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SCDKDEIEI

Freitag, 21. März 194?

heißt: JDae Erbrecht ist unverletzlich, In­halt und Grenzen bestimmen das Gesetz und die gesetzgebende Institution hat die Vollmacht, mit einer Erbschaftssteuer von 99 Prozent das Erbrecht praktisch aufzu­heben, so bleibt der Inhalt der Verfassung leere Worte und sie ist nicht viel mehr als ein Fetzen Papier . Der Staat von Wei­mar hat es nicht verstanden, seinen Bür­gern' den Sinn und Wert einer Verfassung klar zu machen, wer wußte denn schon, was in ihr stand? Eine Verfassung ist

niemals mehr wert, als der Wille des Vol­kes, sich für sie ednzusetoen. sie bleibt Papier, wenn nicht das Volk dahintersteht, sie bleibt Papier, wenn ihre Worte nicht wirklichen, praktischen Sinn besitzen, wenn sie nicht wirklich das Fundament des Staates, sondern nur ein Museums­stück ist. Noch wichtiger als ihr Inhalt ist, daß wir sie, jeder einzelne, un­geheuer ernst nehmen als das ordnende Prinzip, das unsere eigenen Rechte und Pflichten ein für allemal bestimmt.

Baldiger Friede mit Japan ?

Tokio . General McArthur , der alli­ierte Oberbefehlshaber in Japan , setzte sich auf einer Pressekonferenz für den frühzeitigen Abschluß eines Friedensver­trages mit Japan und für eine zivile Kontrolle Japans durch die Vereint«! Na­tionen nach Abschluß des Friedensvertra­ges ein. Mc Arthur forderte außerdem die Wiederaufnahme des normalen Privathan­dels zwischen Japan und den übrigen Na­tionen und erklärte, daß die Vereinten Na­tionen in Japan die günstigste Gelegenheit hätten, sich selbst als wirksames Organ für den Weltfrieden zu erweisen.

Opposition gegen Süd Württembergs Verfassung

Drahtbericht unseres A. H.-Korrespondenten

Tübingen . Wie von zuständiger Seite bekannt wird, opponieren die SPD , DVP und KPD gegen den von der CDU der Be­ratenden Versammlung vorgelegten Bock- Niebhammerschen Verfassungsentwurf. Die Parteien drohen, den Verfassungsaus- schuß zu verlassen, da es ihnen nicht mög­lich sei, an einer Verfassung mitzuarbei­ten, die einen Ministerpräsidenten mit dik­tatorischen Vollmachten vorsieht und die Wiedervereinigung der getrennten Landes­teile Württembergs erschwere. Inzwischen ergab sich ein weiteres gewisses Moment, das von außen her an die Beratende Ver­sammlung herangetragen wurde. In An­betracht dieser Entwicklung halten es die opponierenden Parteien für ratsam, zu­nächst noch den Beratungen des Verfas­sungsausschusses bedzuwohnen. Jedenfalls wird, das ist jetzt schon zu sehen, der ur- prüngliche Bock-Niethammersche Ent­wurf nicht durchgehen und es wird sich wahrscheinlich eine Verfassung ergeben, die sich sehr stark an die von Nordwürt­temberg-Nordbaden anlehnt.

Die KPD hat ihren Vertreter au6 dem Verfassungsausschuß endgültig zurückge­zogen und lehnt jede weitere Mitarbeit im Verfassungsausschuß ab.

Bürgermeister ehrenamtlich ?

Drahtbericht unseres A. H. -Korr espo-nder ten

Tübingen. Die beratende Landesver­sammlung von Südwürttemberg - Hohenzol- lem befaßte sich auf ihrer 8. Sitzung in zwei­ter Lesung mit der am 1. April 1947 in Kraft tretenden Gemeindeordnung, die dem Haus in einem Entwurf des Staatssekretariats vot- lag. Für den noch längere Zeit wegen schwe­rer Verletzungen anläßlich eines Autounfalls abwesenden Präsidenten Gengier 6tand Vizepräsident Fleck der Sitzung vor. Die Versammlung stimmte, mit Ausnahme klei­nerer Abänderungen, dem 125 Paragraphen- Entwurf zu.

