erhalten am 26 Iulij. 1831.
Verehrtester Herr und Freund!
Ihr liebevolles Schreiben durch H. Braun hat mich als ein Zeichen Ihres unwandelbar freundschaftlichen Andenkens herzlich erfreut, aber durch die Bestätigung der mir schon früher zugekommenen Nachricht von dem Leiden Ihres lieben Sohns hat es mich zugleich innigst betrübt. Möge der Gebrauch der Molken und der Aufenthalt auf dem Lande von der heilsamsten Wirkung für unseren leidenden Freund seyn, und möge endlich der Aufenthalt im südlichen Frankreich während dem Herbst und Winter seine kranke Brust ganz herstellen. Ich habe bei Kranken seines Alters schon den besten Erfolg von einem Aufenthalt in Nizza gesehen. Und wünsche mit Ihnen, Gott möge auch bei Ihrem lieben Sohn seinen Segen dazu geben! Sagen oder schreiben Sie ihm doch, daß wir, mein Bruder Bertram und ich, seiner mit diesen herzlichsten Wünschen in steter Teilnahme gedenken. Ihre wohlwollende freundschaftliche Äusserungen über die Entscheidung unserer Verhältnisse und besonders über meine eheliche Verbindung haben uns alle, und am meisten mich und meine gute Frau innig gerührt; wir sagen Ihnen von ganzem Herzen Dank dafür. Es ist in dieser trüben Zeit, wo die ganze Welt in blinder Leidenschaftlichkeit miteinander hadert, doppelt wohlthuend, die Stimme treuer Freundschaft zu vernehmen, die trotz aller Entfernung und Trennung sich immer gleich Brief mit den herzlichsten Grüßen und Wünschen von mir und den Meinigen, und bleibe mit treuester Freundschaft Ihr ergebenster Sulpiz Boisserée .