Sigmaringen den 23ten Juny 1833. Verehrtester Freund!
Die Erwiederung auf Ihre gütigen Zeilen vom 14ten April d. J. wollte ich umsomehr auf die Ankunft des Hr. Weihbischofs aussetzen, als uns dieselbe schon für das Frühjahr ange- kündet worden. Sie wird aber nun erst in den letzten Tagen dieses Monats eintretten, zu einer Zeit, in der ich die Molken-Anstalt in Gais zu besuchen genöthiget bin! Ich werde also H. von Vicari zu meinem großem Leidwesen nicht sehen! Eben deshalb erlaube ich mir aber hier noch einige unmaßgebliche Bemerkungen über die hießigen Kirchenverhältnisse niederzulegen, die, wie Sie sagen, der Curia so viel als 1/3 Ihrer Li Decanate zu schaffen machen, und wenigstens in so fern für Sie nicht unbedeutend sind. Um so mehr bedürfen die Verhältnisse einer Regulirung, welche dieses Ausmaß von Geschäften in die gehörigen Schranken bringt, und dem Nützlichen mehr Raum gibt, dessen wir, fürwahr, in unserer Landeskirche noch wenig verspüren. Es mag auch mitunter die Regsamkeit in unserer Kirche darin liegen, daß im Fürstenthum nicht, wie in Baden und Wirtemberg, ein eigener katholi- scher Kirchenrath wenigstens die Temporalien mit ord- nender Hand verwaltete, sondern Die Regierung die geistigen Sachen als mißfällige Beygabe hinterherschleppte, so daß der geistliche Referent, dem man nur das, was man wollte, zuschob, den Eindruk, welchen sein stets