Nachtgebeth der Phillippine Welser, Gattin des Erzherzogs, nachher Kaiser Ferdinand des 1ten von Oesterreich ; gestorben zu Inspruk am 24ten Apprill 1580 Abgeschrieben aus ihrem Gebethbuch in der Ambraser Sammlung Allmächtiger ewiger Gott! wie gut bist du den Menschen die auf dich hoffen, und den Seelen, die dir nachforschen; O! wohl gut ist's in Gedult warten, und harren auf das Hayl des Herrn; O! wie selig ist der Mensch des Schirmer du bist, O! güttiger Gott, und deßen Hofnung steht auf Gott seinem Herrn, der Himmel und Erde erschaffen hat. – O! Herr! wie hast du mich seit dem Tag gnädig angesehen, die ich doch ein armer Sünder bin, und alles Guetten unwürdig, da alles Unglück, und Übel viellfeltig verschult hab; du aber güttiger Gott, hast nicht mit mir gehandlt nach meinen Sünden, und nie vergolten nach meiner Mißethat, das dancke ich dir aus gan- zem meinem Herzen – O Herr! laß dir angenehm seyn was ich diesem Tag in deinem Nammen gethan hab. – O Herr! verzeihe mir was ich heut wieder deinem göttlichen Willen und Geboth gethan, und gesündigt hab. – O Herr! laß in mir nicht abnehmen und erlöschen das Licht des Glaubens, und deiner Erkentniß. – O Herr! laß mich nicht überfallen die grausame Nacht der Ungewißheit des Unglaubens, oder der Verzweiflung. – O Herr! behüth mich vor der ewigen Nacht. – O Herr! wende diese Nacht von mir alle Bosheit Nachstellung, Schröken, Gespenst des hoellischen Satans, und
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