[Linksstehend]
1 Akt. S iii – 128 II 210–232 III A. 360–393
Ein Blick in d. kl. Außg. überzeugt selbst den Laien von diesem
Sachverhalt u. der einigermassen Kundige weiß, daß ein polyph.
Satz durch Hinwegnahme einer einzelnen St. in seinem Ganzen
zerstört wird.
Man sehe:


[Rechtsstehend]
*Est ist hier zu bemerken, daß diese ungewöhnl. große Zahl
von Solisten nicht in d. sonstigen Weise eines Chores ver‐
wendet ist [unleserlich, gestrichen] , der in d. Regel aus mehr od. weniger 4 verfvielfältigten Stimmen
besteht, sondern daß jeder der 10 Meistersinger eine
eigene, von allen andern völlig versch. Stimme vertritt.


Dieß kann bewerkstelligt werden durch Kürzung allzuweit ausgesponnener Musikstücke.
Auslassungen ganzer Szenen, die in andern Opern vorkommen, sind in der Wagner'schen
Operkomposition u. ganz besonders in den Meistersingern, durchaus unthunlich. Ebenso ist eine
Reduktion des Solopersonales Solosänger ode ein, [ein] Zusammenziehen mehrerer Rollen in eine
schon aus dem Grunde unmöglich, weil alle gleichzeitig in mehreren Szenen g auf d. Bühne sind
u. an den Musikstücken einen integrirenden Antheil nehmen. Ich gebe zu daß Wagner selbst
mit geringerem Personalaufwand dieselbe Wirkung hätte hervorbringen können, aber kein ge‐
wissenhaften Dirigent wird sich anmassen mir organisches, in seinen Einzeltheilen sich gegen‐
seitig bedingendes u. stutzendes Ganze, wie es ein Wagner'sches Ensemble vorstellt, zu ent‐
stellen. Es hieße dieß einen Stein aus einem Gewölbe wegnehmen. –

Die Hindernisse, die sich einer Aufführung mit dem gegenwärtig vorhand. Personale entgegen‐
stellen, äussern sich in quantitativer u. qualitativer Hinsicht. In ersterer Beziehung sehe
ich gänzlich von den Anforderungen des Komponisten ab u. fasse nur ins Auge, was zur Geltend‐
machung seiner Intentionen in annähernder Weise unerläßlich ist. Zunächst sind es die mänl. Solo‐
parthieen
für die nicht genug Sänger da sind. Die Oper erfordert, ohne den Nachtwächter zu
zählen, der druch die St die szenische Veränderung in der er hervortritt, nichts weniger als un‐
wesentlich wichtig ist, 14 Solosänger. Da wir nur 3 Tenoristen statt der nöthigen sechs und nur
4 Bassisten statt der vorgeschriebenen 9 haben, so fehlt nicht weniger als die volle Hälfte des
Bedarfs. Ich will nun annehmen, daß die Herren [August Wilhelm] Mejo u. [Christel] Richelsen zu u. vom Chorbasi Mödlin‐
ger [Johann] Strubel, Peters u. Pawliczek zu verwenden seien, so fehlt immer noch ein durchaus erforderlicher
Solobassist, den Nachtwächter ungerechnet. Die Zuziehung der genannten Kräfte ist mit Aus‐
nahme Mödlingers höchst bedenklich. Hr. Mejo hat keinen Ton der in diese Oper paßte, Hrn. [Christel] Rihs
Stimme ist äusserst schwach u. in Ensemble fast als nicht vorhanden anzusehen; Peters u. Pawl. sind
des selbstständigen, verantwortlichen Auftretens unkundige Choristen. Wie soll da ein ausge‐
glichenes Ensemble entstehen? Zudem bilden die Ensemblenummern u. Chöre in dies einen hervorragen‐
den Theil der Oper und sind von einer unerhörten, nie dagewesenen Schwierigkeit. –

Ebenso Noch weit schlimmer steht es mit den Chören. In dem Finale des 2ten Aktes stehen sich folgende Chor‐
gruppen gegenüber: a die Lehrbuben, vorgeschriebenermassen 4 Altstimmen, 4 erste Tenöre u.
vier zweite, b. Chor der Gesellen, Tenöre u. Bässe, c. Chor der Meister, nur Bässe. In dem
Finale des 3ten Aktes gar: a die Lehrbuben, b. Chor der Bäcker, c. Chor der Schneider, d. Chor der
Schuster, e Volkschor. Der Männerchor des Theaters zählt gegenwärtig 15 theilweise stimm
Sänger; nach Abzug von den 4 brauchbarsten bleiben 11, der Zahl nach – nicht des Stimmquantums –
kaum hinreichend um 2 aufs Aeusserste reduzirte Gruppen darzustellen. Es sei hier be‐
merkt, daß unser Männerchor sich gegenwärtig in der übelsten Verfassung befindet. Die Zahl der
unmusikalischen und mit ordinären Stimmen Ausgestatteten wird immer größer, weil für die
hies. Gehalte kein guter Chorist mehr zu finden ist: – Mit solchen Kräften an ein von