Schafhausen den 29ten 8bris 1809.
Lieber Freund Lassberg ! Dein Liebes Brieflein vom 24ten dieses, das ich gestern abends stat von der Post erhielte, hat mir viele, wahre Herzens Freude gemacht, da es mich deines steten, mir immer so wehrten Andenkens überzeugte. Meiner Dir bekanten Lage gemäß, die alle mögliche Einschränkung erfordert, erimitisiere ich hier, habe somit gar wenige Bekantschaft, und komme also selten, oder fast Nie aus meinen 4 Wänden. da ich ausser der Stadt – vor dem Schwabenthor, durch welches man von Donaueschingen einfährt wohne – so mache ich – zu meiner Erholung zuweilen einen kleinen – aber einsamen Spaziergang, wo ich wenige, oder gar keine Menschen antrefe. all mein übriger Zeitvertreib ist Korrespondenz – übersetzung eines französischen rußgrauen Manuskripts und an- dere dergl. kleine Arbeiten – Sic vivo – übrigens – Dank der Vorsicht! zufrieden, und vergnügt – mit meinen freun- den. wäre ich vor 10–12 Jahren zu so eintönniger beruhigender Lebensart gekommen – so stünde es um zu vieles besser mit meinen Aktien. Auf deine Flora werde ich mit Vergnügen pronumerieren, und sie unter meinen nahen, und fernen Freunden bekant machen – zu diesem Ende erbitte ich mir mehrere Anzeigen. Darf ich dich entgegen einladen auf die mitfol- gende Zeitschrift – der Freund des Menschen zu subscribieren? – oder wohl gar selbst auch in unsere philantropische Gesellschaft – wovon ich auch eine kurze gedrukte übersicht dir beilege – zu tretten? – diese gesellschaft giebt neben der obgesagten Zeitschrift noch ein Wochenblatt unter dem Titel – Fortschritte der philantropischen Gesellschaft – heraus – die Mitglieder erhalten es Gratis – fremde erhalten solches gegen Bezalung blos der Druk- und Pappier Kosten – diese Wochenschrift enthält Entwürfe, welche Mitglieder zum Besten das Instituts in vorschlag bringen – ohne alle poli- tische Bemerkungen: denn alles, was nur von ferne nach Politik riecht, ist als Kontrebande aus unserm Zirkel ver- bannt. – auch die Rechnungen der Provinzial vorsteher werden von Wort zu wort darinne allgedrukt, um jeden Menschen Freund über die Zwekmässige Verwendung der Beiträge öffentlich zu beruhigen, damit die Feinde das guten auch nicht den mindesten Anlaß finden sollen, die Redlichkeit den Verwaltungen anzugreifen. Gefällt dir unser Plan, wie ich nicht zweifle – so kanst du dich des Beitritts wegen an die General Direction der allgemeinen Industrie Anstalten der Deutschen in Stuttgart wenden, oder willst du mir hiezu den Ehrenvollen auftrag geben – so bürge ich dir vorhinein für die zuverlässige Aufnahme – und erbitte mir nur – a Dein geburts Jahr. Tag. und Ort. b ob du das Siegel von Stahl, messing, oder Silber – zu Oblaten – also zum Schlagen – oder zum Sie- gellak – und in welch äusserer Form gestaltet – rund – oder Oval verlangest – so werde ich nicht säumen über alles sogleich Bestellung zu treffen. Ich erwarte von dir, mein liebster, keine abschlägige Antwort. Nun ein Paar flüchtige Worte über deine Steinkohlen brüche xx –. Von welcher gattung Steinkohlen sind die deinigen? – liegen solche Schiefer artig in Schichten aufeinender? – sind sie braun, oder schwarz oder sind's förmliche Steine – die grossen Klumpen herabgestemmt werden können? – Sie enthalten zuverlässig, wie alle Steinkohlen – sehr vielen schwefel – der in der Esse, wie im Stuben ofen, einen äusserst unangenemen, unge- sunden, und manchen Personen ganz unleidentlichen Geruch von sich geben – um sie annembar zu machen – dem Bauern, wie dem Feuerarbeiter, und Privatmann – ist vordersamst nötig – sie zu entschwefeln, das ist ihnen den Geruch – doch aber nichts von ihrem Brennstoff zu benehmen. – eine – beinahe gar nicht bekante Operation! worüber ich einem meiner Freunde, einem geübten, starken Chemiker, der in Torf, und Steinkohlen vieles gearbeitet, und es