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(monatl.) u. Handel,Haus- u.Landwtrtjcha^
290
Druck und Verlag: -
Buchdruckerei Adelsheim, Adolf Heppeler z
_ Telephon No. 18. _»
Adelsheim, Mittwoch, 12. Dezember 1917.
Verantwortlich:
A. Heppeler in Ädelsheim.
41. Jahr«.
Veginn der russische« Abrüstung.
kB. Großes Hauptquartier, 11. Tez. (Amtlich.)
Westlicher Kriegsschauplatz:
Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht:
^.Jn Flandern und von der Scarpe bis zur Somme
Welten sich am Nachmittag vielfach lebhafte Artillerie-
Heeresgruppe deutscher Kronprinz:
'Tie Feuertätigkeit war auf der ganzen Front rege.
überraschendem Vorstoß holten Sturmtrupps nord-
von Craonne 22 Franzosen aus den feindlichen
„en. Auch in anderen Abschnitten wurden in Erkun-
^sgefechten Gefangene eingebracht.
Starker Einsatz der Fliegerverbände, namentlich an
! französischen Front, führte zu heftigen Lustkämpfen;
're Gegner verloren 11 Flugzeuge und einen Fessel-
Sestlicher Kriegsschauplatz:
Nichts Neues. . ) ': " ' -
Mazedonische Front: -
Keine größeren Kampfhandlungen. , ^ -
Italienischer Kriegsschauplatz:
Zu beiden Seiten der Brenta und an der unteren
»iave zeitweilig gesteigerte Artillerietätigkeit.
Der Erste Generalquartiermeister: Ludendorff.
* ''V^
An den Fronten ist nicht viel Bewegung, wenigstens
' darüber nichts gemeldet. So viel weiß man jedoch,
an der englischen Front eine starke Erschöpfung
Mieten ist, die durch das protzige Geschützfeuer nur
dürftig verhüllt wird. Tie Deutschen sind an der
izen Westfront die Herren der Lage. Auf englischer
iitc gibt es auch keinen Einsichtigen mehr, der das
ht sich selbst sagte, oder im engsten Vertrautenkreise
gäbc, aber für einen größeren Kreis ist die Erkenntnis
ch nicht reif. Durum hat auch Lord Landsdowne
, seinem offenen Brief an den „Daily Telegraaf" nur
ter einem dichten Schleier das Bild der militärischen
» politischen Lage aufzuzeigen gewagt. Ein Satz, der
re Wahrheit für England enthält, wurde mit 10
tzen umkleidet, die Deutschlands Not verkünden. Aber
ist nur ein dialektischer Kunstgriff der öffentlichen
Meinung gegenüber; man hat den Lord in England und
außerhalb Wohl verstanden. Tie Lage ist hoffnungslos, so
meint Landsdowne; sehen wir zu, daß wir durch ein
möglichst sicheres Auftreten den Deutschen imponieren
und sie doch noch dazu bringen, ihrerseits nachzugeben.
Ter Erfolg der Schlacht von Cambrai und der Nieder-
ringung Rußlands. Das Ausscheiden Rußlands hat das
strategische Grundproblem des Weltkriegs, die Einkreisung
einer Mächtegruppe durch eine mehr als doppelt so starke
andere Mächtegruppe, zerrissen. Tie Umfassung im SW
osten, in Mazedonien, eine taktische Mißgeburt von An«
fang an, schaltet als Bedrohung der Mittelmächte troff
der zum soundsovielten Male angekündigten „unmittel«
bar bevorstehenden" griechischen Mobilmachung in der
Kriegslage mehr und mehr aus. In Italien ist der stra«
tegische Plan der Entente wie ein Kartenhaus zusammen«
gestürzt. Und dazu Cambrai! Lord Landsdowne, einet
der schärfsten Gegner Deutschlands, der ein Hauptver«
dienst um die Einkreisung Deutschlands hat, sieht dii
Tinge genau so, wie sie sind. Darum bläst er: Das
Ganze Halt! Jetzt glaubt er noch für England einen
Frieden herausschlagen zu können, bei dem England als
Sieger erscheint. Ob das später noch möglich sein wird?
