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Meersburg am boden See, in Schwaben . am 17. Septbrs. 1839.
Es tut mir leide, mein teurer Maylath! daß meine antwort auf Deine beiden so freundlichen briefe vom 6 und 22 Decembers, so spät erfolgt; allein, alten leuten muss man viel zu gut halten, und wenn man mit weib und kind, mit sak und pak, aus einem 26 iare lang bewonten hauße in ein anderes, erst noch einzurichtendes über- siedelt; so giebt es viel zu tun und wenig freie stunden zum brief schreiben: auch liegt mein ganzer brief wechsel seit einem beinahe ganzen iare darnieder, und ich komme erst iezt, da mein büchersaal endlich bewonbar geworden ist, dazu meine über die gebür alt gewordenen schulden zu bezalen. Dir lieber Mailath! also zuerst meinen dank für die mühe, welche Du Dir um meinetwillen mit dem Iancowichschen Schwaben spiegel genommen hast;. aber Exspectata seges fatuis delusit avenis! indessen ist nun so viel gewonnen, daß wir in dieser suche wissen, woran wir sind; aber Iankovich muss in der diplomatik noch nicht weit gekommen sein, wenn er eine handschrift des XII. iarh. nicht von einer späteren zu unterscheiden weiss und umgekeret: zwar ist mir mit einer von meinen 3 pergament handschriften des Schwaben spiegels, das gegenteil begegnet, daß ich sie nämlich, ehe ich das colophon fand, für iünger hielte als sie wirklich ist; aber aus ganz andern gründen. Der druk des von meinem seligen sone Friz bearbeiteten Schw. Spgls. ist nun beendigit und ich möchte Dir auch gerne ein exemplar zusenden, wenn ich wüsste auf welchem wege und wohin ich es Dir übermachen soll?