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Ruhrkahle und Bergmann
Die Engländer und Amerikaner haben sich in «Hasen Tagen in Washington unterhalten, mit ■welchen Mitteln man «Ke Kohlemprodufcöon an der Ruhr steigern könnte. Das ist in der Tat eine Frage von allergrößter Bedeutung, und man muß sich nur darüber wundem, daß es so lange gedauert hat, his man sich. entschloß, sie ernstlich in Angriff zu nehmen, im Ruhrgebiet wird tatsächlich im Augenblick kaum «Ke HäSfte der Vorktiegaproduktiom gefördert. Genau genommen «and es 48 Prozent, während beispielsweise die Saar schon 60 bis 65 Prozent erreicht hat.
Woher kommt diese Dauerkrise der Unterproduktion? Man sagt, von der mangelhaften Ernährung der Bergarbeiter. Das ist richtig, allerdings nur zum Teil. Und es war gestern richtiger als heute. Man hat geglaubt, durch Erhöhung der Rationen für die Bergarbeiter Abhilfe schaffen zu können. Aber die Arbeiter teilten diese Rationen mit ihren Famüäen und waren selbst immer noch nicht ausreichend ernährt.
Es ist richtig, daß in allen Kohleradistrrieten, In England und Frankreich , ebenso wie in Deutschland , die Kohlenförderung je Kopf des Bergarbeiters gesunken ist. Man konnte dieselbe Erscheinung nach dem ersten Weltkrieg fest- steilen. Aber damals stiegen diese Ziffern langsam und gleichmäßig. Und das ist diesmal an der Ruhr nicht der Faid. Es ist fermer wahr, daß die Maschmeoausrüstung an der Ruhr wie anderswo reparatur- und emeuerungsbediirftig ist. Die erforderlichen Anstrengungen in dieser Richtung sind noch nicht gemacht worden. Schließlich ist es auch wahr, daß die Erhöhung der Zahl der Bergarbeiter, wie sie beispielsweise in Frankreich vorgenommen wurde, in Deutschland angesichts der Bombenschäden auf erhebliche Schwierigkeiten, insbesondere in der Wohmungs- besehatffumg, stößt, die zu beseitigen man bisher noch nicht in der Lage war. Das Entscheidende aber ist nach meiner Meinung die Tatsache, daß, als gelegentlich der Moskauer Konferenz beschlossen wurde, von einer gewissen Produktionshöhe an die Lieferungen an Frankreich zu steigern, dieses Produfctionsmveau nicht nur nicht gehalten wurde, sondere, daß von da an die Produktion, die gerade im Ansteigen war, wieder aibfiel.
Da haben wir den klaren Beweis, daß die Frage des mehr oder weniger guten Willens der Bergarbeiter an der Ruhr von entscheidender Bedeutung ist. Sie werden nicht eher mit vollen Kräften arbeiten, als bis sie überzeugt sind, daß sie nicht nur für das Ausland, sondern auch zu ihrem eigenem Besten und zu demjenigen Deutsch, larads arbeiten.
Man sieht also: das Problem der Ruhrkohlenförderung hat eine technische und materielle, zugleich aber auch eine psychologische und politische Seite. Die Meinungsverschiedenheiten im Lager der Alliierten, das Fehlen einer klaren Richtlinie und eines festen Willens zusammen mit einem gewissen Schwanken der englischen Fühlungsstellen steigern schließlich noch den endemischen Zustand der Ruhr, der kaum von einem halben Dauerstreik entfernt ist.
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General Ctay erklärte auf einer Pressekonferenz vor seiner Abreise nach London , daß die deutsche KoMenproduktion ein Defizi t- gesdiäft sei. Der Verkaufspreis der deutschen Kohle betrage jetzt 2 wei Drittel desjenigen der amerikanischen Koble, eine Erhöhung stelle die ganze Preispolitik in Frage.
Mit einer Tagesleistung von 241 000 Tonnen haben die Ruhr-Bergairbeiter am 20. August einen neuen Rekord aufgestellt. Unter Einbeziehung einer Tagesförderung von 35 000 Tonnen im Saargebiet fehlen nun nur noch 4000 Tonnen arbeitstäglich an der im Moskauer Abkommen vorgesehenen Durchschnittsleistung von 280 000 Tonnen.
Die Kohtezuteilungen für die Industrie «1er Bizooe für August und September 1947 sind nach dem bizonalen Kohlenzuteilungsplan gegenüber 1946 wesentlich gekürzt. Die Industrie wird besonders von dieser Kürzung betroffen. Das August-Kontingent beträgt 52 400 Tonnen, während im Oktober 1946 der Kohleverbrauch 71 300 Tonnen betrug.
Die britische Kohlenförderung im Monat Juli erreichte den tiefsten Stand des Jahres und zwar beträgt dieser Rückgang im Wochemdurdi- schnitt e twa 600 000 Tonnen gegenüber dem der vorhergehenden Monate. In amtlichen Kreisen begründete man diesen Rückgang mit dem Jahresurlaub der Bergleute. Wirtschaftsfachleute sind der Ansicht, daß weder die britische Regierung noch die Oeffentlichkeit die Bedeutung der englischen Kohle für die europäische Wirtschaft wirklich einzuschätzen wissen. Am 21. August begannen in London Beratungen zwischen Mitgliedern des Kabinetts, Vertretern der Zentralstelle der verstaatlichten Kohlenbergwerke und der Landesgewerkschaft der Bergarbeiter über Verlängerung der Arbeitszeit in «Jen Kohlengruben, eine Einigung konnte jedoch nicht erzielt werden.
Japan wird inmerhaTb von sechs Monaten wirtschaftlich unabhängig sein, wenn es bereit ist, die Einedrränfcungsmaßnahmen zu unterstützen, mit denen eine aktive Handefeböanz verwirklicht werden kann, erklärte Mändsterpräsiclent Kefayama larut AFP . Der internationale Privathandel mit Japan wird laut BBC voraussichtlich dieser Tage offiziell wieder auf genommen werden. Eine Anzahl amerikanischer Geschäftsleute ist bereits in Tokio eingetroffen. Südena berichtet, General Mac Arthur habe die japanische Regierung ermächtigt, im Ausland eine Anleihe von 500 Millionen Dollar anfzunehmen, die durch die japanischen Goldreserven gedeckt werden würde. Reuter meldet aus Canberra , der australische Ministerpräsideot habe die Lenkung dar wirtschaftlichen Entwicklung Japans im Rafcmem eines allgemeinen Planes für die -wirtschaftliche Ordnung Ost- und Südostasiens gefordert. Es sei ungerecht, wenn Japan gegenüber den von ihm verwüsteten Ländern bevorzugt würde. Bereits früher hatte der hfindster- präsidient darauf hingewiesen, daß Australien durch seine Kriegsleistungen berechtigt sei, als Haupfpartner bei den japanischen Friedens- Verhandlungen anerkannt zu werden
SDOKDIlEt
Schuld oder Schicksal - Weizen oder Spinat
Unter dem Namen „Deutschenspiegei" erscheint bei der Deutschen Verlagsanstalt in Stuttgart eine Brosdiürensammhmg, die bisher 24 Bände (26 Nummern) umfaßt und sich mit den Problemen der Wiedergeburt eines humanistischen Deutschlands befaßt.
Betrieb«verembarun* *en in Baden
Die Forderungen der Gewerkschaften auf das MitberstHnmumgsrecht der Betriebsräte in den Betrieben stößt weitgehend — und zwar nicht nur in privaten Betrieben — auf Widerstand. Als eine der ersten Privatbetriebe in Südbaden hat die Firma Bäuerle in St. Georgen eine Befriebs- veredobareng mit dem Betriebsrat getroffen, in der sie sich u. a verpflichtet, keine grundlegenden Aenderungen des Produktionsbetriebes. Einschränkungen oder Stillegungen ohne Zustimmung des Betriebsrates vorzunehmen. Weiterhin erklärt sie sich bereit, dem Betriebsrat auf Verlangen jederzeit die Personalakten sowie die Kalkülaftionsunteriagen vorzulegen. Einstellungen und Entlassungen sind grundsätzlich nach jedem Vertrag ohne Zustimmung des Betriebs- rates rechtsungültig Die Betriebsvereinbarung hält sich wertgebend an die vom Geweiksdiafts- feuad ausgearbeiteten und vom Wirtschaftsmin i- t tonen g rtvIUgten Richteten. Gr
„Die europäische Wissenschaft und die aus ihr entspringende materielle und geistige Kultur ist das Gegenstück zu der umfassenden Ethik und dem Sozialismus der Tat, der aus Philosophie, Religion und Staateverfassung das tägliche Leben Asiens kennzeichnet“ lesen wir in der Broschüre: „Bindung und Selbstverantwortung“ von Hans Scheurig, Band 17 des „Deutschenspiegels“. Nun. auch Dksehingis Khan war Asien und nicht nur Konfuzius. Solche Art typisierende, katalogisierende Weltgeschichtsbetrachtung erinnert uns peinlich an die wissenschaftliche Methode nicht nur Spenglers, sondern vor allen Dingen des „Dritten Reiches “, die sich in Gegenüberstellungen von Weltanschauungen, Rassen und Räumen erschöpfte und vermied, auf das Gemeinsame und die Bipolarität alles organisch Gewachsenen tiefer einzugehen. Wir müssen von dieser Art Geschichtsbetrachtung endgültig Abstand nehmen, wenn wir zu neuen, konstruktiven Gedanken kommen wollen. Wir finden leider nichts davon bei Scheurich. .
Auch in Gert Tellenbach’s Schrift (Band 20 derselben Reihe) „Die deutsche Not als Schuld und Schicksal“ finden wir keine in die Tiefe gehende Untersuchung, warum gerade wir seit vierhundert Jahren immer wieder von einer Katastrophe in die andere stürzen. Wären wir wirklich Herrenmenschen, wie wir sie gerne sein wollten, und nicht nur Untertanen, so würden wir weniger vom Schicksal und mehr von unserer Schuld zu sprechen haben. Denn das Schicksal ist unabwendbar, die Schuld jedoch läßt sich überwinden. Aber um sie zu überwinden, darf man nicht Untertan des Schicksals sein. In dieser Richtung liegt auch die Behauptung, das „betäubende und anschwellende Getriebe der Wirtschaft“ bedrohe „die Möglichkeiten des Lebens als Individuum, besonders das Geschehen des einzelnen in echter menschlicher Gemeinschaft“. Wir meinen, uns würde heute handgreiflich das Gegenteil bewiesen: das unzulängliche Getriebe der Wirtschaft, der'Mangel nämlich, bedroht die Möglichkeiten des Lebens des Individuums. Und nur die Technik und die Wirtschaft sind in der Lage, diesem Mangel abzuhelfen.
Resignierendes Rückwärtsschauen auf die „Gute alte Zeit“ — in der es auch nur dem gut ging, der das Geld dazu besaß, — hilft uns nichts. Sie spricht auch aus Georg Görges Abhandlung „Vom kulturellen Lebensstandard“ (Band 23 des Deutschenspiegels), in welcher die Kultur verbunden dargestellt wird mit einem Lebensstandard, den auch vor diesem Zerstörungswerk des Krieges die breiten Massen der Arbeiter- und Bauernschaft nicht erwerben konnten. Sind diese also grundsätzlich von jeglicher Kultur ausgeschlossen? Wenn dem so wäre, dann hätte die Welt durch die Bomben nicht viel verloren. Nein hier gilt es, überlieferte Begriffe von der Kultur grundsätzlich neu zu formen. Besitzen wir denn heute tatsächlich in unseren Trümmern keine Kultur mehr? Diese Problem vermag uns Görge nicht erschöpfend aufzuklären. Er klebt zu sehr an der Ueberlieferung, er findet nicht das Fundament zu neuem Aufbau.
Huberta von Bronsart versucht dies, wenn auch auf einem praktischen Weg, dem der Landwirtschaft, und vielleicht gerade deshalb wirklich erfolgreich, weil sie in ihrer Schrift: „Weizen oder Spinat“ (Band 24 der Sammlung) Lebensformen und Wirtschaftsformen zur harmonischen Einheit bringt. Sie weist auf Grund bodenchemischer Erkenntnisse nach, daß Deutschland nun einmal kein Getreideland ist und werden kann, allein Gemüse- und Obstbau sowie Viehzucht sind seiner Bo
denbeschaffenheit gemäß. Ein Land jedoch, da« hinsichtlich seines Brotbedarfs auf das Ausland angewiesen ist. kann und darf keine Aggressionspolitik treiben, wie wir es seit 1870 unter junkerlicher Führung taten.
Konstruktives zu unserer heutigen Lage finden wir auch in der vorzüglichen Schrift von Prcrf. Lenz: „Friedrich List und die deutsche Einheit" (Band 22), in der ein umfassendes Bild der wirtschaftlichen und politischen Lage Deutschlands im 19. Jahrhundert entworfen wird. Es zeigt uns, wie der Unitarismus eines Bismarck der lachende Dritte wurde im dauernden Streit zwischen engstirnigem Partikularismus kleinstaatlicher Bürokratie und dem wirtschaftlich notwendigen kosmopolitischen Förderalismus des Kaufmanns und des Unternehmers. Man hat 1848, ein Jahr nach dem Tode List’s, des großen süddeutschen Vertreters der Wirtschaftseinheit auf förderativer Basis, in Frankfurt versucht, diese Forderung verfassungsmäßig zu verankern. Da man sich aber links der Elbe zu großzügiger gemeinschaftlicher Wirtschaftspolitik nicht entschließen konnte, verfiel Deutschland schließlich dem rechtselbischen Unitarismus.
Audi Alois Guggenberger spricht in der Broschüre: „Leibniz oder die Hierarchie des Geistes“ (Band 26) vom Geist des Kos- mopolitismus. Allerdings legt er den Schwerpunkt seiner Betrachtung auf die Monadenlehre, jenes stets sehr umstrittene System, in dem Leibnitz den von ihm als Mathematiker gefundenen Begriff der Differentiation und Integration
in die Ebene der Philosophie überträgt. Das wahre Leben aber ist — wir sagten es bereits — ein komplexer Vorgang, in dem auch das Imaginäre Realität besitzt. Mathematisch läßt es sich nicht erfassen. In diesem Sinne lehnt der Biologe MaxHartmann in: „Atomphysik, Biologie und Religion“ (Band 21) den Versuch der modernen Physiker ab, — insbesondere unter Führung Jordans — aus den Erkenntnissen der Atamphysik Gott beweisen zu wollen, nachdem sich einst, von Laplace angeführt, die Physiker um das Gegenteil bemühten. Hartmann erklärt, daß der physikalische Gottesbeweis im Grunde auf derselben Ebene liege, wie der Beweis seiner Nichtexistenz. Es geht nicht an, den Glauben — die imaginäre Komponente — vom jeweiligen Stand der Physik abhängig zu machen; denn wer weiß, ob unser heutiges Erkennen nicht von der Wahrheit noch ebenso weit entfernt Sein mag, wie das von gestern? Glauben und Naturwissenschaft stehen nicht im Widerspruch zueinander, aber auch nicht im Zusammenhang.
In diesem Sinne muß auch Leibniz verstanden werden, wie Guggenberger in seiner obengenannten Schrift darlegt. Von einer anderen, heute für uns nicht weniger bedeutsamen Seite von Leibniz sollte aber ebenso ausführlich gesprochen werden, davon, daß er nicht nur .Philosoph, Mathematiker, Theologe, Jurist, Historiker und Techniker war. sondern auch Diplomat, eine Fähigkeit, die leider der überwiegenden Mehrzahl unserer Wissenschaftler abgeht — auch deshalb war Hitler möglich. HCG.
Schon zuviel Uhren?
Aus dem Uhrenzentrum der Westechweiz wurde vor kurzem berichtet, daß vier Fabriken sich gezwungen gesehen hätten, ihre Betriebe wegen Mangel an Exportaufträgen vorläufig zu schließen. Zwar stellte sich bald heraus, daß der Grund nicht im Mangel an Aufträgen, sondern in der vorzeitigen Erschöpfung der Exportkontingente lag. Seither ist die aus Wäh- rungsgründen angeordnete Beschränkung der Uhrenausfuhr nach Dollarländern aufgehoben worden, und die Uhrenmascfainen produzieren seitdem wieder alle in zwei oder drei Tagesschichten für die uhrenhungrige Welt.
Trotzdem urteilt man in der schweizerischen Uhrenindustrie nach wie vor ungewöhnlich besorgt über die zukünftige Entwicklung. Diese Stimmen mögen sicherlich nicht zuletzt an die Adresse des auch in der Schweiz einnahmefreudigen Steuerfiskus gerichtet sein; aber es läßt sich doch nicht übersehen, daß im Weltuhrengcschäft eine Kräfteverlagerung im Gange ist, welche das faktische Uhrenmonopol der Schweiz aus den Kriegsjahren nicht unberührt lassen dürfte. Noch bewegt sich die Schweizer Produktion auf höchsten Touren und in Rekordumsätzen. Nicht weniger als 21,3 Mill. Uhren im Werte von 605 Mill. Franken hat die Schweiz 1946 auf die Weltmärkte geliefert. Wenn man diese Ziffern mit denen des Krisenjahres 1932, ja noch mit denen der absatzgünstigen Kriegsjahre vergleicht, wird deutlich, wie sehr die Uhrenindustrie zunächst von der allgemeinen Hebung der Kaufkraft voi dem Kriege und dann von der steigenden Wichtigkeit der Uhren und der ührenähnlichen Instrumente im Berufsleben und leider auch in der Zerstörungstechnik profitiert hat. Nachdem die Schweiz in den Kriegsjahren als einziges Land in der Lage- war, die zivilen Märkte mit Taschen- und Armbanduhren zu beliefern, haben seither die früheren Produktionsländer mit der Wiederingangsetzung und der Erweiterung ihrer Uhrenfabriken begonnen, insbesondere in den Vereinigten Staaten und in Großbritannien. Namentlich die Vereinigten Staa
ten haben keinen Zweifel darüber gelassen, daß sie entschlossen sind, eich eine angemessene Position auf dem Weltuhrenmarkt zu schaffen, und in Großbritannien bemüht man sich schon aus Devisengründen, wenigstens den Uhrenbedarf des Empires von der Insel aus zu decken. In beiden Ländern spielt naturgemäß die Ueberlegung eine Rolle, daß schon aus wehrpolitischein Gründen eine leistungsfähige Uhrenindustrie aufgebaut werden müsse.
Man bezweifelt in der Schweiz nicht, daß vor allem die Vereinigten Staaten über alle Voraussetzungen für die Einrichtung einer solchen feinmechanischen Industrie verfügen. Anderseits ist bekannt, daß die Konstruktion der erforderlichen Werkzeugmaschinen und Automaten, wenn die Produktion einwandfrei sein soll, Jahre der Erprobung bedarf. Den Verkauf solcher Werkzeugmaschinen an das wettbewerbsgewillte Ausland hat die Schweiz aber aus erklärlichen Gründen immer abgelehnt. Immerhin hat sie sich zur Sicherung ihrer Absatzmärkte im angelsächsischen Bereich bereit erklärt, gewisse Fabrikationsautomaten leihweise abzugeben. Nach den dabei gesammelten Erfahrungen ist von englischer Seite, wo man überdies das Schwergewicht auf die Herstellung von Weckeruhren legt, nicht so bald mit einem gefährlichen Wettbewerb in Kleinuhren zu befürchten, eher von den Vereinigten Staaten , wo man für 1948 schon eine Rekordproduktion erhofft. Anderseits fehlt die inzwischen mit der französischen Industrie gekoppelte deutsche Uhrenkonkurrenz noch völlig auf den Weltmärkten, und auch die französische hat bis auf weiteres Mühe, den Inlandsbedarf zu befriedigen. Solange aber das Mißverhältnis zwischen dem ungestillten Welthunger nach Uhren aller Art und der Produktionskraft der außerschweizerischen Industrien nicht entscheidend geändert ist (wofür wenigstens auf dem europäischen Kontinent und in England und in der Sowjetunion noch keine Aussicht zu bestehen scheint) hält es schwer, an die Echtheit der westschweizerischen Unkenrufe zu glauben.
über die Grenzen
Genf . Der bekannte italienische Philosoph und Politiker Benedetto Croce wurde von der Universität Genf zum Ehrendoktor ernannt.
Genf . Frau Roosevelt wird der zweiten Tagung der UNO -Kommission für Menschenrechte, die Ende des Monats im alten Völkerbundspalast tagt, präsidieren.
Bern . Einer der der bekanntesten polnischen Dichter, Julian Przybos , wurde zum polnischen Gesandten für die Schweiz ernannt
Bern . Die Angestellten der Handelsabteilung des Eidgenössischen Volkswirtschafts- departements erhielten von Produzenten einen Wagen mit 24 Zentnern Tomaten zum Geschenk, die anderweitig nicht abgesetzt werden konnten. Da aber dem Bundespersonal die Annahme von Geschenken verboten ist, wurde die Gabe an ein Spital weiterqe- leiteti
Bern. Seit Anfang August sind die Bezieher von Mehl künftig in der Wahl ihrer Lieferfirma frei, nachdem die Bäcker schon vor einiger Zeit die Aufhebung dieser Kriegsmaßnahme gefordert hatten.
Bern . Das Schweizerische Kaufmännische Zentralblatt hat. um den Stellenwechsel von einem zum anderen Orte zu erleichtern, eine ständige Rubrik über Wohnungstausch eingeführt.
Bern . Der Rindviehbestand ist heute rund IV* Millionen, das heißt etwa 260 000 Stück kleiner als 1939. Er hat gegenüber dem Vorjahr um 1,5 Prozent abgenommen, der Schweinebestand um 8,5 Prozent auf rund 700 000 zugenommen, ist aber noch um rund 180 000 geringer als in der Vorkriegszeit. Der Hühnerbestand ist nahezu unverändert geblieben gegenüber 1946, jedoch mit rund 5 Millionen noch um eine halbe Million geringer als in der Vor
kriegszeit. Die Schweiz bleibt demnach weiterhin auf die Einfuhr von Futtermitteln, Milchprodukten und Schlachtvieh bzw. Fleisch angewiesen.
Bern . Die Rationierung der Speise-Hafer-, Gerste- und Maisprodukte ist aufgehoben, weil in den verschiedenen Landesgegenden die bisherigen Coupons von der Bevölkerung sehr ungleichmäßig eingelöst wurden. Verfütterung bleibt verboten.
Zürich . Viele Vdehbesitzer müssen jetzt schon Heu verfüttern; die Abteilung für Landwirtschaft gestattet deshalb in den Mangelgebieten schon jetzt die Verfütterung von Futterstroh, Dreschabfällen, Futterkartoffeln, Obst und Kleie an Milchkühe. Die Kraftfutter-Winterzuteilung wird schon am 1. Oktober einsetzen, in besonders benachteiligten Gebieten gibt es schon in nächster Zeit eine zusätzliche Menge von Kraftfutter.
Zürich . Bei Schuh-Importen aus England und Amerika werden Preise verlangt, che 10 bis 15 Franken unter den einheimischen lie
gen.
Baden. Aus Paris besuchte der historische Eisenbahnzug „Le Continent” mit 50 kostümierten Damen und Herren, mit einer Crampton-Lokomotive aus dem Jahie 1852 und mit Wagen aus der Zeit von 1840 bis 1845 die Feierlichkeiten zum Jubiläum der Schweizer Bundesbahn .
Schwyz . Der Inner schweizerische Bauernbund beantragte die Erhöhung des Grundpreises für Milch auf 40 Rappen und eine Erhöhung des Getreidepreises um 5—6 Franken je Zentner. Der Preis für erstklassigen Weizen soll 32,5, die untere Preisgrenze für Speisekartoffeln soll 24 Franken betragen, die Fleischratiomerung sollte aufgehoben werden, — wünscht der Bauernbund.
Saigneiegier. Auf dem Pferdemarkt wurden für edle Hengste bös 12 000 Franken, für
Stuten bis 3500 und für Fohlen 700 Franken bezahlt.
Arosa . Vom Lichtklimatologischen Observatorium wurde dieser Tage ein Nordlicht beobachtet.
Wien . Der Alliierte Rat hat der österreichischen Regierung die Errichtung eines Amtes für Zivilluftfahrt im Verkehrsministerium gestattet
Wien . In den Abendstunden wurden wiederholt helle Feuerkugeln am Himmel beobachtet, die sich „in hyperboloiden Formen" fortbewegen. Wiener Astronomen fordern in einem Aufruf die Bevölkerung auf, weitere Beobachtungen mitzuteilen.
Wien . Normalverbraucher können in der nächsten Zuteilungsperiode wegen der von 280 auf 700 Gramm erhöhten Zuckerration statt 1550 nunmehr 1600 Kalorien erhalten.
Wien . Falls nicht die Betreuung von Kleinwaldbesitz durch geschultes Forstpersonal durchgeführt werden sollte, würde die Zahl der Studenten der Forstücfaen Hochschule den Bedarf um das fünf- und sechsfache überschreiten. Der normale Jahresbedarf an höher vorgebildeten Nachwuchs beträgt gegenwärtig 25—30.
Wien . Durch Kriegseinwirkungen sind in Wien rund 110 000 Wohnungen zerstört oder beschädigt worden; 14 492 zerstörte sind bisher wiederhergestellt. mehr als 33 000 gefährdete wieder bewohnbar gemacht.
Innsbruck . In Tirol gibt es gegenwärtig 211 Sportvereine, darunter 80 Ski- und 36 Fußballvereine mit einer Gesamtzahl von über 12 000 aktiven Mitgliedern.
Salzburg . Eine Schmugglerbande, die einen großangelegten Menschenschmuggel zwischen Deutschland und Oesterreich betrieb, wurde ausgehoben. Ein illegaler Grenzübertritt kostete 500 RM.
Mit und ohne Kommentar
Lake Success.- In der Debatte über de« Fall Indonesien beschuldigte Gnomyko die U5A, sie wollten der indonesischen Republik ihre Vermittlung aufdTängen, um den Sicherheitsrat zu umgehen.
Washington . Die amerikanische Regierung hat iht Vermittlungsangebot im indonesischen Konflikt zurückgezogen.
Lake Success. Im Sicherheitsrat legte Gromyko während der Beratungen über die Situation .auf dem Balkan , die nach einem australischen Antrag eine Bedrohung des Weltfriedens darstellen soll, sein 15. und 16. Veto ein. Der jugbslawisdie Delegierte erklärte, die griechisch« Regierung könne nur durch ausländische Einmischung am Ruder bleiben
London . Der Führer der griechischen Liberalen, Sofulis, erklärte einem Reporter von „News Chronicle”, der Sieg der „Rebellen über die Regierungsstreitkräfte sei nur eine Zeitfrage. Ein Ausweg sei nur möglich, wenn Griechenland es aufgebe, ein Bollwerk gegen die Slawen sein zu wollen.
LakeSuccess. Nachdem die General Versammlung der UNO den Anspruch Südafrikas auf Eingliederung Südwestafrika s abgelehnt und empfohlen hatte, dieses Gebiet unter die Treuhänderschaft der UNO zu stellen, -wurde der UNO jetzt offiziell mitgeteilt, daß die südafrikanischeUnion der Empfehlung der Generalversammlung der UNO n i ch t nachzukommen beabsichtige
Lake Success. Der holländische Botschafter teilte dem Sicherheitsrat mit, Holland werde niemals bereit sein, sich einem Schiedsspruch der UNO in Sachen Indonesiens zu unterwerfen, „da die UNO dort nichts zu tun habe”. Holland besitze die Oberhoheit in Indonesien.
Seattle . Der amerikanische Handelsminister und frühere Botschafter in Moskau , Harriman , erklärte in einer Rede, die Tatsache, daß amerikanische Großflugzeuge in denkbar kürzester Zeit den Atomkrieg in feindliches Land zu tragen imstande seien, sei die wirksamste Abschreckung und Garantie gegen den Einsatz militärischer Kräfte durch andere Völker. Die USA müßten „die Fahnenträger der Freiheit gegen den gierigen russischen Imperialismus" sein.
„Exchange” bezeichnet die Rede von Harriman als die schärfste, die je ein USA -Regierungs- mitglied gegen die UdSSR gehalten habe. Es ist ein Zeichen für den Geist der neuen Zeit, daß solche Aeußerumgen nicht einmal mehr diplomatische Demarchen hetrvorrufen, sondern daß führende Vertreter der führenden Länder ständig beisammen sitzen, und weiter diskutieren . ..
„Und nun gehen wir zu dem Tischchen hinüber, auf dem zwei Blätter aus der französischen Zone aufgeschl-agen liegen. DeT in Konstanz heraus- gegebene „Südkurier" streift am 18. Juli in einem Washingtoner Bericht „Die wirtschaftliche Stabilisierung Deutschlands ", deT sich vornehmlich mit den Beratungen über die Ruhrindustrie befaßt, die Direktiven an General C1 a y und registriert die „skeptische Haltung Frankreichs ”. Die Leitartikel über Deutschland scheinen gerade um diesen Zeitpunkt beim „Siid- kurier" ausgesetzt zu haben ...”
Die Neue Zeitung, 15. August
Hören wir weiter;
Lace Success (Reuter) Der Generalsekre tär der UNO , Trygve Lie , erklärte in seinem Jahresbericht, daß kein verantwortungsbewußter Staatsmann in irgendeinem Land einen Krieg beabsichtige. „Wenn die beteiligten Nationen bei ihren Bemühungen zur Lösung allgemeiner Weltprobleme die militärischen Vorbereitungen fallen lassen würden, könnten Millionen von Menschen, die unsere Anstrengungen überwachen, ihr eigenes Verlangen nach Frieden durch unsere Organisation verwirklicht sehen. Die gegenwärtige politische und wirtschaftliche Lage darf nicht IängeT als eine Folge des Krieges angesehen werden. Die Ursachen liegen vielmehr in der allgemeinen politischen Entwicklung . . ."
Vorarlberger Volksblatt , Bregenz Lake Success (DENA-ReuteT) ... Keine von Verantwortung getragene Erklärung irgend einem Lande könne sich mit der Möglichkeit eine g bevorstehenden Krieges befassen, erklärte usw .. " Wenn die betreffenden Nationen bei ihren Bemühungen, die grundlegenden Probleme der, Welt zu lösen, die militärischen Voraussetzungen beiseite ließen, könnten Millionen von Menschen usw. . .." Die Folgen des Krieges könnten jetzt nicht mehr als Hauptgrund für die wirtschaftlichen Probleme der Welt angesehen werden. Diese Probleme seien vielmehr in großem Umfang eine Folge der politischen Lage . .” Giessener Freie Presse Lace Success. (DPD.-Reuter). Die Nachwehen des Krieges seien nicht mehr die Hauptursache der wirtschaftlichen Probleme, denen die Welt gegenüberstehe. Wenn man bei dem Versuch, die Weltprobleme zu lösen, die „hoffnungsfrohe, aber dennoch wahrhaft realistische Ueberzeugung haben könne, daß kein verantwortlicher Staatsmann irgendeines Landes die Möglichkeit eines Krieges ins Auge fasse, würden sich Millionen Menschen im Schutz der Vereinten Nationen geborgen fühlen . . .”
New York . (SNB ). .Wenn die betroffenen Nationen bei ihren Bemühungen, die Grundprobleme der Welt zu lösen, alle militärischen Anstalten fallen lassen würden, dann würden Millionen Menschen, welche unsere Bemühungen beobachten, wirklich fühlen, daß ihr eigener unbestreitbarer Wunsch nach Frieden durch diese Organisation gefördert würde
„Die Gegenwart , die an das krankhaft nervöse Tempo der Entwicklung auf manchen Gebieten gewohnt ist, möchte auch von den VereintenNationen rasche und große Wirkungen sehen und übersieht dabei die ungeheuren Schwierigkeiten ersprießlicher internationaler Zusammenarbeit. Auf diese Schwierigkeiten weist der Bericht (Trygve Lies ) einleitend hin, indem er eindeutig erklärt, die Arbeit der VereintenNationen werde durch die politischen Auseinandersetzungen der Großmächte stark behindert usw. Die neue Welt ist nicht wie die alte in sechs Schöpfungstagen hervorzuzaubem ... Da gibt es nur eine Parole, die allgemein gültige Parole einer zerstörten Welt: Geduld."
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Aus einem Kommentar der Neuen Zeitung, München , vom 15. August (siehe oben). Der Platz für Nachrichten sdieiirt gerade um diesen Zeitpunkt bei der ..Neuen Zeitung’* knapp gewesen
Es ist interessant, welche Zeitungen welche Meldungen kommentieren, und wie. Ebenso interessant ist es aber auch, zu untersuchen, welche Zeitungen weiche Meldungen veröffentlichen, in. welches* Fcxnn, und warum. Denn: Nachrichten, sind heilig, Kommentare sind frei .,.
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