Eine erregte Debatte entspann sich um den Par. 45, der bestimmt, daß das Amt des Bürgermeisters ehrenamtlich sein soll. Diese Forderung, auf der die Besatzungsmacht be­steht, würde die bewährte Institution des besoldeten fachberuflichen Bürgermeisters beseitigen. Die Sprecher der CDU und der DVP gaben den ernsthaften Bedenken ihrer Fraktionen gegen diese Forderung Ausdruck ond wiesen den Par. 45 alsuntragbar" zu­rück. Die Sprecher der SPD und KPD spra­chen sich unter Berücksichtigung der Situa­tion für eine Annahme des ehrenamtlichen Bürgermeisters aus. Mit 37 gegen 14 Stim­men wurde die Einführung des ehrenamtli­chen Bürgermeisters zurückgewdesen. Damit wurde, falls bis zur 3. Lesung des Entwurfs keine Aenderung in der Haltung der fran­zösischen Stellen eintidtt, die Verantwortung zu diesem Punkt der Gemeindeordnung in die Hand der Besatzungsmacht gelegt.

Der Ärzte-Prozeß

Nürnberg . Im Prozeß gegen die 23 Naziärzte und Wissenschaftler erklärte der Angeklagte Dr. Kurt Blome , der weiter als Zeuge in eigener Sache vernommen wurde, Geheimrat Sauerbruch sei für die Kälteversuche und für die Lostgasexperi- mente verantwortlich. Man habe ihn, Blome, nur durch einen Irrtum in der Kar­tei des Reichsforschungsrates als Auftrag­geber für die Versuche genannt. Er habe, so führte Blome aus, nachdem er von dem angeblich durch ihn gegebenen Forschungs­

auftrag über die Kälteexperimente gehört hatte, sofort mit Rascher in Dachau ge­sprochen und diesem gesagt, daß diese An­gelegenheit in den Zuständigkeitsbereich von Professor Sauerbruch gehöre und daß hier offensichtlich ein Irrtum vorliegen müsse.

Der Kesselring-Prozeß

Venedig . Im Prozeß gegen Kesselrmg legte der Verteidiger des Angeklagten am Dienstag einen Auszug aus den amerikani­schen Kriegsgesetzen vor, nach dem die Hinrichtung unschuldiger Personen bei der Anwendung von Repressalien zulässig ist. Trotz des Protestes des britischen Anklage­vertreter wurde die Heranziehung des an­geführten Paragraphen vom Gerichtshof zu­gelassen.

Belgische Regierung gebildet

Brüssel. Der mit der Bildung des neuen belgischen Kabinetts beauftragte PaulHenri Spaak gab bekannt, daß er eine neue Zweiparteien-Regierung aus Sozialisten und christlichen Demokraten zusammengestellt habe. Spaak wird in dieser neuen Regie­rung den Posten des Premierministers und des Außenministers übernehmen. Wie Reu­ter berichtet, gehören dem Kabinett 8 So­zialisten, 9 Christlich-Soziale und 2 Partei­lose an.

Größte Kanone der Welt wird zerstört

Essen . Die größte Kanone der Welt soll im Laufe der kommenden Woche in Essen zerstört werden. Das Geschütz, das sich unter dem Schutt einer zertrümmer­ten Werkhalle der Krupp-Werke in Essen befindet, war eine der drei Kanonen, die für den Rußland-Feldzug hergesteilt wor­den waren.

80 Zentimeter beträgt das Kaliber des Riesengeschützes, die Rohrlänge 40 Meter, das Gewicht einschließlich der Lafette 1300 Tonnen. Die Granaten wiegen 7 Ton­nen und die Reichweite bis zu 55 Kilome­ter.

Die Demontagen in der Ostzone

Auf der ersten Sitzung der Moskauer Konferenz hatte Molotow über den schlep­penden Gang der Demontagen im Ruhr­gebiet gesprochen (Südkurier Nr. 21 vom 14. 3.). Bei den in dieser Meldung erwähn­ten 90% der aus der Ostzone abmontier­ten Fabriken handelt es sich um die rei­nen Rüstungsberiebe, nicht etwa um 90% der vorhandenen Industrieanlagen.

Ab 6. April Sommerzeit

a. Die Sommerzeit tritt in Deutschland nach einer Verordnung des Koordinie- rungskomitees des alliierten Kontrollrates am 6. April wieder in Kraft.

Spiel mit dem Mangel

Während nodi um die Jahreswende auf den internationalen Rohstoffmärkten eine starke Un­sicherheit herrschte und selbst ln noch knappen Waren die späteren Termine beträchtlich unter den Preisen für Loko-Ware notierten, hat sich seither eine scharfe Hausse gerade in den wich­tigsten Nahrungsmitteln und Konsumgütern ent­wickelt.

