bleibet, exspectans dum defluat amnis! dies lieber freund! ist alles so innig gut gemeint, daß es auch ein gekränktes gemüte nicht verwunden kann. Wir haben ein großes haus in Meersburg , ubi multae sunt mansiones, mer als 60 gemächer, in einer der schönsten gegenden Teutschlandes, unter einer milden und warmen sonne, die da ganz vorzüglichen wein kochet; auch felet es da nicht an brief- und pferde-post und mereren wochentlichen postwagen, um mit der übrigen welt in verbindung zu bleiben: Con- stanz, Überlingen , Friderichshaven liegen nur eine, lezte 2 meilen entfernt, zürich , St.Gallen , Schafhausen, Linden nur wenige meilen. wir haben auch in der alten Burg des Königs Dagobert merere küchen; so daß Dortchen in der einrichtung ires hauswesens, wenn Ir anders mit unserer einfachen Kost nicht vorlieb nemen wolltet, nicht im geringsten gehindert würde. Lieber Wilhelm! ich kann nur sagen: Kommet, daß Ir und wie herzlich Ir willkommen sein würdet, traue ich Euch zu schon zu wissen. Wir leben, Jenny und ich, recht vergnügt und da wir beide gerade genug aneinander haben, so fliessen uns in der selbst gewälten einsamkeit, die tage in stillem frieden und frölich- keit bei unsern lieblichen zwei kindern dahin: eben so einsam werden wir auch in der alten Meersburg leben; sie stehet mitten zwischen der obern und untern stadt, auf einem rings um steil abgeschnittenen felsen, durch eine tiefe schlucht in welcher 3 meilen rauschen, von dem übrigen lande getrennt und wenn wir die brüke aufziehen; so sizen wir in einer wolverwarten und unersteigbaren veste. vide Tab. I. welche die mittagseite darstellet, wie Jenny sie ganz flüchtig gezeichnet hat und eilig in Constanz lithographiren liess, damit wir unsern freunden und verwandten zeigen können, wo und wie wir künftig wonen werden. geben Sie auch ein blättchen an Jacob und das 3te dem alten Benecke, mit dem ich nicht recht zufrieden bin, daß er nicht den mut hatte, für warheit und recht zu seinen freunden zu stehen; aber, da Jacob mir schreibt, daß er im alles von ganzem herzen vergeben habe; so muss ich wol auch dazu schweigen: "gewissen frünt, versuochte swert, sol man ze noeten sehen." sagt Walter von der Vogelweide. Lachmann hat mir unter anderm auch seinen Gregorius geschikt: das ist nun freilich ein ander ding, als der Gregor des Pfarrers Greith; aber Lachmann hat doch unrecht sich so gewaltig über Jacobs Recension in den göttinger gel. anzeigen zu ärgern, und zu wünschen, daß Greith scharf gegeiselt worden wäre. Ich begreiffe nicht,
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