Nº. 2.
der tanhauser. das älteste Lied im munde des teutschen volkes.
Als ich im Sommer 1830 den eben so liebenswürdigen als gelerten allen Chorherren Stalder zu Beromünster im Aargau besuchte, kamen wir unter anderm auch auf die teutschen volkslieder zu sprechen bedauerten, daß sie schon beinahe alle verschollen sind und statt derselben, iezt meistens dummes geschmakloses zeug gesungen wird, von welchem das volk weder etwas verstehet, noch erfreut wird. Stalder versicherte mich, daß in der Zeit, da er pfarrer zu Escholzmatt in den Entlibucher bergen war, der Tanhauser noch gesungen wurde; er berief sich auf seine anwesende magd, welche selbst noch die erste strophe dabei zu singen wusste. Die weise des liedes hatte einen so eigenen rürenden ton, die worte; in laut und zusamensezung, etwas so altertümliches daß ich mich recht ser davon angezogen fülte: mein gastfreund hatte die güte alsobald an seinen ehemaligen pfarrort zu schreiben und mir das lied samt seiner weise kommen zu lassen. ich erkannte sogleich, daß diese recension wol die älteste, wie auch die einfachste sein müsse; älter als wie wir sie noch in einigen fliegenden blättern Augsburger und Nürnberger drukes haben, und wie sie in Kormanns Venusberg, bei Praetorius Bloksbergs verrichtung. lpzg 1668. Seite 19–25 und in des Knaben Wunderhorn. I. 86. erscheinet; besonders machte mir die hinzugefügte weise dasselbe wert, und ich dachte, daß es den lesern und leserinnen des Anzeigers nicht unwillkommen sein werde den weit gewanderten Tanhauser auch singen zu lernen. Hier ist also das lied wie es von 600 iaren her in den Entlibucher bergen in der schweiz noch gefungen wird, allen reinen frowen ze dienst geschrieben von – Spp. (darauf folgt der text des liedes mit der weise)