Für Europa ist besonders kritisch, daß gerade Körnerfrüchte gegenwärtig im Verhältnis zur gleichen Zeit des Vorjahres um mehr als 50 Pro­zent höher notiert werden. So kostete Weizen in Chicago am 30. März 1946 je Bushel (27 kg) 183 Cents, am 31. Dez. 1946 bereits 212 Cents und am 19. März 1947 wurde mit 308 Cents ein seit 1917 nicht mehr erlebter Höchstkurs er­reicht. Für Roggen lautet die gleiche Notierungs­reihe: 241 246 322 Cents, für Mais: 121 130 178. Daß diese ,,freundliche" Marktent­wicklung mit der ungünstigen Ernte- und Ver­sorgungslage der europäischen Konsumgebiete begründet wird und der Hooversche Bericht über die drohende Ernährungskatastrophe auf dem Kontinent der Börsenspekulation zahlreicheAn­regungen" geliefert hat, macht die Lage für Europa mit seinem großen Importbedarf und sei­ner geschwächten Kaufkraft nicht besser. Das Internationale Ernährungsamt hat den Weltim- portbedarf an Weizen für die Versorgungsperiode 1947/48 auf über 1 Milliarde Busheis geschätzt, während bis zum Ende der laufenden Saison (30. 6. 47) nur 720 Millionen Bushel exportiert werden könnten.

Angesichts dieser kritischen Versorgungslage drängt der Importhandel, namentlich soweit ei durch amtliche Regierungsstellen besorgt wird, auf den argentinischen Markt, dessen Regierung ihre Machtstellung als Inhaber des Exportmono­pols zur Realisierung lOOprozentiger Gewinne auszunutzen versteht. In Nordamerika hat sich zudem auch das Transportproblem noch nicht normal gestalten lassen: die kanadischen Ver­schiffungen für Europa müssen zum großen Teil immer noch den Umweg über die pazifischen Hä­fen benutzen. Die Ernteaussichten für Europa werden einigermaßen zuverlässig erst zu ermes­sen sein, wenn der Umfang der wahrscheinlich erheblichen Frostschäden ermittelt ist.

Unter den industriellen Rohstoffen hat die Baumwolle sich nach dem vorübergehenden Rück­

schlag vor Jahreswende so kräftigerholt", daß die amerikanischen und ägyptischen Farmer alle Aussicht haben, die neue Ernte zu Rekordpreisen auf den Weltmarkt zu bringen. Die Vereinigten Staaten machen alte Anstrengungen, um die Märkte des Pazifik, insbesondere Japan , neuer­dings fest an die amerikanische Baumwolle zu binden, bevor die russische Baumwolle als Wett­bewerber auf diesen Märkten erscheint.

Bei den Genußmitteln gehören Kaffee und Ka­kao auf dem deutschen Markt voraussichtlich noch auf lange Zeit zu ausgesprochenen Luxus­artikeln: dies um so mehr, als sich deren Preise an den Weltmärkten seit Jahresfrist in geradezu exorbitanter Weise erhöht, ja fast vervielfacht haben. Wie die verarmten Völker derart ver­teuerte Früchte dieser Erde auf ihren heutigen Einkommen beschaffen sollen, hat offenbar an den Börsenplätzen keine übermässigen Sorgen be­reitet. p,

In einem Bericht der UN -Emährutigs- und 1 Laiud- wirtschaf tsorguimiisatioo wird zur e u r o p ä i- schen Weizenlage fesitgesteMt, daß aus eigenen Mitteln das tägliche Ennähirungsrndnimum von 2000 Kalorien nicht aufrecht erhalten werden kann. Die Bmieaussichten für Europa seienbe­unruhigend", für USA aheT gut.

Die Vereinigten Staaten haben Getreideüefe- ruragen in Höhe von 100 000 Tonnen zur Ver­hütung einer Hungersnot in Jugoslawien aibge- lehmt, da die amerikanischen Weizembestände bereits übembeonsprucht sind und die amerika­nische Regierung vom Eintreten einer Hungers­not nicht überzeugt ist. Außerdem wurden von der UNRRA für Jugoslawien angekauifte Kartof­feln (16 000 Tonnen) auf Anweisung der ameri­kanischen Regierung nach Deutschland umgeleiitet.

