Wenn [Jakob Max] Schlosser nur d. stimml. Mittel hat, so besitzt [Ottomar Franz Ernst] Starke nur die zur d. zur Erlernung der Rolle musikalischen Fähigkeiten.
Weder der äussere noch innere Mensch ist zur Wiedergabe der Rolle im Mindesten geeigenschaftet.
Alles in Allem betrachtet mußte er indessen St. schon aus dem Grunde die Rolle übernehmen, um weil man dadurch wenigstens vor
dem Umwerfen gesichert zu sein wäre, wozu für einen S bei derm ohne dem gewöhnlichen melodiösenm oder
thematischen Zug fortgleitendschreitenden Musik sich bei jedem Schritt für einen [Jakob Max] Schlosser sich die Gelegenheit bietet.
So viel ist sicher, daß diese, alle andern prädominirenden Rollen bei einer solchen Besetzung in den Hintergrund
treten würde, ohne daß eine andere dafür einstehen od. entschädigen könnte. – Noch bleibt eine andere Rolle zu berück‐
sichtigen; es ist die des Lehrbubenrschen David. Sie tritt Bed Sie tritt weit über die wichtige Bedeutung einer Episode
hinaus und erfordert einen Sänger der neben lebendiger u. humoristischer Darstellung einen
gewandten u. stimmbegabten
eine kräftige, dem Style der Oper anpassende Stimme besitzt. Der
Fachordnung u. der Nothwendigkeit nach würde sie Herrn Rorke zufallen, dessen Stimmrest jedoch
in grellem Widerspruch mit der Anforderung der Aufgabe steht.

Wenn bei der Wahl einer Novität zunächst der Kunstwerth derselben zu beurtheilen ist in Betracht kommt, so ist fällt in 2te Linie
Die Möglichkeit der Ausführung nicht weniger ins Gewicht. Eine gute Ausführung vermag ein schwaches
Produkt zu heben, aber auch ein gutes eine entschieden schlechte wird das beste im glücklichsten Falle seiner
Wirkung berauben. Daß die Aufführung der Meisters. mit den hier disponiblen Mitteln eine entschieden
mangelhafte, das Werk schwer beeinträchtigende werden müßte, glaube ich in obiger von jeder Uebertreibung ferner Darstellung
unwiderleglich dargethan zu haben!

Da mir in dessen daran gelegen ist, dem begreiflichen Wunsche des Hofth. zu entsprechen und
ihm nicht blos mit einen Negation entgegenzutreten, so will ich die Bedingungen angeben unter welchen
ich die Oper, aber nur nach ihrem materiellen Inhalte u. weit entfernt von der beabsichtigten Wirkung
des Komponisten, für ausführbar erklären kann. – Zunächst müßte die Zustimmung des Komponisten
für eine wesentliche Umänderung der Rolle des Beckmesser, resp. die Einrichtung derselben für die
Stimmlage des Hrn. [Karl] Ditt, eines Bassisten, erfolgen, welche nur höchst ausnahmsweise über hinaus‐
zugehen vermag. Dann müßte der unentbehrliche Bassist herbeigeschafft werden. Für den fehlen‐
den Nachtwächter wird sich irgend ein Kunstgriff finden lassen. Endlich müßte der Männerchor um
wenigstens 4 guten Mitglieder, je eines auf die 4 Stimmgattungen, verstärkt werden. – Sollte der
Komponist sogar – was ich aber in höchsten Grade bezweifle – seine Einwillung zur Hin Weg‐
lassung eines der Meistersinger geben, so will ich mich der höchst schwierigen Aufgabe unterziehen,
das Ganze darnoch einzurichten u. umzuändern. Es steht dabei zu befürchten daß d. Kpnst dieß
als eine unverständige, beleidigende Zumuthung aufnehmen könnte. –

Bei alledem muß ich aber meinen Standpunkt als technischer Beamte wahren und als solcher kon‐
statiren
, daß eine eventuelle Aufführung der Meistersänger gegen meinen Rath von d. Hofth. Verwaltung
beschlossen wurde u. daß ich sohin jeder Verantwortlichkeit enthoben bin wäre. Dieß soll indeß nicht
verhindern, daß ich gegebenen Falls d. Op. um so fleißiger u. gewissenhafter einstudiren werde. –

V L.