Daher redet der edle Lord den Deutschen zu, sie solltest
doch keine Furcht haben, England beabsichtige ganz gewiß
nicht die „Vernichtung" des deutschen Volkes oder die Ein¬
mischung in seine inneren Verhältnisse, auch solle es an
dem Welthandel wieder teilnehmen dürfen. Warum dann
Landsdowne die Einkreisung Jahre lang mit größtem
Eifer und bestem Erfolg betrieben, sagt Seine Lordschäft
nicht. Ter Brief hat in England und bei seinen Ver¬
bündeten, wie bemerkt, eine nicht zu unterschätzende Be¬
wegung ins Leben gerufen. Herr Lloyd George ist seit¬
dem von einer hartnäckigen Erkältung befallen. Trotzdem
werden wir ihn mit größter Vorsicht beurteilen müssen;
unter den Sammetpfoten von heute erkennen wir noch
deutlich die Krallen von ehedem und zum Frieden ist Eng¬
land doch wohl noch nicht reif genug.
Bei Cambrai sind 107 englische Panzerkraftwagen
(Tanks) vernichtet worden; 73 davon liegen hinter
unseren jetzigen Stellungen und können zum Teil noch
verwertet werden, 34 befinden sich vor unseren Linien.
Tie letzteren sind gänzlich zusammengeschossen.
Ter „Züricher Tagesanzeiger" bestätigt, General
Haig werde wegen der Niederlage von Cambrai zurück¬
treten und durch General Allenby (Palästina) ersetzt
werden. ' .. <
Der Krbe von Buchenau.
Roman von Herbert von der Osten. 51
Rosa sah wie um Vergebung bittend, von Anneliese auf
asso. „Es ist mir namenlos peinlich, daß ich Ihnen so viel
Kihe mache." euischnldigte sie sich, „aber ich kam, die Treppe
ht steigen. Die Reise hat meine letzten Kräfte verbraucht."
Ein Husteiiaiifall schüttelte die schlanke Gestalt wie im
„Ich darf Fräulein Schmidt nicht verlassen," flüsterte An-
liefe dein Verlobten zu, der fortstrebte, nachdem er Rosa auf
PS Diwan gebettet hatte; denn ihm brannte in diesen» Hanse
' Boden unter den Füßen.
Anneliese trank mit durstige»» Atemzügen die soimendnrch-
terte Luft, welche durch die geöffneten Fenster hereiilwehte.
In der Matthäikirche läuteten die Glocken. Eine Hochzeit
vrde gefeiert. Es klang so schön wie eine Botschaft deS
iiedens und des Trostes.
In Anneliesens Herzens regte sich scheu di« Hoffnung;
1 Meuschenherz ist ja so unermttdlich im Hoffen. „Vielleicht
wcheu »vir doch noch nicht zu sterben." hauchte sie.
„Wird Dir das so schwer?" fragte sein Blick.
Sie versuchte ein Lächeln auf die Lippen zu zwingen und
„nein"; aber ihre angstvollen Augen sagten „ja". Aus je-
l Zug ihres Gesichtchens sprach das Grauen vor dem Tode.
HassoS Brnst schniirte sich in zuckenden» Schinerz zusam-
" , während er sich stumm der Tür zinvandte. Anneliese
ihn noch einmal zurück: „Nicht wahr, wenn Du de», On-
das Geld sofort »viedergeben könntest, dann würden Dich
1« schrecklichen Gedanken nicht mehr quälen, dann dürfen
! leben?" rief sie, in ihrer Anfregmig ganz die Anwesenheit
k Kranken vergessend, die mit geschlossenen Augen »vie be-
ßtlos auf dem Diwan lag.
-Bei Anneliesens Worten richtete sie sich auf. „Nein, Sie
«n nicht sterben," sagteste, gewaltsam die Schwäche ihres
fälligen Körpers niederzwingend. „Jetzt verstehe ich, weS»
b es mich so unwiderstehlich heimwärts trieb," fuhr sie zu
zo gewendet fort. «Ihr Vater hat mich gerufen."
k>» dem fieberverzehrten, schmalen Gesicht flackerte «ine
- Nöte auf, «ährend sie nach kurzem Zögen» hinzufügter
„Wäre Ihr Vater am Leben geblieben, würde ich Ihnen
jetzt wahrscheinlich sehr, sehr nahe stehen. Darum weisen Sie
»»»eitle Hilfe nicht zurück."