Südbaden erhält Süßstoff-Fabrik

Bei Bad Peterstal im Rendite! ersteht gegen­wärtig die erste Süßstoff-Fabrik der französischen Zone Badens, die Fa. Chemie Labor Erich Wine- feld. Die Fabrikation soll noch in diesem Früh­jahr aufgenotnmen werden. Mit monatl. Süßstoff­mengen von ca. 200 kg, die etwa 1,33 MSI. Haushaltpackungen entspricht, wind der Betrieb aulauien. Sollte es dem Werk gelingen, sich mo­natlich 600 kg Kalk zu sichern, könnte es aus Abfallsäure monatlich 2 to Gips herstellen. Die Betriebsverhältndsse sind auf jederzeitige Produk-

N eues Maria-Stu&rt-Drama

»Mary von Schottland " im StaatstheaterStuttgart

Audi der amerikanische Dramatiker Max­well Anderson bringt eine Maria Stuart auf die Bühne, eine durch das historische Urbild wohl ähnlich bedingte, aber doch ganz andere Königin von Schottland , als die von Schiller es ißt- Nicht menschlich-ideali- etisch, aber menschlich-realistisch ist da6 Stück, und der Ton in ihm ist nicht selten familiär-herzlich oder bäuerlich - rauh. Ein kleines Gefäß, aber auch gefüllt!

Es ist gut, daß che beiden Schauspiele nicht einander parallel laufen. Anderson setzt mit der Ankunft Marias in Schottland ein und endet mit der Flucht nach England und der dortigen Kerkerhaft durch Elisa­beth. Schiller dagegen beginnt sein Schau­spiel drei Tage vor Marias Tod. Bei Ander­sons Stück könnte man eine Enthauptung Marias nicht vertragen, ja, seine Mary selbst könnte nicht sterben, trotg allem Mut ihres Herzens, denn es besteht kein Sinnverhältnis zwischen ihrer Schuld und Ihrem Tod. Wohl stirht Schillers Maria un­schuldig in der Sache, wegen der sie zum Tode verurteitl worden ist, aber sie nimmt Ihr Sterben, als Sühne für eine frühere Mit­schuld an dem Tode ihres Gatten Damley, U6 der Hand des Schicksals, nicht aus der Hand ihrer Feindin entgegen. Bei Anderson eher i«t Maria überhaupt nicht schuldig am Tode ihres Mannes, ebensowenig Bothwell, und nur weil wir über denFall Stuart" so gut unterrichtet sind, sehen wir mit der un­tergehenden Sonne vor ihrem Kerkergitter euch ihr Leben eich neigen, obwohl hier für Ihren Tod keine sittliche Forderung besteht. Es ist eher traurig als tragisch, daß Maria von der scheelen Mißgunst und dem klei­nen Neid ihrer hier nicht groß gezeichne­ten Feindin gequält wird. Andersons Elisa­beth ist keine Königin mehr, die sie trotz allem bei Schiller doch bleibt; sie ist nur «ttenficbtlges Weib. Wenn man bei die­

ser Mary hier überhaupt von Schuld reden darf, so ist es die ihres Herzens, daß sie einen ungeliebten Mann wählte um der ge­sicherten Machtstellung willen, also eine ihrem innersten Wesen zuwiderlaufende Handlung begeht; aber allein schon die Ge­genwart eines eitlen Schwächlings und das Femsein des Geliebten lassen sie sühnen dafür, und es sind tatsächlich nur die Fang­arme der Gemeinheit, die diese Mary fes­seln.

Hermine Körner , die mit feinem frau­lichem Wissen das Stück in Szene gesetzt hat, richtete ihr Augenmerk besonders auf die Gestalt der Mary (ohne dabei die gut aufeinanderfolgende Gesamthandlung an irgendeinem Punkte zu vernachlässigen) und vertiefte da Dramatik und Dynamik, wo sie in diesem Stüde allein auch liegen: im Herzen derMary of Scotland". GiselaUhlen unterstützte sie dabei, und ihr schönes, starkes Spiel in der Titelrolle sam­melt die sehr guten Kräfte der Mitarbeiter an sich und gibt sie wieder zurück, den Kollegen und dem Publikum. -1z-

Brahms-Gedenk en

Im IV. Konstanzer Symphonie-Konzert

Vom unbeugsamen Aufbauwillen unseres verstärkten Städtischen Orchesters, das durch seine Programme und besonders durch die Aufgeschlossenheit gegenüber be­deutenden Dirigenten schon eine markante Prägung erhalten hat, konnte auch das IV. Symphoniekonzert im Konzil wiederum Zeugnis ablegen. Bereits in der einleiten­denEuryanthe "-Ouvertüre von C. M. v. Weber zeichnete der Gastdirigent, General­musikdirektor Wilhelm S ch 1 e u n i n g von den Städt. Bühnen Freiburg i. Br., ein rhyth­misch-dynamisch und tonlich sehr präzis ge­schlossenes Ordiesterfclangbild. In großartig zu nennendem Wachsen und in plastisch sorgsamster Eindringlichkeit holte dann Schleunings geistig feinnervige Stabführung in Brahms erster c-moll-Symphonie zu mu­sikalischen Raumformungen aus, wie «de

