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BADISCHE WIRTSCHAFTS-ZEITUNG

Nr. 19

Die deutsche Valuta von universeller Bedeutung. Ein finnischer Beitrag zum Großclearing über Berlin .

Die finnische WochenschriftFinanzbladet bringt einen interessanten Beitrag zum Großclearing über Berlin . Es heißt dort u. a., daß sich Berlin zum wirt­schaftlichen Zentrum des Kontinents entwickele, über das der europäische Warenaustausch der Zukunft ge­führt werde. Dieser Warenaustausch sei nicht nur ein bilaterales System, sondern das Aufleben eines freien Handels innerhalb der europäischen Wirtschaft. Deutsch­land wünsche keine Autarkie für die Staaten des neuen Europa einzuführen, sondern begünstige einen freien Handelsaustausch. Das Ziel dabei solle eine Erhöhung

des Lebensstandards in Europa sein, und der wirtschaft­liche Fortschritt werde durch die Konkurrenz gewähr­leistet. Berlin als Clearingzentrale für den multi­lateralen Warenaustausch Europas stelle eine Entwick­lung dar, bei der Deutschland , soweit es die deutschen Interessen berühre, die höchste Aufsicht über den zwi­schenstaatlichen Wirtschaftsverkehr der europäischen Länder ausübe. Ein Beispiel dafür sei, daß Italien be­reits beschlossen habe, seine Clearinggeschäfte mit Bel­gien , Holland , Luxemburg und Norwegen über Berlin zu führen. Ebenso liefen die Clearinggeschäfte zwischen Holland , Belgien , Jugoslawien und Schweden über die Clearingzentrale in Berlin . Hierdurch erhält, wie Finanzbladet schreibt, die deutsche Valuta eine uni­verselle Bedeutung.

Elsaß .

Besichtigungsfahrt der deutschen Wirtschaftsschriftleiter im Elsaß .

Auf Einladung der Reichswirtschaftskammer fand am Montag, den 23. September, und Dienstag, den 24. September 1940, eine Besichtigungsfahrt der Wirtschaftsschriftleiter der führen­den deutschen Blätter ins Elsaß statt. An der Fahrt nahmen auch je ein Vertreter des Wehrwirtschafts­stabes des Oberkommandos der Wehrmacht, der Reichs­wirtschaf tskammer, des Reichspropagandaministeriums und. des Reichsarbeitsministeriums teil; außerdem der Pressereferent des Reichspropagandaamts Baden, Ne­benstelle Elsaß , Herr B r e t z , sowie Vertreter der drei elsässischen Industrie- und Handelskammern Straß­burg , Kolmar und Mülhausen und der Wirtschafts­kammer Baden.

Nach ihrer Ankunft in Straßburg wurden die Gäste zunächst vom Chef der Zivilverwal- tung, Reichsstatthalter und Gauleiter Robert Wagner , empfangen, der in seiner Ansprache darauf hinwies, daß der Raum am Ober­rhein eine wirtschaftliche Einheit darstelle und das agrarische Elsaß das hochindustrielle Baden in glück­licher Weise ergänze. Für das Handelsleben am Ober­rhein ergebe die Zusammengehörigkeit der Länder links und rechts des Oberrheins die größten Entwick­lungsmöglichkeiten. Am Oberrhein werde ein Wirt­schaftsgebiet entstehen, das zu den ersten im Reich zählen werde.

Anschließend wurden die Schriftleiter von dem Lei­ter der Nebenstelle Elsaß der Wirtschaftskammer Ba­den, Herrn Präsidenten Wolff., in den Räumen der Handelskammer Straßburg begrüßt. Er zeichnete in kurzen Strichen ein Bild von der Einwir­kung des Krieges auf Land, Volk und Wirtschaft im Elsaß und schilderte die Bemühungen der Verwaltung, durch Festlegung der Währung, Beschaffung von Kohlen und Rohstoffen, Rückführung von Maschinen, Entwicklung des Verkehrs und Austausch von Arbeits­kräften die Wirtschaft wieder in Gang zu setzen.

Professor Dr. Bleicher, Kolmar , gab einen lehrreichen Überblick über die Entwicklungs­geschichte der elsässischen Wirtschaft seit dem West­fälischen Frieden bis in die jüngste Vergangenheit, wobei der Zusammenhang derselben mit dem ober­rheinischen Wirtschaftsraum und die Schwierigkeiten, die sich aus ihrer Einbeziehung in das französische Wirtschaftsleben ergaben, aus den geschichtlichen Er­gebnissen verdeutlicht wurden.

Einzelfragen . der Wirtschaft wurden ferner von Sachbearbeitern beim Chef der Zivilverwaltung, Fi­nanz- und Wirtschaftsabteilung, besprochen, so von Herrn Oberregierungsrat Rheinboldt die Preisregelung, von Herrn Regierungsrat V owinkel die Lohnregeiung und von Herrn berregier.ungsrat Wolz das Problem des rbeitseinsatzes.

Nach dieser theoretischen Einführung in die Pro­bleme, mit denen die elsässische Wirtschaft heute zu ringen hat, und Erörterung der Wege, die bei der Wie­deraufbauarbeit eingeschlagen werden, folgte der praktische Teil der Studienreise, nämlich eine Fahrt durch das ganze Elsaß, die ein anschauliches Bild von dem Wirtschaftscharakter der einzelnen elsässischen Gebiete bot, wobei die Unterschiede zwischen dem Un­terelsaß mit seinem vorwiegend agrarischen und dem Oberelsaß mit seinem mehr industriellen Charakter deutlich in Erscheinung traten. Die damit verbundene Besichtigung einzelner Unternehmungen gab einen lebendigen Ausblick auf die verschiedenen Zweige der industriellen Wirtschaft und ihrer Bedeutung für das gesamte Wirtschaftsleben im Elsaß .

Zunächst wurde eine kleine Rundfahrt durch Straß­burg unternommen, bei der die Schönheiten des Straß­burger Münsters und seiner näheren Umgebung leb­hafte Bewunderung fanden. Daran schloß sich ein Be­such bei der Maschinenfabrik Grafen­staden, die in dem gleichnamigen Vorort von Straß­burg gelegen ist. In den einzelnen Abteilungen, die in Betrieb waren, konnte der Lokomotiv- und Werk­zeugmaschinenbau an verschiedenen Teilstücken ge­zeigt werden. Außerdem werden auch Eisenbahn- Signalanlagen, Winden, Pumpen, Waagen, Hebewerk­zeuge, Kesselschmiedearbeiten u. dgl. hergestellt. Eine Reihe von Werkstätten wurde eben neu instand­gesetzt, wobei eine nicht unerhebliche Aufräumungs­arbeit zu leisten war. Herr Direktor Kuske gab die erforderlichen Erläuterungen und erzählte auch einiges aus der Geschichte des Werkes. Danach sieht die Grafenstadener Maschinenfabrik bereits auf eine längere Wirkungszeit zurück. Sie entstand im Jahre 1838 als Nachfolgerin der Firma Rolle u. Schwilgue in Straßburg , die sich als Herstellerin von Dezimal­waagen einen Namen gemacht hatte. Anfangs betrieb die Grafenstadener Fabrik hauptsächlich die Fabri­kation von Waagen und Hebewerkzeugen. 1856'ging