und dadurch allerdings dem Buchstaben gleich ist, den man zuweilen auf Marmor und Erztafeln, auf Münzen und Siegeln des Mittelalters statt des M findet(Traité diplomatique T II. pl. XX Serie VI p 312.) Bei näherer Untersuchung fällt jedoch auch dieser Einwurf weg, denn nicht nur hat der Maler in beiden Inschriften für den dritten Buchstaben seines Familien- namens, ein gewöhnliches M gebraucht, sondern auf dem großen Bilde hat er in seinem Vornamen: Johannes jenes dreibeinige H angewandt. – statt des herkömmlichen H Es ist also kein Zweifel mehr, daß man Hemling und nicht Memling lesen muß. Die abweichende Gestalt des H aber mag vielleicht aus der Gewohnheit, dasselbe als Monogramm zu gebrauchen entstanden seyn, was denn für eine Combination von I, H, m. könnte gegolten haben. Übrigens lehrt uns auch die Erfahrung zu Genüge, daß bei Künstler-Inschriften immer viel Unregel- -mäßiges und Willkührliches vorkömmt, und daß man sie mehr aus dem Zusammenhang als nach allgemeinem Gebrauch und Herkommen erklären muß. Weiter wüste ich jetzt für Hemlings deutsche Abkunft nichts zu sagen. Mögen Sie bei Durchsuchung der großen handschriftlichen Sammlung zur Constanzer Chronick, von welcher Sie mir schrieben, gelegentlich neue Bestätigung und Aufklärung finden! Zum Schluß aber muß ich wegen der späten Vollendung dieses Briefs(heute am 21ten Mai) recht sehr um Entschuldigung bitten. Ich bin durch eine Menge Geschäfte und zum Theil auch durch Unpäßlichkeit unterbrochen worden, und da ich meine Mittheilung über Hemling einmal mit einer gewissen Umständlichkeit angefangen hatte, so wollte ich sie auch auf dieselbe Art durchführen. Mögen Sie dieselbe nicht so lang finden, die Leser des Kunstblatts, worin ich sie als Fortsetzung der früheren will abdrucken laßen, werden sich dann auch nicht beklagen. Mein Bruder und Bertram empfehlen sich mit mir Ihrem freundlichen Andenken; ich wiederhole die herzinnigsten Wünsche und bin mit der treuesten Verehrung Euer Hochwohlgeboren gehorsamer Dr. Sulpiz Boisserée .
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