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Hochwohlgeborner Freiherr! Hochverehrtester Herr!
Fast muß ich befürchten, daß mein unverantwortliches Schweigen bei Ihnen eine solche Ideenassocation hervorruft, bei welcher das alte Sprichwort:"aus den Augen, aus dem Sinn!" und meine lange Figur ganz dicht neben einander stehen. Ich kann aber ehrlich versichern, daß dieser Spruch keineswegs den obersten Grundsatz meiner Philosoph bildet. Wenigstens drehen sich meine Ideen immer noch um den schönen Bodensee und die altehrwür Meersburg herum, und wenn ich hinausblicke den Main entlang, wo das Würzburger Dampf seine Bahn zieht, so denke ich, daß sich das Dampfschiff auf Ihrem See doch schöner ausnimmt; und ich einen schwermüthigen Blick auf meine inzwischen sehr ansehlich angewachsenen Acten werfe, so fühle ich, daß es mir im Büchersaal, wo Sie Ihre Stelle auf dem eichenholzgescheitzten Stuhle ein- nehmen, und die Sonne durch die bunten Scheiben des Meisters Streng auf Ihre Chroniken fiel, doch einheimischer zu Muthe war als jetzt unter meinen Processen, wo alle Phantasie entflohen und mein ganzes Wesen wieder zusammengeschrumpft ist zu einem ledernen Juristen. Noch lange werden die schönen Tage, die ich bei Ihnen zubrachte, und die mannigfachen Mitthei- lungen und Anregungen, so ich von Ihnen empfangen, in dankbarer Erinerung in mir fortleben, und wenn ich je wieder die Nähe des Bodensees berühre, so wird es mein erstes sein, Ihnen und Ihrer liebenswürdigen Frau Gemahlin meine Verehrung zu bezeugen. Ich habe meiner Frau nicht genug von Meersburg erzählen können und sie hat mich gebeten sie der Ihrigen unbekannterweise zu empfehlen. Es war eine große Freude, als ich Frau und Kin- der wieder in meine Arme schloß. Ich erzählte den letztern, daß ich sehr liebe Kinder hätte kennen lernen, welche Gundelchen und Hildelchen hießen.