Titelkupfers gefällt mir überaus, ich schließe die Thüre gewiß auf, wenn schon nur für mich selbst. Uns Grammatiker reizt alles, selbst die gesunkene Poesie und die schlechtere Sprache, wir stellen den Schatten zu dem Licht, freilich so lange noch so manche köstliche Gedichte des 13 Jahrh. ungedruckt liegen, hätte ich die lieber so nett und zierlich gedruckt gesehen als schwächere Dichtungen, wie sie im 14ten nachklingen. Aber Ihren schönen Eifer muß man nicht unwillig machen sondern zu Fortsetzungen auffordern, dann werden Ihnen auch Stücken, die wir wünschen, unter die Hand kommen Bei Gedichten der späteren Zeit kommt es auch nicht so auf Correctheit an, ja sie ist gewißermaßen unmöglich, Sprache und Schreibung schwanken und ich leugne geradezu, daß es aus dem 14. 15 J. H. irgend eine con- sequente und richtige Handschrift gebe. Mein aufrichtiges Geständ- niß, daß ich in Ihrem Texte mancherlei wirkliche Fehler zu beßern wiße, mancherlei scheinbare* zu beßern mir nicht getraue, wird Ihnen, lieber Freund, nicht sonderbar vorkommen. Das zu Gelehrt machen wollen taugt nichts, darin stimme ich Ihnen heimlich bei, es bleibt darüber viel Gutes stecken! Warum laßen die Mailänder den Ulfilas nicht pure pute drucken, ich schenkte ihnen von Herzen alles und jedes, was sie zu den Gothischen Buchstaben fügen wollen. Übrigens muß ich doch sagen, das specimen ist ordentlich und beßer, als ich dachte; an die modege- wordenen juniusschen Typen stoße ich mich nicht, die abweichende Schrift mögen hernach die Paläographen untersuchen(ohnedem ist sie in den verschiednen Codd. verschieden; was also zum Muster nehmen?) Hätte ich nur die gothischen Wörter, meintwegen mit lateinischen Lettern, denn wir kennen ja den modum solvendi, * d. h. nach der Grammatik des 13 J. H. allerdings offenbare