diesembedeutendsten symphonischen Spiegelbild der Brahmsschen Seele eben angemessen sein müssen. Im Sinne letzter musikalischer Geltung fielen diesmal wir denken dabei an den 50. Todestag des Mei­sters am 3. April d. J. und an das gleichzei­tige 70-Jahr-Jubiläum des erstmaligen Er­scheinens dieser Symphonie-Verpflichtung und Erfüllung zusammen. Das Sichtbar­machen der Untergründe schmerzlichster Leidenschaft, das Ineinanderstürzen von Tiefe und Abgrund in diesem wundervollen Werk gelang in einem markig breiten Aus­strahlenlassen der übermächtigen Klang­schichten und zeigte die Fähigkeiten des Dirigenten und des Orchesters in einer auch den verwöhntesten Geschmack befriedigen­den Gesamtleistung.

Zwischen den Orchesterwerken vermit­telte die Solistin des Abends, Frau Gertrud Steingässer, durch die Interpretation des Lisztschen Klavierkonzertes Nr. 1 in Es- dur den Einblick in ein technisch sehr sau­beres kultiviertes Spiel, das deutlich auf eine Verfeinerung und reichere Differenzie­rung der Ausdrucksgestaltung abzielt und damit der klavieristisch großgliedrigen und pathetisch gedrängten Architektonik des Werkes zugute kommt. Der Beifall der sehr zahlreich erschienenen Besucher war ver­dient und herzlich Solistin, Dirigent und Orchester wurden mit Blumengeschenken bedacht. Dr. G Lenzinger

Die Konstanzer Schubert -Woche

Die von der Stadt Konstanz anläßlich des 150. Geburtstages des Komponisten Franz Sdiußert in Aussicht genommene Schubert - Woche wird vom 22.29. Juni stattfinden. Das Programm ist dieser Tage auf einer Sitzung des Kultuiausschusses der Stadt festgelegt worden. Der Kirchenchor von St. Stefan leitet am Sonntagabend (22. Juni) die Veranstaltungen mit der Aufführung der As-dur-Messe ein. Im Rahmen eines Kammermusikabends des Keller-Quartetts spricht der Feuilletonredakteur de«Süd-

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DIE MEINUNG

SPD Zur Verfassung Südwürttembergs

Die sozialdemokratische Fraktion gab folgende Erklärung heraus:

In der ersten Sitzung des Verfassungsaius- schusses am 12. Dezember 1946 wurde dem Ab­geordneten Bock der Auftrag erteilt, einen Ver­fassung sentwuri vorzudegen. Entgegen diesem Auftrag halt der Abgeordnete Bock seinen Ent­wurf nicht so rasch wie möglich dem Ausschuß zugeleitet, sondern ihn während drei Monaten mit dem Vorstand- und der Fraktion der CDU beraten, sodaß der Ausschuß erst am 10. März 1947 zu einer zweiten Sitzung einibemxfen werden konnte. Während dieser Sitzung haben die Ver­treter dei CDU eindeutig erklärt, daß sie irgend­welche wesentlichen Aenderungen ihres Entwur­fes nicht dulden würden. Eine Mitarbeit der Ab­geordneten der anderen Parteien an den Grund­sätzen der Verfassung ist damit ausgeschlossen. Die sozialdemokratische Fraktion ist jedoch ge­zwungen, den Entwurf der CDU gerade in sei­nen Grundsätzen abzuiehmien, und daheT außer Stande, an der weiteren Beratung dieses Entwur­fes im Verfassungsaussdruß mitzuaibeiten und die Mitverantwortung für die Verfassungsvorlage zu übernehmen. Sie verlangt daher, das Volk in Württemberg und Hobenzoilem frei entscheiden zu lassen, unter welcher Verfassung es fernerhin leben will. Aus diesem Grunde fordert sie, bei der Abstimmung am 18. Mai 1947 sowohl den Entwurf der CDU , als auch die unserem Landes­teil angepaßte Verfassung von Württemberg-Ba­den zur Wahl zu stellen."

. . . und zum Frieden

Resolution, beschlossen in der Sitzung des Parteivorstanides der SPD vom 13. März 1947:

Die Sozialdemokratische Partei Deutschlands erkennt die Verpflichtung des deutschen Volkes zur Wiedergutmachung an. Das Dritte Reich hat zuerst füT andere europäische Völker und jetzt für die Deutschen selbst die Katastrophe herauf­beschworen.

