Perſonen bey ſo gar geringer Beſoldung und keiner Unterſtützung von meinem Vater auszukommen. Aber kein Glück dieſer Welt iſt von Dauer. Am 39. Febr. 3796 ſtarben meine beiden älteſten Kinder VNanny und Carl an den Blattern, die Nanny Morgens um jo, der Carl des nämlichen Abends um jo Uhr, nachdem ſie kaum jo Tage vorher erkrankt waren. Mein Schmerz war ohne Grenzen. Er dauert ſo lang ich lebe. Ich erkrankte, und man brachte mich ganz von Bruchſal hinweg nach Hattersheim, wo das hitzige in ein Schleichfieber überging, bis ich bey der Ankunft der Franzoſen unter Moreau wieder nach Bruchſal mit meinen 3z Söhnen und meine Frau mit meiner Tochter Sophie nach Schwalbach abging. Der Fürſt war nach Paſſau geflüchtet und ich ward als Hof⸗ und General Lan⸗ descommiſſarius in das franzöſiſche Hauptquartier nach Stuttgart abgeſandt, wo ich mit dem General Moreau den Veutralitätsvertrag ſchloß. Im Februar 3797 mußte ich mit Serrn von Beroldingen zum Fürſten nach Freudenhain nächſt Paſſau, wo er am Faſtnachts⸗ ſonntag ſtarb. Durante interregno erhalt ich ein freyes Quartier nächſt dem Schloſſe. Der Fürſt Walderdorf* folgte in der Regie⸗ rung, ſandte mich im Jahr 3798 nebſt dem Domherrn von Hom⸗ peſch zum Kongreſſe nach Raſtadt, wo ich bis zu dem Ende als Speyriſcher Particular-Geſandter verblieb. Bey dem Geſandten⸗ mord und Wiederausbruch des Krieges ward ich geheimer Rath mit einer Beſoldung von jooo fl und erhielt wieder das Hof⸗ und Generallandescommiſſariat. Stete Reiſen in das abwechſelnde deutſche und franzöſiſche Hauptquartier, beſonders nach Sohenlin⸗ den etc. etc., die Belagerung von Philippsburg, die Verbindung mit dem Feſtungscommandant Rheingrafen Salm und Obriſten Skal, die Verrätherey des Sofraths Leth, die Geſchäfte mit den Gene⸗ rälen Sztarray, Petraſch und Fuswell ete. ete. ſowie mit Lecombe und Labord, Wey und Bernadotte bis zum Waffenſtillſtand, wo der Fürſt im Juni 380j wieder nach Bruchſal zurückkam, ich alle An⸗ ſtalten zu ſeinem feyerlichen Empfang machte, aber ſo ſchlecht dafür 210 Auguſt Hraf von Limburg⸗Stirum, Fürſtbiſchof von Speier. Miniaturbilder in einem geiſt⸗ lichen Staate im 18. Jahrhundert, von Jakob Wille. Beidelberg 1915. Auf dem Luſtſchloſſe Freudenhain des Fürſtbiſchofs von Paſſau hat der Fürſtbiſchof Auguſt von Eimburg⸗Stirum die letzte Suflucht ge⸗ funden. Am 26. Febr. 1797 iſt er geſtorben und am 2. März in der Kapuzinerkirche zu Paſſau beigeſetzt worden. Kirche und Grab ſind vom Erdboden verſchwunden. Sein Berz iſt in einer ſilbernen Vaſe in der Gruft der Peterskirche in Bruchſal erhalten geblieben. Fritz Hirſch: Die Gruft der St. Peters- kirche in Bruchſal, Bruchſaler Zeitung v. 18. Sept. 1007. Ueber die damaligen Verhältniſſe in Bruchſal ſ. a. Dr. KRudolf Reinhard: Auguſt Graf von Stirum, Biſchof von Speier und die Sentralbehörden im Bistum Speier. Mainz 1911 und Anton wetterer: Die Conde'ſchen Truppen in Bruchſal und im Bruhrain im Jahre 1795, Bruchſal 1014. 211 Anton Wetterer: Wilderich Graf von Walderdorf, der letzte Fürſtbiſchof von Speier. Bruchſal 1914. 297