ den nassen Tod selbstlose Idealisten, son¬ dern auch wenn es darum geht, Gesellig, keit und Kameradschaft zu pflegen. * Auch dieses Jahr hatte der Velo- Club die Kinder seiner Mitglieder in das Gasthaus zum „Schützen“ eingeladen, urn nach alter Tradition den Kleinen eine Vorweihnachtsfreude zu bereiten. Vereins¬ präsident Bernhard Hagen begrüßte die zahlreich erschienenen Kinder, die ihre Freude hatten an einem Märchenspiel, das sie über eine Stunde in Atem hielt. Jong. leur Müller erregte mit seinen Darbietun¬ gen das besondere Interesse. Das war etwas Neues für die Kinder. St. Nikolaus und Knecht Rupprecht nahmen die Be¬ scherung vor, bei der jedes Kind etwas Leckeres erhielt. Außerdem war die Preis¬ verteilung für das Herbstrennen. Mitglie¬ der des Handharmonikavereins umrahm¬ ten die Feier mit ihren Darbietungen. * Am Sonntagabend veranstaltete der Kanu-Club Konstanz im „Graf Zeppelin“ seine Weihnachtsfeier. Nach einer Begrüßungsansprache durch den 1. Vorsitzenden des Clubs, Alfons Gruber, begann das Programm mit einer aus¬ gezeichneten Filmvorführung des Sport¬ kollegen Flückiger vom Faltboot-Club Schaffhausen über die Deutschen und schweizerischen Slalom-Meisterschaften in Rastatt bzw. Thun (Schweiz) und weite¬ ren z. T. farbigen Filmstreifen vom Leben der Kanuten. Nach dem Vortrag einiger Weihnachtslieder und Gedichte kamen Nikolaus und Knecht Ruprecht nicht nur mit vielen Gaben, sondern er wußte auch viele ergötzliche Geschichten von man¬ chem Clubkameraden zu berichten. „Rätikon — Kletter- und Skiparadies“ In der Reihe der Lichtbildervorträge der Sektion Konstanz des Deutschen Alpen¬ vereins sprach im Bürgersaal Walther Flaig, Bludenz, über das Rätikon. Der Redner wurde dieser Aufgabe um so mehr gerecht, als er lange Jahre seines Lebens in diesem herrlichen Bergland an der Dreiländergrenze — Oesterreich, Schweiz, Lichtenstein — zugebracht • hat und ein hervorragender Kenner von Land und Leuten ist. In eingehender Schilderung, aufgelockert durch feinen Humor, ließ W. Flaig die Verschiedenheiten des Rätikons lebendig werden: die Siedlungen der Tä¬ ler mit ihrer alten Kultur, den Holzreich¬ tum einsamer Bergwälder und die Weite der Almen, alles überragt von einem Kranz herrlicher Berge. Eine treffliche Il¬ lustration zu den Worten des Redners bildeten die zahlreichen Farbdias. Aus dem gerade für Konstanz so nahe gele¬ genen Gebiet zeigte Flaig reizvolle Wege für den beschaulichen Wanderer neben kühnen Kletterpfaden hinauf zu den Gip¬ feln der Scesaplam», der Zimba, den Fels¬ burger der Drusenfluh und Sulzfluh und den schanken Fängern der Drei Türme. „Konfchtanzer Frtchtlin" Werner Welte, Verwaltungsangestellter von Beruf und Schöpfer der geradezu historisch gewordenen Konstanzer Frichtle Mäx, Fidi, Karle und Willi hat nach gut zwanzig Jahren sein schmales Prosa- Bändchen über die „Konschtanzer Fricht- lin“ neuäufgelegt. Er hofft wie ehedem vor zwanzig Jahren damit denselben Er¬ folg zu erreichen. Mit köstlichen Zeich¬ nungen des bekannten einheimischen Karikaturisten Klaus Meßmer illustriert, wird diese Broschüre auch bei der Kon¬ stanzer Männer- und Bubenschar von heute nicht nur selige Lausbubenerinne¬ rungen wachrufen, sondern zugleich auch zeigen, wie ewig jung doch das Konstan¬ zer Herz schlägt. Die vier Frichtle, von denen in 20 Streichen groß und breit in Konstanzer Mundart die Rede ist, ver¬ körpern schlechthin die echte Bubenwelt mit ihren Erlebnissen „am Gundelehafe, 5 s am Schänzle, hei der Feuerwehrprob, beim Schitzefest, a de Prozession und a de Fasnacht“. Mit der Naseweisheit der Dreikäsehochs ersteht vor dem Auge des Lesers nochmals das gute, alte Konstanz vor dreißig-vierzig Jahren. Wir lesen da¬ bei Namen, die nur noch in der Erinne¬ rung unter uns weilen. Einst waren sie selbst ein Stück Bubenseligkeit. Fast in jedem Kapitel findet der Leser sich selbst, er hört seinen Dialekt und er fühlt, wie sehr sich zwar die Welt ver¬ ändert, aber doch das Reich der Erinne¬ rung geblieben ist. Ein Bändchen, das unter keinem Christbaum fehlen sollte und auch den „Zugereisten“ in die „Ge¬ heimnisse“ des angestammten Lokalpa¬ triotismus einzuführen versteht. wh. mümcuhoH ^ UJ(Uk ^ ektaH HutiaekoH WB-TOTO Haupfstelle „(T Konstanz |