1868
Großherzogliches Hoftheater‐Comité !
Bei den von Jahr zu Jahr bedeutend steigenden Preisen der Lebens‐
mittel und Wohnungen und den im Ganzen nur unerheblich vorrücken‐
den Gehalten der Orchestermitglieder wird es diesen mehr und mehr
erschwert, sich ihre Existenz zu sichern. Viele derselben befinden sich in
einem Zustande von Mangel und Bedrängniß, wovon das Hoftheater‐
Comité keine Vorstellung hat. Es wäre wenigstens für diejenigen
Mitglieder, (und sie bilden glücklicherweise die Mehrzahl) welche durch
Unterricht einen Nebenverdienst haben, eine große Erleichterung,
wenn die Musik zwischen zwei oder drei an einem Abende gegebenen Schau‐
spielen abgeschafft würde. Die meisten Schüler sind den Tag über in den
Schulen und Instituten und können nur des Abends Unterricht nehmen, was
durch die Schauspielmusik unmöglich gemacht wird. Es ist gerade in den
letzten Monaten, wo die Mehrzahl der Schauspielvorstellungen an einem
Abende aus zwei oder drei Stücken bestand, mehrfach vorgekommen, daß Orchestermusiker die Stunden,
die nur am Abend genommen werden können, verloren haben. –
Das Gr. Hofth.‐Comité hat in der Abschaffung des Hervorrufes auf
auf offener Szene einen störenden Unfug beiseitigt; aber kein gering‐
erer Mißbrauch ist die Anwendung von Musik bei Schauspielvorstellungen.
Es läßt sich durchaus nicht einsehen, welcher innere Zusammenhang zwischen Musik
und einem Schauspiele bestehen soll, zweier Künste, deren jede ihren eigenen,
der andern ganz fremden Beruf und ihr abgegrenztes Gebiet habent. Wird es
wohl Jemand in den Sinn kommen, zwischen die einzelnen Theile einer Symphonie
Ich betrachte indessen die Abschffg d. Sch. Musik von einem andern Gesichtspunkt als nur dem in d. Sinne
einer Diensterleichtung für d. Orh. und glaube mich der Hoffg hingeben zu dürfen, daß Gr
C. meiner Abnsicht beitreten werde.