Arbeiter im allgemeinen.
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I. Arbeiter im allgemeinen, Arbeiterinnen und jugendliche Arbeiter.
Arbeiter im allgemeinen.
Die Lage der Industrie war während des Berichtsjahres äußerst wechselnd. Im ersten Halbjahr hatte die Eisen- und Metallindustrie und mit ihr die Edelmetallindustrie Pforzheims bedeutend unter Mangel an Absatz zu leiden. Wenn es auch gelang, vollständige Betriebsschließungen in den meisten Fällen zu vermeiden, so waren doch langfristige Betriebseinschränkungen bis auf 24 Arbeitsstunden wöchentlich nicht zu umgehen. In Mannheim war fast kein größerer Betrieb, der seine Arbeiter nicht vorübergehend verkürzt arbeiten lassen mußte. Infolge der Trockenheit des Sommers wirkte auch der Mangel an elektrischer Kraft und die geringe Zufuhr an Kohlen hemmend. In der zweiten Hälfte des Jahres veränderte sich das Bild vollständig. Durch den schlechten Stand unserer Geldwährung erhielten die Betriebe große Auslandsaufträge, so daß sie mit der normalen Arbeitszeit kaum mehr auskommen konnten. Wir mußten daher in vielen Fällen mit Bewilligung von Überarbeit entgegenkommen.
Die Tätigkeit im Baugewerbe war zwar bei weitem noch nicht befriedigend, belebte sich aber doch im Vergleich zum Vorjahre wesentlich. In Verbindung damit hatten die Ziegeleien, die Zement-, Stein zeug- und Holzindustrie im allgemeinen gut zu tun. Dagegen litt die Hartsleinindustrie, besonders die Schotter- und Pflastersteinindustrie sehr unter Mangel an Absatz.
Die chemische Industrie, die Leder- und Gummiwarenfabriken waren meist gut beschäftigt. Auch die Gewebe- industrie hatte gut zu tun, so weit der Stand der Geldwährung die Beschaffung von Rohwaren zuließ.
In der Tabakindustrie war trotz der Erhöhung der Steuern die Beschäftigung besser als zu erwarten stand, zeitweilig sogar so groß, daß die Betriebe ihren Aufträgen kaum Nachkommen konnten. Erst gegen Ende des Jahres machten sich die ersten Anzeichen eines Rückganges in der Beschäftigung bemerkbar, welcher seitdem dauernd zunimmt.
Neben der Absatzmöglichkeit und dem Mangel an Kohlen war die Industrie des Landes zum Teil von der Schwierigkeit der Beschaffung der Rohwaren ungünstig beeinflußt. Besonders die Uhrenindustrie hatte darunter zu leiden, da sie manche Rohwaren, die in Deutschland nicht hergestellt werden können, aus Frankreich oder aus dem Saargebiet beziehen muß. Durch Verhandlungen mit den Einfuhrhandelsstellen war es uns möglich, manche Betriebshemmungen zu beseitigen.
Auch sonst haben wir uns bemüht, Betriebseinschränkungen zu verhindern oder wenigstens in ihren schädigenden Einflüssen auf die Arbeiter nach Möglichkeit zu mildern.
Eine große Maschinenfabrik mußte im Frühjahr ihren Betrieb durch Entlastung eines großen Teiles ihrer Arbeiterschaft einschränken. Es war in der Zeit der größten Geschästsstille, in der die anderen Betriebe nur unter großen Schwierigkeiten ihren Arbeitern geringe Beschäftigung