Ein neuer, qualvoller HilstenaiifaN schloß ihr den Mund.
Hasso marterte der Anblick ihres Leidens; denn grell, in
unbarmherziger Klarheit stand das Bild des Toten vor ihn»
auf, wie er einmal, vom Wein angeheitert, »nit seinen Zech¬
kumpanen darüber gespottet hatte, wie das verliebte Röschen
sich einbildete, er würde sie zur Freifrau von Hoheitegge ma¬
chen.
Rosa kränkte sein Schweigen. „Ich weiß, als Kind konnten
Sie mich nicht leiden; aber jetzt sollen Sie das doch vergessen.
Ich habe Ihnen nun ja nichts genommen."
Haffo zog die durchsichtige Hand des Mädchens an seine
Lippen. „Daß Sie meine Mutter geworden wären! Dam»
würde ich gewiß jetzt ein besserer glücklicherer Mensch geivor-
den sein."
RosaS Augen strahlten auf bei seinen Worten. Sie wollte
ihm sagen, daß sie ihm sein Glück erringen ivürde: aber
der von den» Portier gerufene Arzt kam, und als der Doktor
sie endlich freigab, hatte Haffo das Hans längst verlassen.-
Hasso war nicht nach dem Wamisee hinauSgefahren. Er
fürchtete, daß man ihn dort suchen könnte; darum hatte er
auf der Nordbahn ein Bilett gelöst. In einem kleinen pom-
merschen Strandbade hatte er den Zug verlassen.
Der Besitzer des einzigen HvtelS war sehr erstem über den
späten Gast, der einen sv vornehmen Namen in daS Fremden¬
buch ei»,trug. Dieser schien ein leidenschaftlicher Ruderer zu
sein. War er doch trotz des unsicheren Wetters kaum zurück-
zithalten, in einem Kahn noch am späten Abend auszufahren.
Als Hasso an» nächsten Morgen den» Strande zuschritt,
lag daS kleine Hotel noch im tiefsten Schlafe. Eine graue,
trübe Dämmerung lastete über der Küste. In leisen, kurzen
Wellen schlug daS Meer an die sandigen Ufer. Im Osten drohte
noch dunkler als an» gestrigen Abend die Sturinwand.
Hasso hatte die Kette seines Kahnes gelöst. Er tauchte die
Ruder ins Wasser. Wie ein Pfeil flogdaS Schiffchen mit ihm
davon. Bon Osten schlich leise der Wind heran. Er schauert«
durch das Buschwerk. Schwankend bewegten sich die weißen
Birkenstämme wie angstooll winkende Arme. DaS Meer wogte
auf.
Die Ereignisse im Westen.
Bestürzung in Frankreich.
Genf, 11. Tez. Das Pariser Blatt „Le Pays^
meldet, Elemenceau werde nächster Tage in der Kammer
eine Geheimsitzung Vorschlägen. — In einer Besprechung
mit Vertretern der Zeitungen gab Elemenceau vertrat
lich Auskunft über die Lage Frankreichs. Die Anwe¬
senden waren von den Darlegungen auss höchste bestürzt.
Der französische Tagesbericht.
WTB. Paris, II. Dez. Amtlicher Bericht von gestern nach¬
mittag: Stellenweise Actillcnekampf.
Abends: Große Tätigkeit Ser beiden Artillerie» zwischen
Aisne und Oise, in der Champagne, in der Gegend von Massiges,
auf dem linken Maasufer und im Ober-Elsaß. Aus der Front
des Chaumcwaldes und gegen die Gräben bei Calonne führten
hie Deutschen nach heftiger Beschießung zwei Handstreiche aus,i
die in unserem Feuer scheiterten. Wir machten Gefangene.
De» englische Tagesbericht.
is"' WTB. London, 11. Dez. Amtlicher Belicht ron gestern
iachmitiag: Kleinere Unternehmungen. .2
Der Kriea mit Italien.
