transkribiert von N.N.
Herrn stud. Adolf Dyroff
Aschaffenburg

Geehrter Herr!

In gleicher Weise, wie Sie ein deutsches Kneip‐
lied in virgilianische Rhythmen verwandelten,
haben deutsche Klosterschüler im X. Jahrhun-
dert
– si parva licet
componere magnis –
Lieder der deutschen Heldensage in latei-
nische
epische Dichtungsform übertragen.
So ist der Waltharius entstanden, den
wir noch besitzen; so hat vielleicht ein
Bruchstück der Nibelungensage existirt,
das als Werk des Conrad v. Passau erwähnt
wird. Sie erhalten als Gegensendung den
lateinischen Waltharius den ich Ihrem Studium
bestens empfehle, mit freundlichem
Weih‐
nachtsgruß

von
Jos. Victor v. Scheffel
Karlsruhe 22 Dez. 82