Die Sozialdemokratie ist davon überzeugt, daß Probleme ökonomischer und intematdonaler Na­tur nicht mit den Mitteln nationaler Machtent- faltung gelöst werden können.

Wenn Deutschland als bloßes Objekt der An­nexionen und Reparationen behandelt wird, kön­nen Wirtschaft, Politik und Kultur in Europa nicht gesunden. Annexionen sind das am wenig­sten geeignete Mittel dar Reparationen und der Friedenssicherung.

Die Sozialdemokratische Partei hat stets in ih­rer langen Geschichte für die Gedanken des Völ­kerfriedens und der Vermeidung jeder nationa­len Ungerechtigkeit gekämpft. Nur wenn der Geist der Atlantic-Charta die kommende Entwick­lung bestimmt, kann ein Friede geschaffen wer­den, den die demokratischen und friedliebenden Kräfte als gerecht empfinden.

DER PARTEIEN

CDU Zar politischen Säuberung

Staatsko mmissar Streng von Fredburg hielt am letzten Samstag in Wlimgen in einer von der BCSV einberufenen Versammlung einen Vortrag über die politische Säuberung, und das Säube- mngsveTfabien auf Grund der neuen gesetzlichen Grundlage. Der Staatskommissar bezeddmete die politische Säuberung als eine harte aber unab­weisbare Pflicht des deutschen Volkes und ver- i breitete sich dann sehr eingehend über die ! Methode, nach der bisher die Entnazifizierung | durchgeführt wurde, und über das Verfahren, nach dem sie gemäß dem von der Beiratenden Landesversammlung der Militärregierung vorge­legten Gesetz künftig drarchgeführt werden soll. Er gab auf Grund seiner Erfahrungen der Ueber- zeugung Ausdrude, daß die große Masse der frü­heren Parteigenossen nicht Hauptschuldige und Aktivisten waren, sondern Mitläufer, die nicht immer wußten worum es sich bei der Politik Hit­lers eigentlich drehte. Das Säuberungsverfahren müsse nun gerecht und so schnell wie möglich durchgeführt werden. Nach dem Vorschlag der Beratenden Landesversammlung dürfte keine Strafe verhängt werden, die nicht im Gesetz vor­gesehen sei. Entscheidend für die Beurteilung sei die Führung in den Jahiren 1939 bis 1945. Auf keinen Fall dürfe die Denazifizierung schematisch durchgeführt werden, wie dies in der Vergangen­heit vielfach geschehen sei. Auch gewisse poli­tische Einflüsse müßten verschwinden. Das deut­sche Volk solle nicht aufs neue in zwei Lager aufgespaltien werden, sondern all jene, die sich keines Verbrechens an den Mitmenschen schuldig machten, sollten nach ihrer DemazUazderung als gleichberechtigte Mitarbeiter am Auifban eines neuen Deutschland eingeschalten werden.

Oberschw äbisehe CDU -Jugend Die Vertreter der jungen Union Oberschwaibens trafen sich am 8. und 9. März zu einer Bezirks­tagung in Ravensburg . Zwei Referate behandel­tenDie Stellung der jungen Union zn Partei und OeffenUdchkedt" undJugend und Politik". Univeirsitätsprofessor Dr. Niethammer sprach über die neue Verfassung. Aktuelle Probleme, die so­ziale Frage und die Bodenreform lösten längere Diskussionen aus. Dr. Krezdom-Schussemriied und W. Bauknecht-Albertshofen arbeiten das Pro­gramm für die junge Union aus.

3. Landesparteitag der CDU für Südwürttemberg Am Samstag, den 29, März, findet in Biberach - Riß der 3. Landesparteitag der CDU für Südwürt. temberg und Hohemzolleim statt.

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Dr. Josef Müller von der CDU in Bayern ist noch ja Berlin , um mit Jakob Kaiser unid Ernst Lemaner wichtige Besprechungen zu führen, an­dere Herren der Delegation sind von den CDU - Basprechungen nach München zurückgekehirt.

tionserweiiterung eingestellt. Schon jetzt herrscht starke Nachfrage in Kreisen der Brau-, Iimonade- und pharmazeutischen Industrie. Darüber hinaus dürfte auch das Badische Wirtschafisministetium für mögliche Kompensationsgeschäfte an der Pro­duktion saufnahme stark interessiert sein. A. K-

Die Opel-Produktion

Der Opel -Kapitän ist als erster deutscher Luxuskraiftwogen der Nachkriegsproduktion in Rüsselsheim vorgeführt worden Die augenblick­liche Kapazität des Werkes würde neben täg­licher Produktion von 15 Qpel-Blltz-Lastikiraft- wagen die Herstellung von 50 Opel-Kapitän oder 100 Opel-Olympia gestatten. Der Preis des Opel- Kapitän sojl etwa 7000 RM betragen.

Gewerkschaften prostestieren

Die Kasseler Gewerkschaften riefen anläßlich der Moskauer Konferenz alle öffentlichen und privaten Betriebe zu einem mehrstündigen Streik auf, der eine Demonstration gegen die Emäh- rungsloge, gegen die Abtretung der deutschen Ost­gebiete und gegen die Fortsetzung der Demon­tagen darsteilen sollte. Alle öffentlichen Ver­kehrsmittel im gesamten Stadtgebiet sollten für zwei Stunden stilliegen. Die Forderung nach Sozialisierung der Grundstoffiindustriien ' soll im Mittelpunkt der Demonstrationen der Gewerk­schaften Bielefelds im Rohmen der Maifeiern stehen.

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Die russische Militärverwaltung in Deutschland hat den Berliner Gewerkschaften ein Geschenk in Höhe von 12 000 t Gemüse gemacht.

Truman will Exportkontrolle verlängern

Präsident Truman ersuchte den amerikanischen Kongreß, das am 30. Juni äblaufende Exportkon- trollgesetz um ein Jahr zu verlängern. Die Ver­teilung der Exportgüter der USA sei von weit­gehender internationaler Bedeutung und ohne

kurier, Dr. Carl Wedchardt, am Montag überDie Welt Franz Schuberts ". Am Mitt­wochabend wird das verstärkte Städtische Orchester unter der Leitung von Musikdi­rektor Klug , St. Gallen , die h-moll- und die C-dur-Sinfonie aufführen. Am Donnerstag folgt ein Klavier-Abend von Berti Witt­mann und am Samstagabend ein Vokalkon- zert des BürgervereinsBodan mit Frau Hannefriedei Grether als Solistin. An die­sem Abend werden ausschließlich Lieder und Chöre Schuberts vorgetragen. Den Ab­schluß der Schubert -Woche bildet am Sonn­tag, den 29. Juni, die Aufführung der Es- dur-Messe durch den Münsterchor im Kon­stanzer Münster .

KULTURNACHRICHTEN

Wilhelm Furtwängler . Der berühmte Dirigent reist am 1. April nach Rom , um dort zwei Konzerte zu dirigieren. Damit ist eine Per­sönlichkeit wieder in das europäische Kulturleben eiugereäht, auf die wir nicht verzichten können und wollen. Auch in Deutschland geschieht al­lerlei imFall Furtwängler", der aber längst kein Fall Furtwängler mehr ist, sondern ganz was anderes. Nach dem Beschluß der Berliner Spruchkammer ist Furtwängler von politischer Belastung losgesprochen, schon eine gute Zeit. Seitdem war alles mäuschenstill. Nun berichten aber Zeitungen in Berlin , es sei neues Bela­stungsmaterial berbeigeschafft worden und die Kammer werde eventuell das Verfahren noch einmal aufnehmen Wir sind der Ueberzeugung, daß nichts herbeigesdiafft werden kann, auch von den größten Säuberungsspezialisten nicht, was irgendwie von Gewicht wäre. Aber eins läßt sich erreichen: Es kann fortgesäubert werden bis an den jüngsten Tag.

Konzertreise des Thomaner Chors Der berühmte Thomaner-Chor in Leipzig hat die Einladung erhalten, im kommenden Herbst in Moskau Konzerte zu veranstalten. Die Einladung ist deswegen besondera ehrenvoll, weil Rußland berühmt ist durch seine ausgezeichnete Vokalmu­sik. Der Thomaner-Chor wird übrigens näch­stens auch in der Schweiz konzertieren.

Freiburger Musikhochschule. Der frühere Leiter der Freiburger Musikhochschule Dr. Eridt Doflein, zuletzt in Breslau , ist als Pro-

Kantrodlgieselz könnten die initernjatioinaten. Ver­pflichtungen. nicht eWjefoalten weiden.

