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freitag, 21. März 1947
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Nr. 23 / Seite 8
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SüöiDcftöcutfchc
Chronik
Sprichroörtcr oom Tage
Wer die Kalorie nidit ehrt, ist des Schnit¬
zels nidit wert.
Der Spatz in der Hand ist besser als die
Fleischmarke vor dem Aufruf.
Wer in der ersten Woche praßt, muß in
der vierten darben.
Man soll die Marken nicht vor der Belie¬
ferung loben.
Frisch rationiert, ist halb gehungert.
Wo was „ohne", sammeln sich die Schlan¬
gen.
-Zuteile mit Weile!
Raum ist in der kleinsten Hütte für noch
zwei Familien.
Gut Ding (und ein Antrag auf ein gut
Ding beim Wirtsdiaftsamt) will Weile haben.
Wer im Glashaus sitzt, braucht die Geneh¬
migung des Wohnungsamtes dazu.
Der Horcher an der Wand hört Rundfunk
ohne Apparat.
Unrecht Gut gedeiht auf dem Schwarzen
Markt.
Wer anderen eine Grube gräbt, verlangt
Schwerarbeiterzülage.
Wer zu tauschen hat im Haus, wirft die
Sorge bald hinaus.
Bezugschein vergeht, Bedürfnis besteht.
Geldüberhang ist aller Laster Anfang.
Mit Zigaretten in der Hand kommt man
durch das ganze Land.
Rudolf Winkler
Frühlingsanfang
Am 21. März überschreitet die Sonne in
Ihrer ansteigenden Bahn den Aequator
und leitet auf der nördlichen Erdhalb¬
kugel den astronomischen bzw. kalenda¬
rischen Frühling ein. Am 21. 3. sind Tag
und Nacht gleich lang (Aequinoktium), bis
zum 21. 6. (Sommersonnenwende) verkür¬
zen sich die Nächte immer weiter, Ende
Mai beginnt die „ewige Dämmerung“, d- h.,
es wird nachts nicht mehr vollkommen
dunkel. Klimatisch bedeutet der Früh¬
lingsanfang eine weitere starke Zunahme
der Sonnenwärmkraft und Strahlungs¬
dauer, so daß die Temperaturen, kleinere,
harmlosere Schwankungen abgesehen,
nunmehr kräftiger ansteigen. Die winter¬
liche Kaltluft zieht sich allmählich zum
Polargebiet zurück. — Auf der südlichen
Erdhalbkugel, in Südafrika, Südamerika,
Australien beginnt am 21. März der Herbst
und das Winterhalbjahr.
Forschungen sind anzumelden
a. Sämtliche Personen, Institutionen,
Körperschaften und Institute, die For¬
schungen wissenschaftlicher oder techni¬
scher Art durchführen oder diese fortzu¬
setzen wünschen, werden eindringlichst
auf das Rundschreiben des Administrateur
General vom 20. Januar 1947 bezüglich der
Kontrolle der wissenschaftlichen Forschung
hingewiesen. Dieses Rundschreiben wurde
im Journal Officiell Nr. 54 vom Donners¬
tag, den 13. Februar 1947, im Ausführung
des Kontrollratsgesetzes Nr. 25 vom 29.
April 1946, (erschienen im Journal Officiell
Nr. 23 vom 11. Mai 1946) sowie auf Grund
der Verfügung Nr. 28 des Oberbefehlsha¬
bers vom 18. November 1946 (erschienen
im Journal Officiell Nr. 47 vom 4. Dezem¬
ber 1946) veröffentlicht. Die in Frage
kommenden Personen, Institutionen, Kör¬
perschaften und Institute werden aufge¬
fordert, unverzüglich den Inhalt des
Rundschreibens entweder auf dem Bür¬
germeisteramt ihrer Gemeinde oder am
Sitz der örtlichen Militärregierung zur
Kenntnis zu nehmen, sofern dies nicht be¬
reits geschehen ist.
Ein Wahrzeichen öee Oberfees
Alte und neue Erinnerungen
Im Zuge der mittelalterlichen Stadtbe¬
festigung Lindaus wurde auf der .hinte¬
ren Insel“ der Grüne Turm gebaut, der 300
Jahre seinem wehrhaften Zweck diente,
namentlich während der Belagerung durch
die Schweden im 30jährigen Krieg. Zum
Ende des 18. Jahrhunderts wurde der
Turm in ein Pulvermagazin umgewandelt.
Als 1796 Lindau von den Franzosen be¬
setzt war, beabsichtigten die Kaiserlichen
von Bregenz und Langenargen aus den
Pulverturm in die Luft zu sprengen: ihr
Vorhaben scheiterte jedoch an einem Ver¬
rat. Am 7. Mai 1800 lag eine französische
l Flotte im Hafen zur Abwehr gegen die
Oesterreicher, die unter dem englischen
Obersten Williams mit einer Kriegsflotte
fen Bodensee kreuzten und unter anderem
Konstanz vergeblich belagerten. Die Schiffe
des „Admirals“ fielen defi Franzosen bei
der Einnahme von Bregenz in die Hände
: und wurden bald darauf in Lindau vor
: dem Pulverturm versteigert.
Das massige Bauwerk am Westende der
; heutigen Inselstadt, das mit seiner land¬
schaftlich hervorragenden Lage längst zu
; einem Wahrzeichen Lindaus und des Ober¬
sees geworden war, diente nach den na-
poleonischen Kriegen nur noch als Maga¬
zin für die Bürgerwehr. Aus jener Zeit
: «zählt man folgende Episode: Bei den
■ Hebungen der Bürgerwehr-Artillerie war
aufgefallen, daß die Kanonenschüsse im¬
mer schwächer detonierten. Man ging der
Sache nach und stellte fest, daß die Her-
. z® Kanoniere zu wenig Pulver in die
Kartuschen taten und die so erzielten
Spargroschen einer Kasse zuwendeten,
*is der alljährlich im Herbst ein gemein-
' cfctoaftlidier Ausflug in die Schweiz be-
an den Lindauer Pulverturm
stritten wurde. Später wurden im Pul¬
verturm Feuerwerkskörper gelagert, bis
zuletzt das altersgraue Bollwerk, dessen
Schießscharten vermauert waren, ganz in
I Vergessenheit geriet. Im Jahre 1897 wurde
das Innere des Turmes umgebaut und zur
Sommerwohnung für den Bürgermeister
Dr. Schützinger und seine kinderreiche
Familie hergerichtet. Im oberen Stock¬
werk entstand ein Repräsentationsxaum
für besondere gastliche Gelegenheiten der
Stadt Lindau. Besuche hochgestellter Per¬
sönlichkeiten, offizielle Empfänge, Kon¬
gresse und ähnliche Veranstaltungen lie¬
ferten zahlreiche Anlässe, die das Frem¬
denbuch des Pulverturms mit Tausenden
von Namen, künstlerischen Widmungen,
Gedichten und Zeichnungen festgehalten
hat. Immer wieder rühmen die Besucher
neben der originellen Gestalt dieser Re¬
präsentationsstätte den herrlichen Aus¬
blick durch die Turmfenster auf den Bo¬
densee — den Blick, der den See fast in
seiner ganzen Ausdehnung umfaßt, dazu
die unvergleichliche Aussicht auf das ge¬
genüberliegende Schweizer Ufer mit der
Einmündung des Rheins und dem Pana-
rama eds- und schneebedeckter Berge.
Eine interessante Begegnung zwischen
dem Grafen Zeppelin und dem großen
Mimen und Münchner Generalintendanten
von Possart im Jahre 1911 hat uns Dr.
Schützinger überliefert: Der Graf sprach
von seinen Konstanzer Jugenderinnerun¬
gen in der ihm eigenen Art des liebens¬
würdigen, zurückhaltenden Plauderers. Mit
umso lebhafterem, temperamentvollem
Gegensatz trat hierzu Possart in Erschei¬
nung, der ein heiteres Konstanzer Büh¬
nenerlebnis zum besten gab. Das Münch-
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Vom Leben öer Urroeltechfen
Vor etwa 200 Millionen Jahren belebten rie-
snhafte Eidechsen das Land, beherrschten die
Gewässer und eroberten dien Luftraum. Seit et-
** 120 Jatormlliiionen sind diese Echsen ausge-
■torben, aber ihre versteinerten Skelette findet
man in uralten Erdschichten. Der sogenannte
"Plesiosauxus” trat während der Urzeit in
Stoßen Mengen in allen Meeren der Welt auf.
An besitzt Flossen mit seitwärts gerichte-
Oberarm, an dem sich der abwärtsgerfchfrete
Unterarm arisch ließt, dessen Knochengerüst durch
«hl reiche Glieder unterteilt ist, so daß die äu-
«iäch flossenfonmgen Unterarme der Länge nach
bogenförmig gekrümmt werden können.
Die Uebenbleibsel des Sauriers mit dieser Flos-
•enfonm liegen in den Schichten der Tiiasforma-
in den verschiedensten Stellungen begraben,
tüt den Prähistoriiker ist es also keine leichte
Aufgabe, die vorteilhafteste Steilung und die
Schwimnrbewegung dieser flossenartigen Eidech-
J^besne anzugeben. Demzufolge stellte man bis-
“*r in den Museen die Lage der Flossen in beäug
«Jf den Körper des Tieres nach Gutdünken dar.
Kjoaheit über die vorteilhafteste Stellung der
Russen kann aber durch Experimente mit künst-
*h nachgeahmten Sauriern geschaffen werden.
Der. Leser vorn Bodensee wind es nun in-
^easieren zu erfahren, daß seit Jahren am
Daberlinger See naturgroße Nachbildungen
•chwimnnender und fliegender Riesenechsen her-
fcoteJJt und ihre Schwimm- und F.ugfabigkeiten
•tuddert werden. Einer unserer ältesten Flug-
•ougkomstrukteure und Flieger, Ingenieur Fried-
•feh Budig, dem wir die vorliegenden Angaben
'«danken, ist der Begründer dieser neuen Wis-
■toschaft. Ingenieur Budig hat an Tragflügeln
?on Flugzeugen einen bis dahin unbekannten
®fekt entdeckt und erklärt, daß dieser Effekt
Von den Flugechsen der Urwelt und zum Tefl
'Cai den heute lebenden Vögeln beim Fliegen
■k Erfolg ausgenützt wird. Auch für den Ple-
koeaurus konnte er daraufhin die nichtige Steä-
kheg yer Flossenbeine ermitteln. Die Nachbil-
«*«g des ganzen Tieres wurde zunächst nur auf
für das Schwimmen an der Wasseroberfläche
'•osentKchen Bestandteile beschränkt der schnit-
kge Körper des Plesiosaiurus wurde durch ein
•thnattiges Boot ersetzt, an dem links und rechts
wie die Beine am Körper einer Eidechse —
{* rin Flossenbein gelenkig angebracht wurde.
De Muskeilkraft zum Bewegen der Beine des auf
wese Weise nachgebdlrteten Sauriers wurde
durch menschliche Muskelkraft ersetzt, d. h. der
Mensch sitzt im Körper des Sauriers.
In dieser Form wurde die Nachbildung des
j Tieres zahlreichen Versuchen unterworfen, auch
I in Paris, dort durch staatliche Beihilfen in staat¬
lichen Instituten. Die Voraussagen Budigs über
die Zweckmäßigkeit des Saurier-Prinzips haben
sich bestätigt. Messungen in Paris im Jahre 1936
ergaben den sehr hohen effektiven Wirkungsgrad
i von 75 Prozent. Inzwischen ist der Wirkungsgrad
der Flossenbeine noch werter erhöht worden.
Die Versuchsboote Budigs, die gelegentlich auf
dem See beobachtet wenden können, zeigen die
einfache Bewegungsform der Flossen mt ganz
außerordentliche Leistungen. Die Saurier-Flossen
der Versuchsboote werden vom Fahrer mittels
Hand- und Fußhebel in einfache Auf- imd Abbe¬
wegung versetzt. Sofort kommt das Boot auf
Fahrt, mühelos erreicht man eine Stiundenge-
schwindigkeit von 8 bas 9 km und kann die.
Strecke Ueberfingen — Konstanz — Uebeihmgen
! (32 km) zwei bis zweieinhalb mal am Tage ohne
j große Anstrengung zurücklegen. Seegang bildet
kein Hindernis wie beim Ruder. Hohe Weilen
, können längsseits befahren werden, weil die
seitlich ausladenden Flossen die Stabilität des
| Bootes erhöhen. Anstatt mühevoll zu rudern,
i schwimmt man mit dem Boot, den weichen Flos-
i semschlag mit Genuß im Körper spürend, wie die
Meeresbewohner der Urzeit.
Die Versuche Budigs haben nach diesen Ergeb¬
nissen nicht nur wissenschaftliche Bedeutung. Die
Nachfrage nach Wanderfahrzeugeu not dem
- neuen Flossenantrieb ist groß. Bei Verwendung
größerer Boote körmen größere Flossen angeord-
| net und diese können durch alle oder nur von
' einem Teil der Insassen betätigt werden. Es sind
' bereits Vorbereitungen im Gange die Saiurier-
I Boote in großen Serien zu bauen rmd zu expor¬
tieren, so daß in naher Zeit die Gewässer der
Ende ihre ehemaligen Beherrscher in neuem Ge¬
wand wiederkehren sehen.
Der längCte Winter feit I$i68
• Er wird schnell vergessen sein, der rauhe, bär¬
beißige Winter 1946/47. Aber ehe wir ihn aus
' unserem Gedächtnis barmen, soll er noch als der
längste, kälteste Winter seit 1868 festgenagelt
I werden. Bereits Ende Oktober 1946 sank das
I Quecksilber für diese Jahreszeit verhältnismäßig
] stark unter den Nullpunkt. Nach meteorologi¬
schen Aufzeichnungen begann die Kälte-Periode
' etwa um die Dezember-Mitte und hielt bis zum
Tübingen im Mär.
ner Hoftheater gastierte in den 60er Jah¬
ren mit einer „Faust“-Vorstellung, bei der
der dicke Hofschauspieler Lang, damals
der berühmteste Komiker, in der Rolle
des Schülers sich mit einem viel zu en¬
gen Kostüm abfinden mußte. Er trug den
Wams verkehrt, die Rückseite vom und
den eigentlichen Vorderteil hinten, wo
man ihn offen ließ bzw. mit Schnüren
festband. Lang mußte vermeiden, sich
dem Publikum von hinten zu zeigen, um
die falsche Blöße zu verbergen. Im Eifer
des Dialogs mit Mephisto, den Possart
spielte, vergaß sich der Komiker, und das
Publikum erblickte die mangelhafte Be¬
kleidung. Es brach ein Sturm der Heiter¬
keit und des Beifalls aus. Aber niemand
war auf den Gedanken gekommen, daß
der in allen Sätteln gerechte Komiker sich
soeben einen Fehltritt geleistet hatte. Es
war, als hätte Goethe die Wirkung dieser
Szene so und nicht anders gewollt, näm¬
lich bei den Worten des Schülers: ,Mir
wird von alledem so dumm, als ging mir
ein Mühlrad im Kopf herum“. Possart er¬
zählte zur allgemeinen Erheiterung noch,
wie anderntags der Direktor ohne Ab¬
rechnung mit der Kasse verschwunden
war, wie außerdem ein Teil der ohne Er¬
laubnis vom Münchner Hoftheater mitge¬
brachten Garderobe fehlte und wie schlie߬
lich die Künstler in Verlegenheit gerieten,
weil sie kein Geld für die Rückreise be¬
saßen. Am Ende dieser witzig geistreich
vorgetragenen Schilderung sprang Possart
impulsiv auf, trat, von der Pracht der un¬
tergehenden Sonne hingerissen, ans Fen¬
ster Lind sprach mit meisterhaftem Vor¬
trag den Monolog aus Byrons „Manfred“:
„Du herrliches Gestirn! Du Gott des Einst,
der starken Menschenrasse!“ E. L.
Die Baar als Herz der Saatzucht
Donaues chingen. Auf einer Ta¬
gung der Landwirtschaftsschule wurde be¬
kanntgegeben, daß der Landkreis seit ei¬
nem Jahr mit Erfolg bemüht ist, aner¬
kannte Saatzuchtunternehmen im Baa-
remer Klima heimisch zu machen. In grö¬
ßeren Pacht- und Eigenbetrieben der
Städte Donaueschingen und Hüfingen
werden die künftigen Baaremer Saatkar-
toffeln gezüchtet. Nach Pfohren kommt
eine Reinigungsanlage für Grassamen, der
Wartenberg wird Versuchanlage für das
Baaremer Wirtschaftsobst, in Allmends-
hofen hat sich eine meteorologische Sta¬
tion für Klimauntersuchungen niederge¬
lassen. Damit sei die Baar auf dem be¬
sten Wege, das Herz der Saatzucht für
Kartoffeln und Grassamenanbau in Süd¬
deutschland zu werden.
„Verein der Opfer des Nationalsozialismus“
Baden-Baden. Am 13. März fand
in Baden-Baden die Gründungsversamm¬
lung des „Vereins der Opfer des National-
sozialimus“ statt. Die Anregung zur Grün¬
dung des Vereins ging vom Badischen In¬
nenministerium aus, das offensichtlich die
bisher bestehenden Betreungsstellen für
unzureichend hält, um die Rechte der Op¬
fer des Nationalsozialismus wirksam in
der Oefferitlichkeit zu vertreten. Zum pro¬
visorischen 1. Vorsitzenden wurde der
vom Leiter des Sozialamtes vorgeschlagene
Redakteur Winter gewählt, der den
Vorsitz der Versammlung übernahm.
Vom pfälzischen Weinbau
Neustadt /Haardt. Während im Vor¬
jahr trotz Arbeitermangel der Rebenschnitt
in den Weinbergen Mitte März beendet
war, bereitet er diesmal der Winzerschaft
große Sorge. Nur vereinzelt sieht man
Männer zwischen den Weinbergparzellen
beim Rebenschnitt. Nässe und Wasser¬
lachen erschweren die Arbeit. Auch die
Beschaffung der Wingertsweiden bereitet
diese Jahr große Schwierigkeiten.
5. März au. Die lange Kette kalter und kältester
Tage wunde nur jeweils von ganz kurzen Zeitab¬
schnitten mit milderer Luftströmung unterbrochen,
wobei die für den Laien erstaunliche Tatsache
festausteläen ist, daß die zeitweilige Milderung
des Frostes,auf den Höhen bedeutend nachhal¬
tiger war als in den tiefen Lagen der Ebene.
Der jetzt ziu Ende gegangene Winter hatte
zwar an Kältegraden gemessen mehrfach gledch-
genrtete Vorfahren, so etwa 1890/91, 1894195,
1928/29, 1941/42, aiber an Ausdauer ist ihm bis¬
her keiner giedchgekommeu Noch in den ersten
Tagen des März, der sich ansonsten Fiühilings-
monat zu nennen pflegt, wunden Tiefentempera-
tunen gemessen, wie sie ebenfalls seit dem Jahre
1868 noch nicht zu verzeichnen waren.
Es ist nur aülzuverstämdüch, daß man nach den
Ursachen forscht, die uns diesen frostkliirrenden
und dabei schneearmen Winter besehenen. Der
Meteorologe erklärt das damit, daß sich schon
sehr frühzeitig die Ostlagen, verursacht durch
das Rußlamdhoch, durchgesetzt und soweit auf
das Festland übergegriffen haben, daß die atlan¬
tischen Warmluftmassen den Weg versperrt sa¬
hen. Das Hoch ans dem Norden und Osten war
so stark geworden, daß es sich so lange Zeit, un¬
beeinflußt von Tiefdrudcstönungen halten konnte.
Der Mensch ist von Natur aus geneigt, einen
Blidc in die Zukunft zu versuchen. So möchte er
natürlich auch etwas über die Aussichten des
kommenden Frühjahrs und Sommers erfahren.
Hundertjähriger Kalender, Lostage, Wetterregeln
und eia bißchen Aberglaube werden zusammen-
gemixt und aus der so erhaltenen Mischung glau¬
ben viele, das Wetter Vorhersagen zu können.
Aber so einfach ist die Sache nun doch nicht.
Die Natur läßt sich nicht kommandieren und
hleibt den Wunschträumen der Menschen gegen¬
über gefühllos. Sie geht ihre eigenen, uner¬
gründlichen Wege. Auch die allgemein verbrei¬
tete Meinung, daß auf einen kalten Winter un¬
bedingt ein heißer Sommer folgen müsse, ist und
bleibt daher nur eine Ansicht, der jede wissen¬
schaftliche Grundlage fehlt. Nur eines ist dem
Meteorologen möglich: Er kann auf Grund des
Witterungsverlaufs zurückliegender Jahre, die
ungefähr des gleiche Bild zwischen Winter und
Sommer zeigen, gewisse Schlüsse ziehen. Aus
den Erfahrungen von 15 Jahren mit etwa den
gleichen Käteerschemungen wie im vergangenen
Winter kann demzufolge geschlossen werden, daß
nach einem unemheittichen März und April ein
schöner Mai folgen wird. Der Juni sollte, immer
an Hand der Erfahrungen, warm werden, che
' Seit dem Wiederbeginn der Vorlesungen
steht Tübingen für den kurzen Rest des
laufenden Wintersemesters unter verstärk¬
tem Andrang auf Studien-, Wohn- und
Gaststätten. Das Mißverhältnis von Mensch
und Mitteln führt zu unliebsamen Er¬
scheinungen. Diebstähle durch Studenten
in der Universität und ihren Instituten
mehren sich. Bücher und Instrumente,
Aktentaschen und Mäntel sind unter den
Kommilitonen nicht mehr sicher. Eine
ebenso gemeine wie dumme Selbsthilfe.
Der Mangel wird für alle noch größer und
die Verwaltung ist zu bürokratischen Re¬
pressalien gezwungen. Die Universitäts-
Bibliothek hat nun viele ihrer bisher frei
zugänglichen Lesesaalbücher unter Ver¬
schluß genommen. Die wachsende Raum¬
not hat den Gemeinderat veranlaßt, höhe¬
ren Orts zu beantragen, die Stadt zum
„Brennpunkt des Wohnungsbedarfs" zu
erklären, um weiteren Zuzug zu verhin¬
dern.
Auch das Emährungsproblem kann nur
mit Hilfe besonderer Zuteilungen gelöst
werden. Sie sind durch die Ueberfüllung
Tübingens gerechtfertigt. Es wird geklagt,
nun gebe es auch in den Vororten Lu¬
stenau und Derendingen kein „anstän¬
diges” Essen mehr, weil alles voll Studenten
sitze. Auch die Volksküche muß ihren
Teilhabern kündigen und überprüft von
neuem die Bedürftigkeit. Die Kultur- und
Bildungsstätten suchen der neuen sozialen
Struktur gerecht zu werden. Das Schau¬
spielhaus gewährt den Gewerkschaftsmit¬
gliedern nunmehr im Parkett Einheits¬
preise von 2 RM. Am 14. März wurde die
Volkshochschule gegründet. An Lehr¬
kräften wie an Wißbegierigen kann es hier
nicht fehlen. Im allgemeinen verspürt das
Volk jedoch bei allem überreichen Ange¬
bot an Geist und Kultur Mangel an —
leichter Muse. „Don Carlos” mit Theo¬
dor Loos in Ehren, und nichts gegen Tho-
Konstanz. Die älteste Einwohnerin von Kon¬
stanz. Fräulein Antoinette Eggler, feierte dieser
Tage ihre* 98. Geburtstag. — Durch die Komstan-
zer Bevölkerung wurden im vergangenen JahT
26 100 Ster Brennholz für den eigenen Bedarf ge¬
fällt. — Die Schubert-Woche, die die Stadt Kon¬
stanz aus Anlaß des 150 Geburtstages von Franz
Schubert veranstaltet wind niummebr vom 22 bis
29 Juni stattfinden — Im Februar 1947 wurden
ln Konstanz 38 605 Normalverbraucher und 430
Vollselbstversorger, zusammen 39035 Versorgung®,
berechtigte Personen gezählt — Der Feuerbestat-
tungsvereim Konstanz wunde neu gegründet
Uebeiilngen. Durch vorbereitende Sprengungen
der unterirdischen Lagerräume beim Westbahn-
hof, die zum Teil ohne vorherige Benachrichti¬
gung der Anwohner erfolgten, sind beträchtliche
Schäden an Dächern und Fenstern entstanden —
In der Kreisversammlung wurde erwähnt daß
sich z Zt. immer noch 2000 Evakuierte sowie 2000
infolge der Kriegsereignisse zugezogene Personen
im Kreisgebiet aufhalten Dadurch wind die Un¬
terbringung der zu erwartenden 7000 Ostflücht¬
lingen erschwert
Lindau. Die Kriminalpolizei hat eine Einbre-
cherbande verhaftet, die in der letzten Zeit eine
Reihe von Keülerednbrikheo verübt hat. — Das
Militärgericht verurteilte einen 52 jährigen Ange¬
klagten, ehemaligen Außenfoeamten des Beschaf¬
fungsamts im Landratsamt Lindau, zu vier Mo¬
naten Gefängnis (drei mit Bewährungsfrist) und
300 RM Geldstrafe, weil er unter Benutzung sei¬
ner Amtseigenschaft bei einer Requisdtionsvor-
prüfung eine Geschäftanhaberin veranlaßt harte,
aus ihrem privaten Lebensmittellager für seinen
privaten Bedarf abzugeben. Zwei Mitangeklagte
erhielten ebenfalls Gefängnis und Geldstrafen mit
Bewährungsfrist.
Immendingen. Die Leiche des kürzlich in der
Donau ertrunkenen Mannes konnte geborgen
werden — Bei einem hiesigen Friseur wurde edn-
gebrochen Drei elektrische Haarschneidemaschi¬
nen und anderes Gerät fiel den Dieben, von de¬
nen noch jede Spur fehlt in die Hände.
Mönchweiler. Eine fünfköpfige Eimbrecherban-
de drarng nachts in die Schuhfabrik Heinzmann
ein und entwendete eine größere Menge Leder.
Sommermonate selbst dürften sich kaum durch
besondere Hitze auszeichnen, während ein wieder
warmer September einen schönen Herbst ein¬
leitet.
So kann sich die Witterung gestalten, sie muß
es aber nicht. Keine Regel ohne Ausnahme, die¬
ses Wort gilt auch für den Blick in die Wetter-
Zukunft. Der Meteorologe ist kein Hellseher,
viel weniger noch ein Wettermacher. Er kann
sich, wie gesagt, nur die langjährigen Erfahrun¬
gen zunutze machen, die aber keinesfalls das un¬
erschütterliche Fundament bedeuten, auf dem das
unbedingt sichere Gebäude der Voraussage auf¬
gebaut werden könnte. Denn auch ihm bleiben
alle jene Zufälligkeiten der Wittenmgsgestaihung
verborgen, die im Schoße cter Zukunft liegen.
Die evangelische Kirche über Schulwesen
und Entnazifizierung
Stuttgart. In Stuttgart tagten zusammen
mit Vertretern der Kirdveukanzlei che Vertreter
der Kirchenleitung in der amerikanischen Zone.
Zur Verhandlung standen vor allem zwei Gegen¬
stände: Die Entwicklung des Schulwesens und die
Entnazifizierung Man war sich darüber im Kla¬
ren. daß auf dem Gebiete des Schulwesens in
kürzerer oder fernerer Zukunft große Verände¬
rungen zu erwarten sind, durch welche die Kon¬
tinuität der deutschen Schultradition auf das
Stärkste in Frage gestellt wind. Es hat den An¬
schein, als ob jede der vier Besatzungsmächte
den Versuch machen wird, das gerade von ihr
vertretene Schulideat in ihrer Besatzungszone zu
verwirklichen. So bahnt sich ein Auseinander-
wachsen des deutschen Volkes nicht nur in der
Wirtschaft, sondern auch in der Kultur an. Für
die EKD wird es sehr schwer sein, die Einheit
zu wahren.
In Sachen der Entnazifizierung wurde ein neuer
gemeinsamer Schritt beschlossen. Es hat sich ge¬
zeigt, daß die Befürchtungen., die der Rat der
EKD vor Monaten ausgesprochen hatte, sich im
VoHmaß verwirklicht haben. Es ist heute bei kei¬
ner ernst zu nehmenden deutschen Stelle ein
Zweifel mehr, daß die Entnazifizierung eine
schwere Gefahr für die Ethik, des deutschen Vol¬
kes dar stellt - EPK -
Volkshochschule Tübingen gegründet
Tübingen. In Anwesenheit des Oberbürger¬
meisters, von Vertretern der Universität und der
Kirchen wurde die Tübinger Volkshochschule ge¬
gründet.
ma’s „Moral”. Aber „wir wollen wieders
mal etwas Rechtes”. Und das wäre? Zum
Beispiel Max Strecker, „Der fidele An¬
sager", der zweimal ein . ausverkauftes
Haus hatte. Nun hat sich auch Willy
Reichert, der urschwäbieche Humorist, an¬
gekündigt. „Halt ein lustiges Programm”.
Daneben findet freilich eine Veranstaltung,
wie das Bach-Konzert der Musikhoch¬
schule Trossingen gebührendes Gehör, zu¬
mal wenn es von Licht und 1 Gold des
Festsaals der Universität umflossen ist.
Das ist auch der Rahmen für-den Klang¬
rausch der Wagnerouvertüren des Württ.
Staatsorchesters Stuttgart.
So steht Tübingen im März seiner neuen
Epoche, in der es merklicher als andere
Städte — auch auf nichtstofflichem Gebiet,
dem vierten und fünften Stand Rechnung
tragen muß. Da die Lohnempfänger im
Durchschnitt täglich ärmer werden, werden
auch die Kothurne der Kunst niederer.
Die Saalsaison des Winters ist vorbei,
nachdem die letzten Kältewellen über
Neckar und Wasserleitungen gegangen
sind. Der neugegründete Schwäbische Alb-
verein ruft zum Wandern. Der Garten
der Natur ist wieder offen, und die Men¬
schen müssen schon wieder pflücken: vom
Holz bis zu .den Kätzchen. wg.
Zur Wirtschaftlage in Südwürttemberg
Tübingen. Staatssekretär Dr. Wüder-
muth von der Landesdirektion der Wirt¬
schaft äußerte sich vor Vertretern der
Presse über aktuelle Wirtschaftsprobleime
in Südwürttemberg und Hohenzollem.
Danach ist die Beschäftigungslage in der
Textil- und Schuhindustrie relativ gut, in
der Metall- und Holzindustrie könnte sie
befriedigender sein. Im Durchschnitt sei
die gesamte vorhandene Industidekapazd-
tät des Landes im Augenblick mit etwa
25 bis 27 Prozent ausgenützt.
I Die vom mehreren Männern auigenommene Ver¬
folgung mußte aufgegebem weiden, da dde Ein¬
brecher auf dde Verfolger mehrere Schüsse ab-
gaben
Hechingen. Die Sägewerkhadde der Firma Wild
ist bis auf dde Fundamente abgebrannt. Der Be¬
trieb ist zur Stilllegung gezwungen. Der Sach¬
schaden beläuft sich auf ruud 150 000 RM
Hinterzarten. Der Pendelverkehr zwischen Hin.
terzarten und Höllsteig muß infolge Ueberbean-
sprachung eingeschränkt werden Von sofort an
verkehren die Omnibusse nur noch zweimal zu
den Zügen In Höllsteig und am Bahnhof Hinter¬
zarten werden Zuiassungskarten ausgegeben Zur
Fahrt sind in erster Linie Schwerkriegsbeschä¬
digte, ältere Personen und Reisende mit schwe¬
rem Gepäck berechtigt
Neustadt i. Schw. Mit der vorläufigen Wahr¬
nehmung der Dienstgeschäfte des Landratsamts
Neustadt wurde Dr. Emst Bali weg beauftragt
ff. Lörrach. Der kommissarische Landrat Rudolf
Kraus ist aus dem Dienstverhältnis des Landrats-
amts Lörrach ausgeschieden.
ff. MiUlheim. Diplam-Voikswiirt Dr. Fritz Os¬
kar Höfer wurde mit der vorläufigen Wahrneh¬
mung der Dienstgeschäfte dies Landrassamts des
Kreises Müflhedim/Badein beauftragt.
Freiburg. Der Fall des seit 9. Dezember 1946
vermißten Amtsgerichtsrats Dr. Weisch aus Frei¬
burg 1. Br. hat sich jetzt aufgeklärt. Seine Leiche
wurde in dem mit Wasser gefüllten Dammgraben
bei Ihringen gefunden
Ein Jahr „Südwestfunk“!
Anläßlich des einjährigen Bestehens des „Süd¬
westfunks" wird aus dem Großen Bühnensaal des
Kurhauses Baden-Baden am 30 März eine öffent¬
liche Sendung unter dem Titel „Geburtstagsgrüße
aus Baden-Baden” von allen Sendern des ,,Süd-
westfunks" übertragen Folgende Künstler haben
ihre persönliche Mitwirkung zugesagt: Laie An¬
dersen. Magda Hain, Margot Hielscher, Geschwi¬
ster Griffel, Evelyn Kümnecke, Evelyn Rhes, Ilse
Werner, Werner Bochmann, Otto Gerd Fischer,
Will Glahe Will Höhne, Bob Iller, Michael Jary,
Hans Lorenz, Kurt Max Richter und der aus Ame¬
rika zurückgekehTte bekannte Komponist Robert
Stolz: außerdem die Kapellen Conny FischeT und
Hubert Deuringer, sowie Carl Friedrich Homann.
Die Leitung hat Rudolf Förster.
Das fidele Gefängnis in Baden-Baden
Baden-Baden. Wenn Baden-Baden auch
zur Zeit noch nicht ein reges internationales Kur¬
leben aufzuweisen hat, so soll doch niemand
glauben, hier würde sich „nichts tun"! Abgese¬
hen davon, daß wir einen Großflugplatz bekom¬
men weiden und bereits führend sind in Köpeni-
kiaden. haben wir jetzt auch eine absolut moder¬
ne, man könnte sagen surrealistische Inszenierung
der „Fledermaus" gestartet, mit einem Frosch als
Gefängniswärter, der eine wahrhaft fashionable
Ausgabe jenes sonst biederen Alkoholikers dar-
stellt. Et heißt allerdings nicht Frosch, sondern
— newnen est omenl — Geäfuß. Besagter ehe¬
malige Nachtportier avancierte in dieser unserer
avencenreichen Zeit unbekannter Größen zum
Hilfsaufseher im Baden-Badener Gefängnis, des¬
sen Lage neben dem Gymnasium ohnehin schon
andeutet, daß es zu Höherem ausersehen ist. Herr
Geilfuß war ein Mann mit Herz und vielen.
Schlüsseln- So konnte er es nicht mit ansehen,
daß seine weiblichen Häftlinge hungern und dür¬
sten mußten, während es nebenan männliche Ge¬
fangene gab, dde zuviel gute eß- und trinkbare
Dinge besaßen. Weshalb er die armen hungern¬
den Damen, wenn er Nachtdienst hatte, bei den
im Ueberfluß schwelgenden Kollegen Besuch ma¬
chen Keß. nicht ohne sorgfältig und pflichtbewußt
die Türe wieder abzuscbließen Wenn beide dann
frühmorgens satt waren, führte er die jeweilige
Dame wieder in ihre Zelle zurück.
So wurde allmählich aus dem fidelen Gefäng¬
nis ein Freudenhaus wenn Geilfuß Nachtdienst
hatte, wie sich eine der Zeuginnen ausdrückte,
oder sagen wir höflicher: ein Harem, wobei
Geilfuß ein sehr tüchtiger, wenn auch nicht ganz
ausgesprochener Eunuche war — wofür geuügdpd
Aussagen weiblicher Zeugen Vorlagen, lind
wenn es nicht andere Gefängnisimsaßen gegeben
hätte, die anscheinend keinen Hunger oder »kei¬
nen Wein hatten, so hätte dies gedlfußische I4yü
vermutlich noch länger als ein Vierteljahr ge¬
blüht. So aber gab es einen Szenenwechsel, »und
aus dem fidelen Gefängnis wurde ein Geric-dits-
saal. Der Richter war der Auffassung, daß das
schöne Lied aus der „Fledermaus”: „Das feit bei
uns so Sitte — chacun ä son goüt" keine genü¬
gende Rechtsgrundlage sei, sondern verurteilte
den „Nachtportier" des Baden-Badener Gefäng¬
nisses zu einem Jahr und 6 Monaten — diesntal
aber hinter der Zellentür und ohne Schlüssel?"-
ßoöcnfce / Rhetn / Donau