' - WTB. Wien, 11. Tez. Amtlich wird verlautbart:
Italienischer Kriegsschauplatz: Im Piavemündungsge¬
biet versuchte der Feind ohne Erfolg die vorgestern ver¬
lorenen Gräben zurückzugewinnen. ,
Ter Chef des Generalstabs.
Ereignisse zur See: ^ .
In der Nacht vom 9. auf den 10. Dezember ist
S. M. S. Wien durch feindlichen Torpedoangriff ver¬
senkt worden. Fast die ganze Bemannung wurde gerettet.
Flottenkommündo.
Die Wasfenftillftands-
Verhandlimge«.
Zu den Entfchädizungsartsprüchen, die an Ruß,
land zu stellen sind — von der eigentlichen Kriegsent¬
schädigung ganz abgesehen —, ist einmal der Aufwand
auf die Kriegsgefangenen zu rechnen. Jahre
und Monate hindurch sind in Deutschland etwa IVs Mil¬
lionen, in Oesterreich-Ungarn nahezu 1 Million Russen
verpflegt worden. Tie Ziffern auf der Gegenseite sind
sehr viel niedriger, es ergibt sich also auf unserer Seit«
eine starke Mehrforderung, insgesamt jedenfalls weit übel
eine Milliarde Weiterbin wird über die in Ostpreußen,
Immer ferner blickten die Ufer zu Haffo hinüber. Noch
konnte er die Umrisse der einzelnen Häuser erkennen, die
spärlichen Büsche ans den Dünen, die dürren über die Flut sich
beugenden Bäume.
Dann verschwamm alles zu einem unsicheren grandimklen
Strich, und schließlich versank auch der. Nichts als Wasser und
Himinel um den einsamen Schiffer.
Mit weit offenen Augen trieb er dem uferlosen Lam
entgegen, dein dunklen, „ngekanilten, dem wir alle zusteuern
dem Land, ans dem es keine Heimkehr gibt! Seine Lippe,
stammelten ein Gebet. Ein kurzes, leidenschaftliches Flehe,
war es, ein Schrei der Sehnsucht nach allen», rvas »hm das
Leben versagt hatte: Sonne und Licht, Frieden und Glück
Der Wind strich über ihn hin, leise, wie eine liebkosende
Hand. Die Wellen flüsterten und rauschten, derKahn schwankte.—
Ans Buchenau hatte der Briefträger die Post abgegeben.
Uneröff,»et lagen die Zeitungen und Zuschriften ans der Schreib¬
tischplatte, von der Hasso vor vier Tagen das verhängnisvolle
Wertpaket genommen hatte.
Nur zwei Briefe waren von Hans Dietrich gelesen wor¬
den. Sie trugen beide die Marke eines kleinen pommerschen
Strandbades. Der eine war eingeschrieben und enthielt Haffos
Abschiedsgrüße, der andere die Meldung des Hotelwirtes, daß
der Herr Sohn bei einer Bootsfahrt verunglückt sei, die er,
der Wetterzeichen unkundig, so früh am Morgen unternom¬
men habe, daß noch keiner in dem Hotel wach gewesen
wäre, also auch niemand den Herrn vor dem drohenden Sturme
hätte warnen können.
Mit den beiden Schreiben in der Hand stand Hans Diet¬
rich nun schon eine Stunde »md starrte auf den Hof; aber er
sah die Knechte nicht, die grüßend die Mütze vor ihm zogen.
Die Stimme seiner Frau weckte ihn endlich aus seiner Ver-
sunkenheit. Er reichte ihr stumm die beiden Briefe: „Saa's dL>-
Leuten; ich kann es nicht."
Marga ahnte, waS sie sagen sollte, noch ehe sie die Briefe
gelesen hatte. „Um Gotteswillen, bleib' jetzt nicht allein,"
bat sie.
Er hörte sie wohl km»,». „Mach' nur alles zurecht; mor¬
gen —" er stockte; ein schmerzliches Zucken ging über seine
Züge; „morgen bringe ich die Leiche." ' 2d2.20
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