Lewis .gibt nach

Der Präsident der amerikanischen Bergarbeiter, gewerksdiaft John Lewis hat .seine im November letzten Jahres verkündete Aufhebung der mit der Regierung vereinbarten Anbeditisverträge zu­rückgezogen. Das amerikanische Bumctesgericht hafte bekanntlich Lewis und die Berganbeiterge- werkschaft wegen Gesetzwidrigkeit de® Streiks im Herbst v. J. zu einer hohen Geldstrafe ver­urteilt und wertere Geldbußen angedroht, wenn die s. Zt. angekündigte Aufhebung des Arbeits­vertrages jetzt nicht rückgängig gemacht worden wäre.

Nach einem Abkommen zwischen Oesterreich und der Tschechoslowakei soll Oesterreich im Sommer überschüssigen Strom seiner Wasser­kraftwerke an die Tschechoslowakei und im Win­ter die Tschechoslowakei an Oesterreich liefern.

Großbritannien und Holland haben ein Abkom­men getroffen, in dem Holland sich zur Ab­gabe derjenigen Käse-, Büchsenmikh-, Eier- und Speckmengen an England verpflichtet, die nach Deckung des Inlandbedarfes für dien Export noch zur Verfügung stehen.

Präsident Truman empfahl dem Kongreß, die Existenz der synthetischen Guirnmifabri'ken in ei­nem Mindestumfang zu sichern, der für die Si­cherheit des Landes erforderlich ist.

Die internationale Handelskammer fordert die Beseitigung aller veralteten Grenzforma­litäten wie Pässe, Visa, Poiiaeiüberprüfungea u. a. da diese die gegenseitigen Geschäftsbezieb- ungen hinderten und sich in den letzten drei Jahrzehnten stets vermehrt hätten.

Der Proteststreik der belgischen Berg­arbeiter wegen Nithteänbeziehumg der Kom­munisten in die Regierung im zentralen Kohlen­revier hat alle belgischen Bergwerke stdUgelegt.

fessor für Musikerziehung, Musikgeschichte und Theorie wieder an die Musikhochschule in Frei­burg berufen worden. Dr. Doflein kehrt an den Ort seines ersten Wirkens zurück, von dem aus er sich seinen Namen als Musikpädagoge ge - schaffen hatte.

Universität Freiburg , In der Rechts­und Staatswissenschaftlichen Fakultät haben der Ordinarius für Römisches Recht, Professor Dr Priogsheim (Oxford ) als Gastprofessor, sowie Pro­fessor Dr. Grewe (Göttingen ) als Vertreter der neugeschaffenen Professur für Oeffentliches Recht ihre Vorlesungen aufgenommen. Ein Lehrauftrag über Neuere Verfassungsgeschichte wurde der® Heidelberger Dozenten. Oberbürgermeister Dr.Gönraewein . übertragen. Der Geograph Prof. Dr. Friedrich Metz wurde mit Gewährung einer Tril- perasdon entlassen.

Universität Tübingen . Der ordentliche Professor für Moraltheologie und bisherige Rek­tor der Universität Tübingen . Dr. Theodor Stein­büchel, wurde für das Amtsjahr 1947/48 als Rek­tor wtedergewählt. Die Universität Tübingen hat zur Zeit 3500 immatrikulierte Studenten.

Universität Homburg . In Homburg an der Saar wurde vom französischen Minister für Erziehung eine neue Universität eröffnet. Sie bestritt zunächst aus einem medizinischen Institut, soll aber ausgebaut werden Der französische Gouverneur des Saargebietes. Granval, erklärte in seiner Eröffnungsrede:Ihr müßt wissen, daß Frankreich die Schlüssel der Saar den Preußen und Nazis nur deshalb entrissen bat, um sie euch zu übergeben Frankreich will euch helfen, daß ihr auf allen Gebieten selbst Meister eueres Ge schickes werdet." An der Universität Homburg werden die Professoren der Universität Nancy lehren. Sie waren vollzählig bei der Eröffnungs­feier vertreten. Das Hochschulinstitut ist im Lan­deskrankenhaus in Homburg untergebracht

GastprofessuT in Mainz . Dr. Leopoldvon Wiese , der Kölner Ordinarius für Soziologie und Präsident der Soziologischen Gesellschaft, hot zw Beginn des Sommersemesters 1947 eine» Ruf als Gastprofessor nach Mainz angenommen.

C a s e 11 a t- Im 64. Lebensjahr starb in Rom der auch in Deutschland wohlbekannte Pianist und Komponist Alfredo Casella .

Prof. Spierof. Der Literarhistoriker Pro­fessor Dr. Heinrich Spiero ist in Berlin gestorben. Er wurde 1876 in Königsberg geboren. Spiero ist der Verfasser zahlreicher literarischer Stu­dien, u, a. über Fontane , Liliencron und Raab»