einer Art von stoischer Verzweiflung, dabey stellt
man sich darin vor, Gott kenne ja die mensch‐
liche Schwäche und werde es so genau nicht neh‐
men. Dies ist so ganz genau die Denkart
einer grosen Menge von der Mittelclasse
der Laodizäer, es ist die Lauheit, die der Herr
an ihnen rügt, und das Ausspeyen ver‐
ursacht. Die Hauptpersonen oder Matadoren
aber, gehen einen Schritt weiter, und demon‐
strieren nun, daß der Mensch seiner Natur
gemäß leben und handeln müße, und setzen
dies als Grundsaz vest, worauf dann unge‐
heuere Schlüße entstehen, diese sind dann die
Jämmerlichen, blinde und blose, die sich für
reiche und hellsehende halten.

Allerdings ist es mir beruhigend, Gnädigster
Herr! wenn Sie und andere Freunde und
Verehrer Jesu Christi mich für einen Zeugen
der Warheit halten, dem Er seinen Geist ge‐
geben hat; dies kann mich unmöglich stolz,
sondern es muß mich ´demüthig machen:
denn wenn ich auf mein ganzes Leben von
der Wiegen an bis dahin, zurückblicke, und
so auf einer Seite meinen Lebensgang
und Aufführung, und auf der Andren die
unbegreifliche Langmuth und Barmherzigkeit
Gottes in meiner Führung überdenke, so finde
ich in mein Nichts zurück, und wundere mich
nur wie es möglich ist, daß ich noch so weit zu‐
rück bin. Ja es kommt mir vor, als ob ich
alles was ich in der Welt gethan und gewürkt
habe, blos und allein Gottes Werk sey, wobey
ich ein blos leydendes Instrument wäre, das
weder Theil daran, noch Belohnung zu gewarten
hat; ich werde daher dereinst kommen und sagen: